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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0665
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Microns Ordinancien (1554) 1565

volkommenheit und heiligkeit allein Christus ist,

e Ephe.2[4ff.] (e) der alle unsere krankheit auf sich durch sein

Col. 2 kreuz genomen hat und geust uns ein durch den

Esai.53[4ff.] . , & . ,

heiligen Geist ein rechte u lust zu der gerechtig-

keit v17.

Derhalben, so vil er under uns sind, die zum trost
ihres gewissens mit dem hochzeitlichen kleide an
den tisch des Herren sitzen wollen: Lasset uns unß
selbs von ganzem herzen der sünden halben beschül-
digen und vestiglich glauben, daß sie uns allein umb
Christus willen nicht zugerechnet werden. Lasset
uns auch für uns nemmen ein ernstliche besserung
des lebens.

Und auf daß wir die süssigkeit des verdienstes
des tods Christi in dem gebrauch des nachtmals in
unsern herzen kreftiglich empfinden und geniessen
mögen, so sollen wir nit kleben bleiben in der eusser-
lichen ubung oder in den elementen des brots und
weins, sonder dardurch vermanet, müssen wir unsere
f. 74 sinne, herzen und | verstand hinauf in himmel er-
heben 18, da Jesus Christus allein nach dem leib
ist 19, ein getreuer fürsprecher für uns, und dar-
durch sollen wir ungezweifelt versichert sein, daß
wir viel gewisser durch die geistliche gemeinschaft
Joha. 6 [27 ff.] des leibs und bluts Christi zu dem ewigen leben ge-
speiset werden, denn unsere sterbliche leibe durch
speise und trank teglich underhalten werden, und

denn wir in dem nachtmal des Herren brot und wein
nach dem befelch Christi niessen.

Gott, unser himlischer Vater, wolle uns seine
gnade geben, daß wir die warhaftige speise unser
seelen Jesum Christum in unserm gewissen warhaftig
zu dem ewigen leben schmecken mögen. Amen 20.

Nach diser vermanung gehet der diener von der
kanzel und stellet sich zu den andern dinern bey dem
tisch und verkündiget der ganzen gemeine auß Paulo
die fröliche und gottselige bottschaft von dem rei-
nen und w unschuldigen opfer Jesu Christi mit disen
worten, 1. Cor. 5 [7f.]:

xLieben brüder, wir haben ein osterlamb, daß ist
Christus, y für uns geopfert. Darumb lasset uns
Ostern z halten, nit im alten saurteig, auch nit im
saurteig der boßheit und schalkkeit, sondern in dem
süssenteig a der lauterkeit b und der warheit.

Wenn diß geschehen ist c, so sitzen die d diener des
worts, die eltesten und diaken zu beiden seiten des
tisch und auch andere brüder auß der gemeine, biß
daß der tisch besetzt ist.

Hiezwischen werden die vier gleser durch etliche
diener mit wein gefüllet und werden in die mitte des
tischs zu beiden seiten der kleinen schüßel gestellet.
Der diener aber des worts, so da sitzet in der mitte
des tisch mit dem angesichte zu dem volk, nimpt
das brot in seine hende auß der grossen schüßel und

u) N (rechte) v) N + des leuens

w) N (reinen und) x) N + Siet nu

y) wir... Christus,] N: Onse paeschlam Jesus Chri-
stus is z) Ostern] N: Hoochtyt

a) in dem süssenteig] N: in onghedeessemt broot
b) der lauterkeit] N: des eenuouicheits

c) Wenn diß geschehen ist] N: Dit gheseit sijnde

d) die] N: alle

17 Hier klingt unser Text an die Vermahnung in der
Forme des prieres an: Car nous n’y venons point,
pour protester, que nous soyons parfaictz ne
iustes en nousmesmes: mais aucontraire en cher-
chant nostre vie en Jesus Christ, nous confessons, que
nous sommes en la mort. Entendons donc, que ce
sacrement est une medicine, pour les paovres
malades: et que toute la dignité, que nostre Seig-
neur requiert de nous: c’est de nous bien recongnoi-
stre, pour nous desplaire en noz vices, et avoir tout
nostre plaisir; ioye et contentement en luy seul
(CR 34, 199; COpp II, 47f.). Die entsprechende
Stelle auch bei Poullain, Liturgia sacra (Bl. 9v).

18 Gellius Faber: dat se ere herten to dem Heren vor-

heven... (Sursum corda!). Sonst weichen die in
unserer KO vorgebrachten Gedanken hier jedoch
von Faber ab und entsprechen mehr Calvins Ver-
mahnung.

19 Calvins Vermahnung in der Forme des prieres: Pour
ce faire eslevons noz espritz et noz coeurs en hault, ou
est Jesus Christ en la gloire de son Pere ... Et ne
nous amusons point à ces elemens terriens et corrup-
tibles, que nous voyons à l’oeil, et touchons à, la main,
pour le chercher là... (CR 34, 200; COpp II, 48).
Entsprechend Poullain, Liturgia sacra (Bl. 10 v).

20 Die den Einsetzungsworten folgende Vermahmmg
umreißt Micron für Norden folgendermaßen: .. .mi-
nister paucissimis explicat, ex ea [aus den Einset-
zungsworten] constare, autorem huius coenae non
hominem, sed Christum esse, praecipuum item eius
mysterium, quod fide contemplandum amplexan-
dumque proponitur, esse Christi corpus semel pro
peccatis nostris mactatum, sanguinemque eius semel
in cruce pro nobis effusum, ac religiose ad domini-
cam mensam praeparatos accedere oportere, quot-
quot in iudicio Dei olim, illius semel crucifixi corporis
ac semel effusi sanguinis reatum sustinere nollent
(Apologeticum Scriptum, 23).

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