Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0666
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Grafschaft Ostfriesland

spricht im ansehen und hören der gemeine auß
Paulo mit heller e stimme: |

f. 75 Das brot, daß wir brechen, ist die gemeinschaft
1. Cor. 10 [16] des leibs Christi 21.

Und alsbald er diß gesprochen, bricht er das
brot 22 in die zwo kleine schüßlen, biß das er den
bodem derselbigen mit dem gebrochen brot bedecket
hat, auf daß ein jeder tischgenoß f darnach ein stück-
lein darvon nemen möge.

Darnach teilet er das gebrochen brot auß denen,
so gegen ihm uber und auch zunechst an seiner sei-
ten sitzen, mit heller g stimme sprechende also:

Nemet, esset, gedenket und glaubet, daß der leib
unsers Herren Jesu Christi in den tod am stammen
des kreuzes gegeben sey zur vergebung aller unser
sünden h23.

Darauf nimpt der diener auch ein stücklein auß
der schüssel vor sich selbs und ists.

e) heller] N: luyder

f) ein jeder tischgenoß] N: een ieghelick ter tafelen

aensittende g) heller] N: luyder

h) Nemet... sünden] N: Nemet, etet, ghedencket,
ende gheloouet, dat het lichaem ons Heeren Jesu Chri-
sti inder doot, aen de galghe des cruyces gheleuert
is, tot de vergiffenisse aller onser sonden

i) auf beiden seiten] N:, aen beide de syden staende,

k) heller] N: luyder 1) N (Gott)

m) Nemet... sünden] N: Nemet, drincket hier wt
alle, ghedincket ende gheloouet, dat het bloet ons Hee-

21 Dieser Satz erscheint bei Poullain, Liturgia sacra
(Bl. 11 r), als Spendeformel für das Brot, ebenso bei
Poullain, L’ordre des prieres (Bl. 9 v). — Micron be-
richtet für Norden im Anschluß an die Skizzierung
der Vermahnung: Quibus ita breviter explicatis, et
conciliata ab ecclesia attentione, minister ea apo-
stoli Pauli verba, quae quinto praedictae epistolae
capite leguntur, vernaculo sermone (quo solo sacra
nostra omnia (iuxta doctrinam Pauli [1. Corin. 14])
peragimus) alta voce recitat: Ecce (inquiens) iam
pascha nostrum pro nobis immolatus est Christus
etc. (1. Corin. 5), quibus dictis, sumptoque e lance
uno frusto panis, vidente et auscultante tota eccle-
sia, clara voce et verbis distinctis ait: Panis quem
frangimus, communio corporis Christi est (Apologeti-
cum Scriptum, 23; vgl. J. H. Gerretsen, 71f.).

22 Auch Aquilomontanus in Borssum brach das Brot;
vgl. oben S. 340. Für Emden ist die Brotbrechung
bereits um 1550 durch Gellius Faber bezeugt; vgl.
oben S. 344. (Sie gehörte für a Lasco zur Erfüllung
des Herrenvermächtnisses: Hoc facite...! und sollte
Christi Tod symbolisieren; vgl. oben S. 557, Anm.
31; S. 624, Anm. 91.) Ebenso hielt es Micron in Nor-
den; vgl. Anm. 23.

Denn werden die zwo schüsselen auf beiden sei-
ten f biß zum ende des tisches von ihm und andern
ansitzenden brüdern ordentlich fortgeschoben, auf
daß ein jeder ein stück für sich selbs darauß nemme 24
und esse zu der gedechtnuß des leibs Christi, so für
ihn in den tod gegeben ist. Wenn der diener ver-
merkt, daß alle ansitzende das brot genommen, so
nimpt er ein trinkgeschir in die hand und spricht
mit heller k stimme also:

(a) Der kelch der danksagung, mit welchem wir a 1.Cor.10 [16]
Gott l danken, ist die gemeinschaft des bluts Chri-

sti 25.

Und denn gibt er die zwey trinkgeschir den brü-
dern, so zu beiden seiten sitzen, und spricht also:

(b) Nemet, trinket alle darauß, gedenket und b Mar.14[23f.]
glaubet, daß das blut unsers Herren Jesu Christi
vergossen ist am stammen des kreuzs zu vergebung

aller unser sünden m26.

23 Forma ac ratio: Accipite, edite et memiueritis, cor-
pus Domini nostri Iesu Christi pro nobis in mortem
traditum esse in crucis patibulo ad remissionem om-
nium peccatorum nostrorum (A.Kuyper II, 163).-
Micron berichtet für Norden (anschließend an den
Text in Anm. 21): Simulque dum haec dicit, panem
in manus sumptum frangit, ac singulis mensam Do-
mini circumstantibus exiguam praebet portiuncu-
lam, hisce verbis, inter distribuendum clara utens
voce: Accipite, edite, memineritis et credite, corpus
Domini nostri Iesu Christi, semel in crucis patibulo
oblatum esse, in veram, certam ac plenam remissio-
nem omnium peccatorum vestrorum (Apologeticum
Scriptum, 23f.; vgl. J. H.Gerretsen, 72). Anders
als in London, standen die Kommunikanten in Nor-
den doch offenbar um den Tisch (Gerretsen spricht
von den „aanzittenden“), vermutlich in Angleichung
an den Emder Ritus (dazu s. oben S. 494 mit Anm.

68). Die Spendeformel ist für Norden leicht verän-
dert, unter besonderer Betonung der Einmaligkeit
des Opfers Christi. Mit der Fassung „peccatorum
vestrorum“ statt „peccatorum nostrorum“ ent-
spricht die Norder der Oldersumer und der später
bezeugten Emder Formel. Zur Genealogie der
Spendeformeln s. oben S. 472 mit Anm. 42; S. 565
mit Anm. 94f.; S. 571 mit Anm. 57. Die späteren
Spendeformeln der Gemeinde Norden-Lütetsburg
richten sichnachdemEmder Vorbild; vgl. obenS.544.

24 Auch bei Aquilomontanus in Borssum nahm jeder
ein Stück des gebrochenen Brotes mit eigener Hand:
vgl. oben S. 340.

25 Bei Poullain, Liturgia sacra (Bl. 11 r), Spendefor-
mel für den Kelch, ebenso bei Poullain, L’ordre
des prieres (Bl. 9v).

26 Forma ac ratio: Accipite, bibite et memineritis san-
guinem Domini nostri Iesu Christi pro nobis fusum

634
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften