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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0667
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Microns Ordinancien (1554) 1565

Und darnach nimpt der diener das trinkgeschir
auß der hand seines nehsten und trinkt, und also
alle, die an dem tisch sitzen (denn einer reichet dem
andern das geschir), trinken zur gedechtnuß des
bluts Christi, für ihre sünden vergossen; und nach-
dem sie alle auß dem kelch des Herren getrunken
f. 76 haben, so stehn sie alle auf, auß|genomen den diener,
welcher an seinem ort, nemlich in der mitte des
tisches, mit dem angesichte allezeit gegen dem volk,
bleibt sitzen, der ganzen gemeine also zu dienen.

Etliche auß den eltesten, sonderlich darzu geord-
net, setzen balt die kleine schüßlen mit dem ge-
brochen brot und auch die gleser vol weins widerumb
in die mitte des tisches zu dem diener, welcher
widerumb so vil brots in die zwo schüsselen bricht,
als vonnötten ist. Und die andere eltesten und dia-
ken haben acht auf diejenigen, so zum tisch des
Herren kommen. Und einer auß den dienern (auf
daß die action des nachtmals keinswegs stum sey)
gehet auf die kanzel und fehet an mit heller n und
verstendlicher stimme zu lesen das sechste cap.
Johannis 027, in welchem volkomlich von dem geist-
lichen essen und trinken des fleischs und bluts
Christi gehandelt wird.

ren Jesu Christi wtghestort is aen de galghe des cruy-
ces, tot een vergiffenisse aller onser sonden

n) heller] N: luyder

o) das... Johannis] N: vanden. VI. Capitel Joan. aen

p) N +,wten stoel,

q) in dem... unordnung] N: het lesen gheensins

beroert r) er] N: de Leser

s) N + ende so voorts in de nauolgende Capittelen,

t) N (des nachtmals) u) N (h.)

v) besserlich] N: stichtelick

esse in crucis patibulo ad remissionem omnium
peccatorum nostrorum (A. Kuyper II, 164).- Mi-
cron berichtet für Norden (im Anschluß an die mit-
geteilte Spendeformel für das Brot): Deinde (sumpto
etiam sibi prius sacri panis frustulo) in manus accipit
sacrum Domini poculum, claraque voce ait: Pocu-
lum laudis, quo laudes celebramus, est communio san-
guinis Christi. Moxque iis qui proxime suum utrum-
que latus claudunt, poculum in manus porrigens, ait:
Accipite, bibite, memineritis et credite, sanguinem
Domini nostri Iesu Christi semel pro vobis in crucis
patibulo fusum esse, in veram, certam ac plenam
remissionem omnium peccatorum vestrorum (Apolo-
geticum Scriptum, 24; vgl. J. H. Gerretsen,72).

27 In Emden wurde während der Austeilung gesungen
(vgl. oben S. 472 mit Anm. 44; S. 495 mit Anm. 71),
desgleichen später auf Lützburg (vgl. oben S. 544 mit

Und in dem, daß diß also gelesen wird, kompt die
gemeine zum tisch des Herren, biß daß der tisch voll
ist, und wenn sie alle gesessen sind, so höret der
leser auf mit dem lesen, auf daß der diener das brot
und den kelch des Herren widerumb außteile, wel-
ches, wenn es, wie vor gemeldet, getan ist, so feret
der leserp in seinem text fort.

Also folget einer dem andern zu dem tisch des
Herren in grosser stille und zucht, auf daß in dem
lesen keine confusion oder unordnungq werde. Wenn
nun alle menner zum tisch des Herren gangen sind,
denn gehen auch die weiber ordentlich, gleich wie
sie in der kirchen sitzen, one einige außnemung oder
underscheid der personen. Wenn aber das 6. cap. Jo-
hannis gelesen ist, so feret er r fort in dem 13., 14. und
15. cap. desselbigen evangelisten, s biß daß endlich
die ganze handlung des nachtmalst geendet ist. Es
wird aber auch unterweilen etwas anders gelesen
auß der h. u schrift, darnach es die diener der ge-
meine dienstlich und der gemeine besserlich v er-
kennen 28.

Nachdem nun die ganze handlung des nachtmals
verrichtet ist, so höret auch der leser auf. Und der
diener, so das nachtmal außgeteilet hat, steht auf

Anm. 73). Calvin. sieht in seiner Straßburger Ord-
nung Gesang vor (COpp II, 49), entsprechend
Poullain, Liturgia sacra (Bl. 11r); in der Genfer
Ordnung ist es freigestellt, ob gesungen oder gelesen
wird (CR 34, 200). Micron hielt sich in Norden hier-
in an die Londoner Ordnung, s. Anm. 28. Für die
Lesung aus dem Johannesevangelium in London
und Norden war möglicherweise ältere Norder Tradi-
tion, die sich aus Kreisen um Wessel Gansfort her-
leitete, vielleicht auch Zürich vorbildlich. Näheres
oben S. 570 mit Anm. 48 ff.

28 Micron berichtet für Norden (im Anschluß an die
mitgeteilte Spendeformel für den Kelch): Ubi iam
omnes una cum ecclesiaste e sacro Domini poculo
hauserunt, modeste a mensa Domini discedunt om-
nes, excepto verbi ministro, qui aliis deinceps, viris
primum, deinde mulieribus suo (ut stant) ordine suc-
cedentibus, panem ac poculum distribuit, repetitis
verbis supra scriptis in prima panis ac poculi distri-
butione. — Ac ne dum ordine alii aliis succedunt, muta
sit coenae actio, collegarum unus, conscenso suggestu,
inde clara et distincta voce celebrem illam Christi de
spirituali carnis et sanguinis eius manducatione ac
potu, concionem (Ioan. 6) interea legit. Absolutoque
sexto Ioannis capite, prosequitur suam lectionem in
eiusdem evangelistae capitibus 13 et 14 et deinceps,
donec tota coenae actio absolvatur. Nonnunquam
etiam alia e scripturis leguntur, prout ministri ex

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