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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0620
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Grafschaft Ostfriesland

und erbarkeit nach dem wort Gottes regieret 28 und
erhalten werde; darumb werden sie auch von Paulo
a 1. Cor. 12 [28] (a) regenten a genennet. Unter disen zweien ge-
schlechten der eltisten ist einer auß ihrer zale der
vornemest, darzu ordentlich b erwehlet 29, auf daß
durch seine autoritet ein eintrechtige vergleichung
unter allen in allen dingen nach dem wort Gottes
gehalten werde 30. Und dieser ist von k. m. in ihrem
privilegio genennet superintendens, das ist aufseher.
Die diaken aber tragen sorge für die armen der ge-
mein 31. Wie aber obgemelte diener der kirchen, csu-
perintendens, eltisten und diaken oder almosen-
pfleger, din unser christlichen e gemeine erwehlet
und in ihrem dienst bestetiget werden, wollen wir
zum anfang ordentlich erkleren.

Cap. II.

Von der wahl der diener.

Was vor der erwehlung der diener geschehen soll.

Wenn die gemeine eines dieners oder mehr not-
a Act. 13 [2f.] dürftig ist, so wird alsdenn nach der ordnung (a)
Gottes ein gemeiner gewisser fasttag durch die el-
tisten angestellet, welcher tag darnach von der kan-
zel der ganzen gemeine verkündiget wird, auf daß
sie samptlich (sofern es müglich ist) auf den be-

a) regenten] N: Regimenten b) N <ordentlich>

c) N <diener der kirchen,>

d) N <oder almosenpfleger, > e) N <christlichen>

Cap. II f) fleiß] N: viericheit

g) Die Randzählungen fehlen in N.

h) N + ende Godsalighe

i) einsprechen] N: aenblasen

k) erbauung] N: vermeerderinge

stimpten tag zusammenkommen und den Herren
mit ernst und fleiß f bitten, getreue diener der ge-
meine von ihm zu erlangen 32.

Was an dem fasttag geschicht.

Als nun die gemeine für neun uhren zusammen-
kommen ist und einen | psalm 33, zu der sach die- f. 3
nend, gesungen hat, so tut der diener eine predigt,
in welcher dise hauptstück insonderheit tractiert
werden:

Erstlich wird bewiesen, warumb es notwendig sey, I. g
in der wahl der diener einen (a) gemeinen fast- und a Act.13[2f.]
bettag zu halten, nemlich darumb, daß getreue h
diener der gemeine nicht gegeben werden durch
einige menschliche weißheit oder klugheit, sonder
allein durch eine (b) sonderliche woltat Gottes. (c) b Ephe.4[11]
So vermanet denn der diener die gemeine, daß ein c Matth.9[38]
jeder nicht allein in der gemeinen versamlung, son-
der auch daheim in seinem hauß ernstlich bitten
soll in einem warhaftigen fasten und nüchtern ge-
müt, daß Gott der Herr seiner gemeine in dieser wahl
der diener durch seinen Geist beystehn und die wahl
mit seinem göttlichen einsprechen i zu der ehren sei-
nes eingebornen Sohns und zu einer gottseligen er-
bauung k seines reichs in unserer gemeine regieren
wolle. Darnach wird das ampt der diener, so man II.

32 Ähnlich Bucers Wahlvorschlag von 1538, Punkt 1
(Gebet bei der Wahlvorbereitung) und 4 (Fasten bei
der Einsetzung der Diener); vgl. oben S. 482, Anm. 4;
dazu S. 561 f. Entsprechend auch Calvin, Inst.
1543; vgl. oben S. 566 mit Anm. 5.

33 Utenhove hatte für die Gemeinde 1551 eine gereimte
Version von 25 Psalmen geschaffen, zu denen noch
einige Gesänge gefügt waren; das Ganze war mit
Gesangweisen versehen. Nach und nach wurde die
Sammlung erweitert, so daß 1566 (nach Utenhoves
Tod) eine vollständige Sammhmg erschien, die im
Gebrauch jedoch bald durch Dathens Psalmenbuch
(vgl. oben S. 485, Anm. 25), in das freilich auch einige
Gesänge Utenhoves eingingen (vgl. oben S. 486,
Anm. 27a), abgelöst wurde. Ausführlich darüber
F. Pijper, 77ff. 213ff. (ebd.auch über die verschie-
denen, teilweise zu Emden erschienenen Druckaus-
gaben); vgl. auch M. Woudstra, 92ff. 141ff.; A. A.
v. Schelven, Vluchtelingenkerken, 77f.; J. Linde-
boom, 17f. - Uns liegt folgende Ausgabe vor: „25.
PSALMEN end andere ghesanghen diemen in de
Duydtsche Ghemeynte te Londen/was ghebruy-

28 Zur Lehre von der Regierung der Kirche Christi
durch die Amtsträger bei Bucer s. oben S. 560 f. mit
Anm. 63f., bei Calvin oben S. 565 mit Anm. 4. Un-
sere KO ausführlicher darüber unten S. 589. Zur Re-
gierung der Emder Kirche durch den Kirchenrat s.
oben S. 497 ff. mit Anm. 84 ff.

29 Ebenso Bucer; vgl. oben S. 560 mit Anm. 60.

30 Bewahrung der Lehre beschreiben schon die ostfrie-
sischen KOO von 1529 und 1535 (oben S. 361f. 383ff.)
als wichtigste Seite des Superintendentenamtes.
Hierin wie in der Anleitung zur Lehrvergleichung
sah auch a Lasco seine Hauptaufgabe als ostfriesi-
scher Superintendent; vgl. oben S. 322 ff.

31 Dies ist auch bei Bucer die Hauptaufgabe der Dia-
konen; vgl. oben S. 559 ff., Anm. 59. 65.

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