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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0688
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Grafschaft Ostfriesland

Matt. 18

b Mat. 18 [18]
1. Cor. 5 [5]

f. 113

a Luc. 15 [5f.]

lich und ordentlich fürbringen. Wo sie aber antwor-
ten, daß sie nichts wissenq, denn sol der diener den
bußwirkenden ansprechen auf diese weise:

Wir danken Gott herzlich r für dise euwere besse-
rung, durch welcke ihr nit so sehr s euch selbs als t
den teufel verschemet und uberwonnen habt, wel-
cher denn erst recht zuschanden gemacht u und
uberwonnen wird, wenn wir uns selbst mit anruffung
der göttlichen gnaden der sünden v vor Gott und un-
serm nechsten, denn wir geergert haben, von herzen
beschuldigen. Und auf daß ihr gewiß seiet, daß ihr
in die gnade unseres himlischen Vaters angenommen
sind, so lasset uns vor Christo Jesu auf unsere knien
nach erforderung unsers dienstes niderfallen, das-
selbige offentlich bezeugen und sprechen also:

Die action der entbindung der bußwirkenden.

Herr Jesu Christe, unser ewiger könig, richter und
hoher w priester, der du zu einem schrecken der
gottlosen deiner gemeine die macht gegeben hast,
(b) deren sünden zu binden und dem teufel zu uber-
geben alle die, so die gottselige vermanungen deiner
gemeine halstarrig verachten, und widerumb zu
trost der bußfertigen ihr die macht gegeben, die
sün|den deren, die warhaftige reu ihrer sünden haben
und dir vertrauen, zu entbinden. Sihe, wir seind hie
gegenwertig in deiner gemeine, als in deinem an-
gesicht, und stellen dir dar x (N), der ware reu seiner
sünden hat und in deinen namen vertrauet. Darumb
zweiflen wir auch nit, du wirst ihn auf deine (a)
achselen nemen und widerumb nach deiner barm-
herzigkeit in deinen schaffstal bringen. Und nach-
dem wir durch dein wort geleret sind, daß wir uns
in dem widerbringen des verlornen schaffs erfreuwen
sollen, so danken wir dir höchlich vor seine besse-
rung und entbinden ihn von seinen sünden, ihm die-
selbigey nach der gewalt z deines worts vergebende
zu seinem und der ganzen gemeine trost, und emp-
fangen ihn widerumb in unsere christliche gemein-
schaft und in dein reich, wolwissende, daß ihm alle
seine sünden so gewiß in dem himmel vergeben sind,

als sie hie auf erden durch den dienst deiner gemeine
nach deinem wort entbunden werden, und daß
allein umb deß verdienstes willen deines tods und
deines heiligen namens, welcher hochgelobt ist in
ewigkeit. Amen.

Ein vermanung zu dem widerangenomenen bruder.

Lieben a brüder, ihr sollet der göttlichen gnaden
und b gute herzlich c danken, daß ihr von den strik-
ken und gewalt des teufels und der ewigen verdam-
nuß (in welcher ihr gefangen laget) so gendiglich er-
löset sind. Derhalben sihet zu, daß der teufel nicht
widerumb einschleiche; denn es wird den teufel on
zweifel sehr verdriessen etc.

Sihe die form der offentlicher buß, cap. 24 d. Auch
die vermanung an die gemeine. Und die danksa-
gung, so darnach folgen 60. |

Nach geschehener danksagung, so küssen die die- f. 114
ner den widerangenomenen bruder, bezeugende da-
mit seine versünung mit ihnen und der ganzen ge-
meine. Darnach wird ein psalm gesungen, nemlich
(Mein seele, lobe den Herren dein [Ps 103]), und als-
dann last man die gemeine gehn.

Cap. XXVII.

Von der eigentlichen straffe
der diener der gemeine.

Es kan niemand gnugsam außsprechen, wie nutz
und notwendig die obgemelte ubung der christlichen
straffe sey zu einer göttlichen underhaltung der
ganzen gemeine und eines jeden glieds derselbigen,
in aller gottseligkeit und brüderlichen einigkeit zu
leben e, sonderlich aber, so sie rechtschaffen und
fleissig erhalten wird. Und zu einer aufrichtigen und
ernsten erhaltung derselbigen in der gemeine ist vor-
nemlich not, daß die diener der gemeine hierin ihr
ampt treulich tun, welches f in dreyen sonderlichen
stücken gelegen ist.

q) daß sie nichts wissen] N: dat daer niet sy

r) N (herzlich) s) so sehr] N: alleen

t) als] N: mer ooc

u) zuschanden gemacht] N: beschaemt

v) N (der sünden) w) N (hoher)

x) N + opentlick y) dieselbige] N: al sijn sonden

z) gewalt] N: autoriteit a) Lieben] N: mijn
b) N (gnaden und) c) N (herzlich)

d) cap. 24] N: fol. 171

e) N (zu leben) Cap. XXVII

f) welches] N: de welcke ghetrauwicheit des diensts

60 Oben S. 647 f.

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