Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0572
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Grafschaft Ostfriesland

der jodischen wyse van nie 23 an wedder holden dage
und maente 24 und feste unde jartydt, töget 25 ock an
den schaden, so sie darut bekamen werden, dat he
vellichte ummesuß hebbe an sie gearbeidet. Den dat
Paschefest wie dan ock datt Pingsterfest und alle
andere feste im olden testamente seind ein vorbilde
gewesen up Christum, so dar kamen scholde und nu
gekamen is. Dewyle averst de korper sulvest is in
Christo, so sind nu dorch sine tokumst 26 alle feste
des olden testaments upgehaven. Und egentlyck to
reden, so erkenne wy in unsere gemene gene andere
feste als den Sondach 27, und sollen derwegen in unser
gemene gene feste und vyrdage, van den pavst den
apostolen und andere vorstorvene hilligen und der-
gliken vorordenet, geholden werden. Jedoch den ge-
menen man in siner schwackheit to denende, kan
men noch woll holden de gedechteniße der beschni-
dinge Christi 28 to ein errinnering des genadenbundes
twischen Gott und uns, des trostliken namens Jesu
und einen glucklichen anfang des anganden nien jars.
Darto ock de gedechtnuß der uperstandinge Christi
van den doden und sending des h. Geistes am Pingst-
dage und der gehort Christi mit den twe nafolgenden
dagen samt Charfreydag und hemmelfartsdag, nicht
ut superstition, sondren tor betrachtung der vor-
nemsten wolldaden Christi 29, so uns up solcke tyden
erkleret und vorgeholden werden. Darmit averst de
lehre van der uperstandinge, sending des h. Geistes
und gebort Christi desto utforliker moge tractirt wer-
den, kan men woll na hir landes gebruck am ersten
dage twe predigen dohn, de ene vor de middach und
die ander na de middach, an de andere beide dagen
nu eine predige vor de middach.

Idt soll ock vor den Ostren de historia des liden-

23 = von neuem; vgl. Schiller und Lübben III,
186. 24 = Monate; vgl. oben S. 454, Anm. 15.

25 = zeigt; vgl. dazu oben S. 378, Anm. 58.

26 = Ankunft; vgl. oben S. 92, Anm. 2.

27 Eine radikale Verwerfung aller Feiertage mit Aus-
nahme des Sonntags hatte besonders Bucer verlangt,
so in seiner 1524 auch im Namen seiner Kollegen ver-
faßten Schrift „ Grund und ursach auß gotlicher
schrifft der neüwerungen an dem nachtmal des her-
ren, so man die Mess nennet, Tauff, Feyrtagen, bil-
dern und gesang... zu Straßburg fürgenomen“
(Martin Bucers Deutsche Schriften I, hrsg. v. R.
Stupperich. 1960; vgl. ebd. 262ff.); vgl. Leiturgia
I, 498ff., bes. 507f. (G. Kunze).

des und stervendes Jesu Christi mit sinen fruchten
kortlyck erkleret werden. Und soferne idt erbouw-
lick und der christliken overicheit gefellt, kan men
ock woll van vastelavent an bet up Ostren an platz
der evangelien die historiam der lenge na der ge-
mene vollenkamelyck und grundlick vordragen und
erkleren und am Charfreydach endigen 30; averst in
desen allen soll men sick na gelegenheit der tydt und
tohörer und erbouwinge der kercken richten.

Wen de vorstaende nott der kerken edder des lan-
des erfordert, dat gemene vastel- edder bedeldage
angestellet werden, soll solckes der gemene in vor-
gander predige mit vormaninge tor christliken vor-
bereiding angemeldet werden, und soll an solckem
dage twe predigten geschehen, eine vor middach und
die ander na de middach, in welcker predigten na
gelegenheit der tydt sollen solcke texten ut Gades
wort erwehlet werden, darut dat volk sonderlyck tor
bote und anderen nottwendigen stucken tor gott-
salicheit im geloven erbouwet werde 31.

4.

Van den gesengen in den kirchen zu
Lutzburg.

Dewyle der apostel Paulus 1. Cor. 14 vermanet,
dat der gadesdenst soll in bekander und vorsten-
diger sprake vorrichtet werden, so schölen gen lati-
nische gesenge, van den pauwst edder sonsten van
einen anderen gemaket und vorordenet, in unser ge-
mene gesungen werden, sondren Gott soll mit bede-
und lavepsalmen edder geistlike leder na der mate-
rien der volgenden predig ut den embdischen und,

28 1. Januar. - Die Angabe der Bedeutung des Festes
entsprechend der Emder KO; vgl. oben S. 484 bei
Verweisziffer 16.

29 Vgl. Emder KO, aaO. S. 484.

30 Eine ähnliche Anordnung enthält die KO der Kur-
pfalz von 1563; vgl. W. Niesel, Bekenntnisschrif-
ten und KOO... 3, 205.

31 Dieser Absatz lehnt sich eng an den entsprechenden
der Emder KO (oben S. 487 ff.) an, jedoch unter Be-
rücksichtigung der Lütetsburger Verhältnisse (zwei
Predigten; im Gegensatz zu Emden und Microns
Ordinancien, unten S. 660, keine Erwähnung der
Abendmahlsfeier).

540
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften