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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0567
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Emder Eheordnung 1596

rendedinge 10 in der christlicher bruidtlacht 11 nicht 12
togelaeten noch gestädet werden, up dat de jegen-
wordicheit Godes und syn segen, des wy nicht ent-
behren konnen, van uns nicht afgedreven und dar-
jegen dem duvel sampt allem unheil ruhm und platz
gegeven werd, poena 20 goltgulden 13.

7. 14 Niemand soll syne doere schluten noch mit
gewalt toholden und bewahren laeten, dat nene der-
jennen, so geladen, wen idt en gelievet, to huß gaen
moegen, sondren men soll einem jeden frey laeten
to scheiden, wenn idt eme gelievet, poena 5 golt-
gulden.

8. Idt soll ock en jeder, he sy junk edder olt, sick
vor de klocke twolve na huß ane ummeschweven

woll ick gelikewoll (woe vorhen) twe gesellen darup
holde und mit aller nottruft versorge und den dienst
van dem rathuse getruwlich verwalte und bedene
(Stadt-A. Emden, 1. Registratur 422, S. 30; A.
Kappelhoff, 84). Der Rat, der die Kündigung an-
nahm (das Entlassungszeugnis vom 20. März 1597
im Stadt-A. Emden, aaO. S. 33f., abgedruckt bei
Kappelhoff, 86) ließ einen „goldenen pennink“
anfertigen, den er Conradi verehrte, „omme datt he
sick beklagede, datt hem in sin vorval mydt der
nyen eeordinge groete affbrock geschen was“
(Stadt-A. Emden, Kämmerei-Registratur II/27, 20;
Kappelhoff, 86f.). — Zur Haltung des Kirchen-
rates gegenüber dem Spielen von Tänzen s. oben
S. 478, Anm. 16.

10 Ostfr. Monatsbl.: so soll neen danzen, uppicheit und
naerendedinge. — Narrendedinge = Narrenpossen;
vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch VII (1889),
382 f.

11 Ostfr. Monatsbl.: bruetnacht.

12 Ostfr. Monatsbl.: „nicht“ fehlt.

13 Anstelle der letzten beiden Absätze heißt es 1607 fol-
gendermaßen: 4. Die borger mögen in ehrem brudt-
lachten wol fremde bieren unde ock wyn, so idt en
belevet, mede schenken; doch sal niemand van wyn
edder bier ein dem anderen in der ganzen tydt der
wahrenden brudtlacht by groten maten todrinken
noch malkander dringen, umme bescheit to don,
sunder einem yderen fry laten, so vele to drinken,
als em believet, up dat gulsicheit unde drunken-
schap, darut ein unordentlick wesen volget, by den
christlicken brudtlachten nicht gescheen noch ge-
spöret werden, poena einem yderen ein goldgulden.
- 5. Darmit ock der jungen jöget nene orsaeke tom
nachtsitten unde ydelheit werde gegeven, so sol dat
danzen spelen, danzen, uppicheit unde alle ander
narrendedingen van untuchtigen don heten und suß
in der christlicken brudtlacht nicht togelaten noch
gestadet werden, up dat de jegenwordicheit Gades
unde syn segen, des wy nicht entbehren könen, van
uns nicht affgedreven unde darjegen dem düvel sampt

up der straten edder einige ander huße antolopen 15,
verfoegen, dergestalt, dat wen 16 de klocke twalve
geschlagen, niemand, de dar im huße nicht beschei-
den 17, mehr gefunden werde, poena ein jeder per-
son 6 gulden 18.

9. Nene bruidtlachten 19 sollen länger alse twe da-
gen geholden werden, am drudden dage averst moe-
gen die, so willen, etlycke öhrer sibbesten 20 frunden
nodigen und darmit na oldem gebruicke endigen 21,
poena 10 goltgulden.

10. Und dewyle de schafferen und schenkeren,
welcken in den bruidtlachten 22 to deenen sall ver-
loevet syn, van einem erb. raet darto bestellet und
beehdiget sollen werden, so sollen se vlytige acht

allem unheil ruhm, plätze gegeven werde, poena als
in de loverbieren [!] einen jederen 5 gulden unde den
brudigam 10 gulden, im fal he darin verhelen muchte.

14 Ordnung von 1607: 6.

15 Im Ostfr. Monatsbl. fehlt der Passus „ane... anto-
lopen“.

16 Druckvorlage: men. Das Ostfr. Monatsbl. wie der
Text.

17 Druckvorlage: gescheiden. Das Ostfr. Monatsbl. wie
der Text.

18 Der entsprechende Absatz lautet in der Ordnung

von 1607: 7. Idt sol ock ein yder, he sy junk edder
olt, stracks to twelf uhren, wen de schenker hefft an-
gekloppet, sick na hüß, ahne ummesweven up der
straten edder enige ander hüser antolopen, verfögen
dergestalt, dat wen de klocke twelf geslagen, na dem
ankloppen des schenkers niemand, die dar im hüse
nicht is bescheiden, mehr gefunden werde, poena
einer yderen person 3 gulden. [Daran schließt sich
noch folgender Absatz:] 8. Dar ock jemand tor ver-
makinge [ = Unterhaltung] der geselschap enige mu-
sicam, instrumentale edder vocale, gebrücken wolde,
die sol darto beropen allein den orgalisten oder deser
stadt spoelman sampt synen discipulen unde nie-
mand anders, welcke dennoch nicht anders als christ-
licke loffsange unde ein stevige [ = kräftige] unde se-
dige music, overst ganz unde gaer nene danzen edder
springende music spelen noch singen sollen, poena
dem brudigam edder synen olderen, wo ock besun-
der einem anderen ingeförten speelman, yderen 10
goldgulden. 19 Ostfr. Monatsbl.: bruetnachten.

20 Ordnung von 1607: sibbesten unde besten.

21 Ordnung von 1607: unde darmit de brudtlacht slu-
ten. - Die Polizeiordnung der Gräfin Anna gesteht
für die Hochzeitsfeiern höchstens zwei Tage zu (oben
S. 408f. mit Anm. 36), während die Emder Polizei-
ordnung von 1508 eine dreitägige Feier - von Sonn-
tag bis Dienstag - gestattet und außerdem erlaubt,
den auswärtigen Gästen am Mittwoch eine Mahlzeit
zu geben (JbE 2, 1 [1875], 115).

22 Ostfr. Monatsbl.: bruidtnachten.

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