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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0570
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Grafschaft Ostfriesland

1.

Van anneminge der predigern up dem huse
Lützborch.

Der prediger, so up desem huse Lutzborg und in
deser unser gemene soll angenamen werden, soll erst-
lich van wegen syn person ein gudt getucheniße heb-
ben und darna van wegen syn ambt opentlyck vor
de gebedende overicheit deser herlicheit Lutzborg 8
bekennen, dat he de lehre der propheten und apo-
stolen, in den olden und nien testamente vorvatet,
vor einen genochsamen grund der salicheit in Christo
gelöve und ungetwivelt holde 9.

Darna sall he syck erkleren, effte he ock bekenne,
dat de catechismus, dorch de prediger to Embden
gestellet 10, sy gefundirt up de lehre der propheten
und apostolen, und belave 11, dat he de gemene to
Lutzborch in enicheit solcker reiner lehr, ceremo-
nien, ordnung und disciplyn getreuwlick und be-
stendich dorch Christi genade wedder alle falsche
lehre und unordnung will helpen erholden 12.

Endlick soll he syck ock erkleren, effte he ock wil-
lens sy, sinen denst in lehr und leven ohne ergerniße
vormiddels gottliker hulpe to vortreden, und in man-
gel deßen syck der kerckenordnung und disciplin
underwerpen wolle 13.

Und wen he nu hirup duitlick genoch respondirt
hefft und sick etlike mal in der gemene hören laten,
also dat sine gaven gudt und erbouwlich gefunden
werden, alsden kan he im namen Jesu Christi van
de gebedende overicheit deser herlicheit Lutzborg
in sinem denste bestediget werden.

8 Der Herr zu Lütetsburg nahm das Pfarrbesetzungs-
recht für sich in Anspruch. Das Recht der freien Kir-
chenbestellung war den Gliedern der Ritterschaft für
ihre Herrlichkeiten durch die Konkordaten bestätigt
worden; vgl. oben S. 423 f.

9 Die Frage entspricht fast wörtlich (nach der KO von
1594) der zweiten Frage, die in Emden bei der Be-
stätigung vor der Gemeinde an den neuen Prediger
gerichtet wurde; vgl. oben S. 483.

10 Zum Emder Katechismus von 1554 vgl. Einleitung,
oben S. 331 f. mit Anm. 63.

11 = gelobe; vgl. Doornkaat Koolman I, 139.

12 Die Frage entspricht teilweise wörtlich (nach der KO
von 1594) der in Emden an den neuen Prediger ge-
richteten dritten Frage (oben S. 483); nur daß eben
die Lütetsburger Verhältnisse berücksichtigt sind.

2.

Van dem ambte der predigern in der gemene
to Lutzborg.

Datt amt der predigern, effte idt woll mennigerley
stucke in sick vorvatet, so is doch dat erste und vor-
nemste, so in der vorsamlinge geschutt, de vorkun-
diging der reinen lehr na der richtschnor gottlikes
wordes und der articulen den [!] christliken gelo-
vens 14.

Welckes alhir to Lutzborg geschehen soll erstlich
alle Sondagen, doch deser gestalt: dan van Gregorio
den 12. Martii an bet up Lamberti den 17. Septem-
bris des Sondags vor de middach twemall gepredigt
soll werden. Und soll de erste predige to 7 uhren an-
gefangen unde to 8 uhren geendiget werden. In deser
predige soll anders nicht als de Embder Catechismus
ordentlich gelehret und vorklaret werden. Und sall
sick der prediger beflytigen, dat he innerhalb vor-
gemelter tydt, welckes gerade ein half jar is, den
catechismum absolvire und endige 15. Und sollen tom
ingang solcher predige, de tydt to gewinnen, ein
spröck ut der bibel, darin de summa deß, so ut dem
catechismo soll gelehret werden, kortlick vorvatet,
vorgelesen, edder ock datsulvige hövetstuck, darin
men versirt, allein gelesen werden. Averst so de tydt
dar is, soll tom ingange der predige de ganze hövet-
stucke der christliken lehre, als de tein gebaden, de
articuli des christliken gelovens, de insettinge der
döpe und des h. aventmals, der befehl Christi van
der kerckentucht mit dem Vader unse des unvor-
stendigen gesindes halven der gemene duitlick vor-

13 Die Frage entspricht fast wörtlich (nach der KO von
1594) der in Emden an den neuen Prediger gerich-
teten vierten Frage; vgl. oben S. 483.

14 Enge Anlehnung an den entsprechenden Absatz der
Emder KO von 1594; vgl. oben S. 484.

15 Ein halbes Jahr sieht, entsprechend der Tendenz des
Katechismus selbst (die auf zweimalige Durchnahme
im Jahr gerichtet ist), auch die Emder KO von 1594
jeweils für die Behandlung des Katechismusstoffes
vor; vgl. oben S. 486 f. und Anm. 30. Daß die Kate-
chismuspredigt für Lütetsburg nur für das Sommer-
halbjahr vorgesehen ist, erklärt sich aus der Entfer-
nung, die die Norder Gemeindeglieder zurückzulegen
hatten, um den Gottesdienst zu besuchen (vgl.
Anm. 17).

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