Microns Ordinancien (1554) 1565
II.
Der diaken
dienst in zweien
stücken gele-
gen. l
III.
b Act. 6 [3]
c 1.Tim.3[8ff.]
IV.
f.8
al.Tim.6[17-19]
Luc. 12 [15-21]
Esai. 58 [7ff.]
2. Cor. 9
I.
II.
b 1.Sam.2[7f.]
III.
Darnach wird erklert, das der dienst der diaken
nicht in dem singen des evangeliums in der kirchen,
sonder vielmehr in diesen zweien stücken gelegen
sey, nemlich in dem ernstlichen versamlen der al-
mosen und in dem getreuen und fürsichtigem auß-
teilen derselben 39.
Zum dritten wird gemeldet, was männer man zu
diaken wehlen soll, nemlich solche, in welchen man
die ding, so die (b) apostelen in der wahl der diaken
angemerkt haben, befind, (c) und wie Paulus von
ihnen leret.
Zum vierten wird erkleret das ampt, sowol der
reichen als der armen in der gemeine, gegen den
diaken m, nemlich daß es den reichen ampts|halben
zustehe, (a) daß sie gern und williglich, auch reich-
lich die almosen geben zu hülf und unterhaltung der
armen.Von dem ampt der armen gegen den diaken n
wird geleret: Zum ersten, daß sie also sollen ge-
sinnet sein, daß sie andern mehr begerten hülfich
(so es in ihrem vermögen were) dann beschwerlich o
zu sein. Zum andern, daß die armen sich nicht sche-
men sollen ihres armuts, (b) welches von Gott kompt,
gleich wie reichtumb, und daß sie darumb die al-
mosen mit gutem gewissen von den diaken entpfan-
gen mögen. Zum dritten, daß die armen in der
empfahung der almosen bedenken sollen, daß sie
die almosen zu ihrer unterhaltung empfangen, nit
als auß den henden der menschen, sonder auß den
henden Gottes, und derhalben schuldig sind, die-
selbige erbarlich und mit aller dankbarkeit, ohne
einige bitterkeit und widerbellen zu empfangen, und
daß sie dieselbigen als gaben Gottes messiglich zur
notdurft gebrauchen und nicht zum uberfluß oder
wollust mißbrauchen sollen.
Nachdem solche predigt volendet ist, ermanet
der diener die gemeine fleissigp zum gebet umb
einen glückseligen fortgang der wahle aller diener
(welche auch da vorhanden seind),und mit heller q
stimme bettet er also:
rO Herr Gott, himlischer Vater, durch welches
woltat es allein geschicht, daß wir gute und getreue
diener in deiner gemeine haben, und ohne welches
hülf menschliche arbeit genzlich nichts vermag, wir
bitten dich, o allerheilichster Vater, daß du dise un-
sere gemeine (für welche dein lieber s Sohn | Jesus f.9
Christus sein unschuldigs blut vergossen hat) für
allen falschen dienern, die du in deinem zorn zur
straffe der undankbarkeit der menschen sendest,
bewaren wollest, und geben gottselige, getreue und
ernsthaftige diener N. N. (hie soll man entweder die
predicanten oder eltisten oder diaken nennen), daß
sie ihren dienst, folgende deinem göttlichen willen,
zur ehren deines namens und zu erbauung unser
gemeine außrichten mögen. Regier unser aller her-
zen, rat und stimmen t in dieser erwehlung der die-
ner, daß wir deine ehre allein für augen haben, auch
die allein in deiner gemeine erwehlen, die deine ehre
für augen haben, ihren dienst aufrichtig und treu-
lich bedienen mögen. Erhör uns, allergnedigster
Vater, die wir deine hülf demütiglich begeren, durch
den namen deines lieben Sohns, unsers Herrn Jesu
Christi. Amen.
Und auf daß das gebet der ganzen gemeine desto
feuriger sey, so wird hernach das nachtmal unsers
Herren Jesu Christi mit aller andacht gebrauchet 40
nach der form, wie darnach beschrieben wird.
Zu zweien uhren nachmittag wird w iderumb ein
predig getan, in welcher weitleufiger erkläret wird
das ampt der diener, welches in der morgenpredig
nit künt gnugsam erkläret werden. Und die gemeine
wird abermals zum gebett ermanet. Und also wird
der ganze tag mit predigen und allerley göttlichen
ubungen zubracht, mit fasten und betten, daß Gott
die künftige wahle der diener durch seinen heiligen
Geist umb Christus willen seliglich regieren wölle u. |
Cap. III. f. 10
Form und weise
der erwehlung der diener.
Wiewol wir allen anderen christlichen gemeinen
ihrer freiheit lassen, so halten wir doch in der wahl
l) N <Der... gelegen.>
m) den diaken] N: de Diakenen
n) den diaken] N: de Diakenen ende de gansche ge-
meinte o) beschwerlich ] N: swaerlick ende lastich
p) fleissig] N: eigelick q) heller] N: luyder
r) N + Een Ghebet. s) N <lieber>
t) stimmen] N: keurstemmen
u) seliglich regieren wölle] N: bespoedighe
39 Ähnlich Bucer; vgl. oben S. 561, Anm. 65.
40 Die Abendmahlsfeier gehörte auch sonst zu den
Fastentagen; vgl. unten S. 660 f.
591
II.
Der diaken
dienst in zweien
stücken gele-
gen. l
III.
b Act. 6 [3]
c 1.Tim.3[8ff.]
IV.
f.8
al.Tim.6[17-19]
Luc. 12 [15-21]
Esai. 58 [7ff.]
2. Cor. 9
I.
II.
b 1.Sam.2[7f.]
III.
Darnach wird erklert, das der dienst der diaken
nicht in dem singen des evangeliums in der kirchen,
sonder vielmehr in diesen zweien stücken gelegen
sey, nemlich in dem ernstlichen versamlen der al-
mosen und in dem getreuen und fürsichtigem auß-
teilen derselben 39.
Zum dritten wird gemeldet, was männer man zu
diaken wehlen soll, nemlich solche, in welchen man
die ding, so die (b) apostelen in der wahl der diaken
angemerkt haben, befind, (c) und wie Paulus von
ihnen leret.
Zum vierten wird erkleret das ampt, sowol der
reichen als der armen in der gemeine, gegen den
diaken m, nemlich daß es den reichen ampts|halben
zustehe, (a) daß sie gern und williglich, auch reich-
lich die almosen geben zu hülf und unterhaltung der
armen.Von dem ampt der armen gegen den diaken n
wird geleret: Zum ersten, daß sie also sollen ge-
sinnet sein, daß sie andern mehr begerten hülfich
(so es in ihrem vermögen were) dann beschwerlich o
zu sein. Zum andern, daß die armen sich nicht sche-
men sollen ihres armuts, (b) welches von Gott kompt,
gleich wie reichtumb, und daß sie darumb die al-
mosen mit gutem gewissen von den diaken entpfan-
gen mögen. Zum dritten, daß die armen in der
empfahung der almosen bedenken sollen, daß sie
die almosen zu ihrer unterhaltung empfangen, nit
als auß den henden der menschen, sonder auß den
henden Gottes, und derhalben schuldig sind, die-
selbige erbarlich und mit aller dankbarkeit, ohne
einige bitterkeit und widerbellen zu empfangen, und
daß sie dieselbigen als gaben Gottes messiglich zur
notdurft gebrauchen und nicht zum uberfluß oder
wollust mißbrauchen sollen.
Nachdem solche predigt volendet ist, ermanet
der diener die gemeine fleissigp zum gebet umb
einen glückseligen fortgang der wahle aller diener
(welche auch da vorhanden seind),und mit heller q
stimme bettet er also:
rO Herr Gott, himlischer Vater, durch welches
woltat es allein geschicht, daß wir gute und getreue
diener in deiner gemeine haben, und ohne welches
hülf menschliche arbeit genzlich nichts vermag, wir
bitten dich, o allerheilichster Vater, daß du dise un-
sere gemeine (für welche dein lieber s Sohn | Jesus f.9
Christus sein unschuldigs blut vergossen hat) für
allen falschen dienern, die du in deinem zorn zur
straffe der undankbarkeit der menschen sendest,
bewaren wollest, und geben gottselige, getreue und
ernsthaftige diener N. N. (hie soll man entweder die
predicanten oder eltisten oder diaken nennen), daß
sie ihren dienst, folgende deinem göttlichen willen,
zur ehren deines namens und zu erbauung unser
gemeine außrichten mögen. Regier unser aller her-
zen, rat und stimmen t in dieser erwehlung der die-
ner, daß wir deine ehre allein für augen haben, auch
die allein in deiner gemeine erwehlen, die deine ehre
für augen haben, ihren dienst aufrichtig und treu-
lich bedienen mögen. Erhör uns, allergnedigster
Vater, die wir deine hülf demütiglich begeren, durch
den namen deines lieben Sohns, unsers Herrn Jesu
Christi. Amen.
Und auf daß das gebet der ganzen gemeine desto
feuriger sey, so wird hernach das nachtmal unsers
Herren Jesu Christi mit aller andacht gebrauchet 40
nach der form, wie darnach beschrieben wird.
Zu zweien uhren nachmittag wird w iderumb ein
predig getan, in welcher weitleufiger erkläret wird
das ampt der diener, welches in der morgenpredig
nit künt gnugsam erkläret werden. Und die gemeine
wird abermals zum gebett ermanet. Und also wird
der ganze tag mit predigen und allerley göttlichen
ubungen zubracht, mit fasten und betten, daß Gott
die künftige wahle der diener durch seinen heiligen
Geist umb Christus willen seliglich regieren wölle u. |
Cap. III. f. 10
Form und weise
der erwehlung der diener.
Wiewol wir allen anderen christlichen gemeinen
ihrer freiheit lassen, so halten wir doch in der wahl
l) N <Der... gelegen.>
m) den diaken] N: de Diakenen
n) den diaken] N: de Diakenen ende de gansche ge-
meinte o) beschwerlich ] N: swaerlick ende lastich
p) fleissig] N: eigelick q) heller] N: luyder
r) N + Een Ghebet. s) N <lieber>
t) stimmen] N: keurstemmen
u) seliglich regieren wölle] N: bespoedighe
39 Ähnlich Bucer; vgl. oben S. 561, Anm. 65.
40 Die Abendmahlsfeier gehörte auch sonst zu den
Fastentagen; vgl. unten S. 660 f.
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