Grafschaft Ostfriesland
befohlen, und daß auß den geheimnussen des nacht-
mals 34.
Und diese vermanungen alle werden verlenget
oder verkürzet nach notdurft und gelegenheit der
zeit, welches alles, so es volendet ist, wird ein psalm
gesungen, als: Mein Gott, speiß mich in uberfluß etc.
[Ps 23] oder: Nu laß, Herr, m deinen knecht etc.
[Luk 2, 29-32]. Und nach diesem last man die ge-
meine gehn im frieden n35.
Die diaken aber samlen die almosen an der kir-
chentür und teilen das uberbliebene brot und wein
den armen der gemeine auß, sonderlich denen, so
krank oder alt sind.
Cap. XIX.
Von der christlichen straffe
und ihrem brauch in der gemeine 36.
Nachdem der rechte brauch der christlichen
straffe schier untergangen und der mehrer teil der
menschen nicht wissen, was die christliche straffe
m) laß, Herr,] N: laet ghy n) N <im frieden)
Cap. XIX o) eingesetzt... befohlen] N: van den Heere, doer
sijn wordt in sijn gemeinte inghestelt
p) N <der gemeine)
nobis conteri oportere etiam omnes carnis nostrae
affectus per verbi divini molam, ut in illo solo nos
mutuum amemus et extra illud nullam omnino so-
cietatem agnoscamus... Neque enim satis est si pa-
nis fieri debeat, ut collecta in unum grana sub mola
conterantur, sed quae comminuta sunt in pastam
redigi addita aqua oportet, ita et nos statuere debe-
mus nostrum esse, ut in unum collecti coenae domini-
cae testimonio depositisque affectibus nostris omni-
bus in unam partem omnes etiam per Spiritum sanc-
tum ita in verbi divini obedientia coadunemur...
Adhaec quemadmodum igni torreri pastam oportet
ut panis fiat, ita et nos intelligere debemus sine
afflictionibus hic nos vivere non posse, dum unius
cum Domino panis esse studemus, et perinde nos de-
bere animos nostros ad omnem patientiam praepa-
rare, ut nos hic mundi huius afflictionibus torreri
patiamur... (A. Kuyper I, 553; dazu K. Hein, 40).
Betrachtungen über die „geheimenissen des avent-
mals“ bei Gellius Faber in der dritten Vermahnung. —
Vgl. Engerhafer Liturgie, unten S. 681 mit Anm. 33,
und Marienhafer KO, unten S. 713 mit Anm. 55.
34 Wie das gebrochene Brot die Gemeinschaft des Lei-
bes Christi ist, so ist die Abendmahlsgemeinde zu-
sammengefügt zu einem Leib, in dem ein Glied für
das andere Sorge tragen muß. Dies erfordert eine
sey, so werden wir verursacket, etwas weitleuftiger
zu erkleren, was sie sey und wie sie unter uns in
unser gemeine gehalten werde, auf daß ihr rechter
gebrauch von allen gottseligen desto baß erkennet
und gebrauchet möge werden.
So ist denn die christlicke straffe ein gewisse ord-
nu[n]g, (a) eingesetzt von Christo,unserm Herren,in a Matt.l8[15-
seinem wort, seiner gemeine zu halten befohlen o,
mit welcher ein jedes glied der gemeine verbunden
ist, seinen nechsten ordentlich nach dem wort
Gottes christlich zu vermanen und hinwiderumb
auch dieselbige vermanung von ihm aufzunemmen,
und daß diejenigen, so dise vermanung halßstarrig
verachten, auß der gemeine geworfen (b) und dem b 1. Cor. 5
teufel ubergeben sollen werden 37, auf daß durch
diese ordnung der ganze leib der gemeinep und alle
glieder desselbigen in ihrem ampt gehalten werden.
In dieser der christlichen straffe beschreibung
sollen wir vornemlich auf drey ding merken. Zum
ersten, wer der einsetzer | derselbigen sey, nemlich f. 81
Jesus Christus, und darumb sol niemand die erhal-
besondere Betreuung der armen „Hausgenossen des
Glaubens“, wie Micron sie nennt (oben S. 597), und
wie sie dann auch in Emden anläßlich der Grün-
dung der aus den Abendmahlsgeldern (!) bestritte-
nen Beckendiakonie bezeichnet werden (vgl. oben
S. 461, Anm. 63).
35 Den auf die Kommunion folgenden Schluß der
Abendmahlsfeier umreißt Micron für Norden fol-
gendermaßen: Postremo omnium, publica gratia-
rum actione, et brevi ad gratitudinem exhortatione,
tota coenae actio absolvitur et clauditur (Apologe-
ticum Scriptum, 25; vgl. J. H. Gerretsen, 72).
36 Die Behandlung der Kirchenzucht im Anschluß an
die Sakramente entspricht der Lehre, daß die Kir-
chenzucht als Einsetzung Christi und Kennzeichen
der Kirche den Sakramenten nebenzuordnen sei, wie
sie Microns Kleiner Londoner Katechismus besonders
deutlich herausstellt. Ansätze dieser Lehre sind schon
im Gr. Emder/Londoner Katechismus enthalten.
Möglicherweise hat Bucer zu ihrer Aufnahme und
Entfaltung die Veranlassung oder Anregung gege-
ben. Vgl. oben S. 562 ff. mit Anm. 75a-85. Zur ent-
sprechenden Lehre in Emden nach dem Emder Kate-
chismus von 1554 s. oben S. 500, Anm. 95.
37 Der Wortlaut erinnert stark an Microns Kleinen
Londoner Katechismus: so lecht my dan ut, wat dat
de christelicke straefve sy. A. Het is een heilige ordi-
nancie Christi in zyn ghemeinte, doer de welcke een
yeghelick eenen anderen behoort te vermanen ende
de vermaninghe van eenen anderen ghewillichlick te
ontfangen, oft anders ut de ghemeinte gheworpen
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befohlen, und daß auß den geheimnussen des nacht-
mals 34.
Und diese vermanungen alle werden verlenget
oder verkürzet nach notdurft und gelegenheit der
zeit, welches alles, so es volendet ist, wird ein psalm
gesungen, als: Mein Gott, speiß mich in uberfluß etc.
[Ps 23] oder: Nu laß, Herr, m deinen knecht etc.
[Luk 2, 29-32]. Und nach diesem last man die ge-
meine gehn im frieden n35.
Die diaken aber samlen die almosen an der kir-
chentür und teilen das uberbliebene brot und wein
den armen der gemeine auß, sonderlich denen, so
krank oder alt sind.
Cap. XIX.
Von der christlichen straffe
und ihrem brauch in der gemeine 36.
Nachdem der rechte brauch der christlichen
straffe schier untergangen und der mehrer teil der
menschen nicht wissen, was die christliche straffe
m) laß, Herr,] N: laet ghy n) N <im frieden)
Cap. XIX o) eingesetzt... befohlen] N: van den Heere, doer
sijn wordt in sijn gemeinte inghestelt
p) N <der gemeine)
nobis conteri oportere etiam omnes carnis nostrae
affectus per verbi divini molam, ut in illo solo nos
mutuum amemus et extra illud nullam omnino so-
cietatem agnoscamus... Neque enim satis est si pa-
nis fieri debeat, ut collecta in unum grana sub mola
conterantur, sed quae comminuta sunt in pastam
redigi addita aqua oportet, ita et nos statuere debe-
mus nostrum esse, ut in unum collecti coenae domini-
cae testimonio depositisque affectibus nostris omni-
bus in unam partem omnes etiam per Spiritum sanc-
tum ita in verbi divini obedientia coadunemur...
Adhaec quemadmodum igni torreri pastam oportet
ut panis fiat, ita et nos intelligere debemus sine
afflictionibus hic nos vivere non posse, dum unius
cum Domino panis esse studemus, et perinde nos de-
bere animos nostros ad omnem patientiam praepa-
rare, ut nos hic mundi huius afflictionibus torreri
patiamur... (A. Kuyper I, 553; dazu K. Hein, 40).
Betrachtungen über die „geheimenissen des avent-
mals“ bei Gellius Faber in der dritten Vermahnung. —
Vgl. Engerhafer Liturgie, unten S. 681 mit Anm. 33,
und Marienhafer KO, unten S. 713 mit Anm. 55.
34 Wie das gebrochene Brot die Gemeinschaft des Lei-
bes Christi ist, so ist die Abendmahlsgemeinde zu-
sammengefügt zu einem Leib, in dem ein Glied für
das andere Sorge tragen muß. Dies erfordert eine
sey, so werden wir verursacket, etwas weitleuftiger
zu erkleren, was sie sey und wie sie unter uns in
unser gemeine gehalten werde, auf daß ihr rechter
gebrauch von allen gottseligen desto baß erkennet
und gebrauchet möge werden.
So ist denn die christlicke straffe ein gewisse ord-
nu[n]g, (a) eingesetzt von Christo,unserm Herren,in a Matt.l8[15-
seinem wort, seiner gemeine zu halten befohlen o,
mit welcher ein jedes glied der gemeine verbunden
ist, seinen nechsten ordentlich nach dem wort
Gottes christlich zu vermanen und hinwiderumb
auch dieselbige vermanung von ihm aufzunemmen,
und daß diejenigen, so dise vermanung halßstarrig
verachten, auß der gemeine geworfen (b) und dem b 1. Cor. 5
teufel ubergeben sollen werden 37, auf daß durch
diese ordnung der ganze leib der gemeinep und alle
glieder desselbigen in ihrem ampt gehalten werden.
In dieser der christlichen straffe beschreibung
sollen wir vornemlich auf drey ding merken. Zum
ersten, wer der einsetzer | derselbigen sey, nemlich f. 81
Jesus Christus, und darumb sol niemand die erhal-
besondere Betreuung der armen „Hausgenossen des
Glaubens“, wie Micron sie nennt (oben S. 597), und
wie sie dann auch in Emden anläßlich der Grün-
dung der aus den Abendmahlsgeldern (!) bestritte-
nen Beckendiakonie bezeichnet werden (vgl. oben
S. 461, Anm. 63).
35 Den auf die Kommunion folgenden Schluß der
Abendmahlsfeier umreißt Micron für Norden fol-
gendermaßen: Postremo omnium, publica gratia-
rum actione, et brevi ad gratitudinem exhortatione,
tota coenae actio absolvitur et clauditur (Apologe-
ticum Scriptum, 25; vgl. J. H. Gerretsen, 72).
36 Die Behandlung der Kirchenzucht im Anschluß an
die Sakramente entspricht der Lehre, daß die Kir-
chenzucht als Einsetzung Christi und Kennzeichen
der Kirche den Sakramenten nebenzuordnen sei, wie
sie Microns Kleiner Londoner Katechismus besonders
deutlich herausstellt. Ansätze dieser Lehre sind schon
im Gr. Emder/Londoner Katechismus enthalten.
Möglicherweise hat Bucer zu ihrer Aufnahme und
Entfaltung die Veranlassung oder Anregung gege-
ben. Vgl. oben S. 562 ff. mit Anm. 75a-85. Zur ent-
sprechenden Lehre in Emden nach dem Emder Kate-
chismus von 1554 s. oben S. 500, Anm. 95.
37 Der Wortlaut erinnert stark an Microns Kleinen
Londoner Katechismus: so lecht my dan ut, wat dat
de christelicke straefve sy. A. Het is een heilige ordi-
nancie Christi in zyn ghemeinte, doer de welcke een
yeghelick eenen anderen behoort te vermanen ende
de vermaninghe van eenen anderen ghewillichlick te
ontfangen, oft anders ut de ghemeinte gheworpen
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