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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0693
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Microns Ordinancien (1554) 1565

wird, so wird gleichfals ein gemeiner bettag und
fasttag gestellet zu einer gemeinen danksagung
Gott dem Herren h für die empfangene woltat.

Und in der predig wird ein text der schrift vor-
genomen, der zu diser sach dienet. Insonderheit aber
wird die gemeine vermanet, das sey [!] dise woltat
Gottes nit zu einer viehischen faulheit i und hoffart
mißbrauche, angesehen, das glück und wolfart ge-
meinlich faulheit und fahrlessigkeit gebieren: faul-
heit bringt verachtung, und die verachtung wirket
wiederspennigkeit wider Gott, dadurch endlich sein
zorn greulich einbricht. Herzu ist ganz notwendig,
wol fleissig k ahnzumerken, daß Gott bey dem pro-
a Jere.l8[9f.] pheten Jeremia spricht [a]: Sobald ich mir fürnim
ein volk oder ein königreich zu bauwen und zu
pflanzen, und dasselbig volk, das tut ubel vor mir |
f. 121 und höret meine stim nit, von stundan l reuwet mich
auch der guttat, die ich mir fürgenommen hat, ihnen
zu tun.

Es soll auch der diener m mit vilen worten wider
die fleischliche gleißnerey n und den mißbrauch der
göttlichen woltaten handlen und soll die gemeine
durch alle mittel zu einer aufrichtigen danksagung
erwecken. Er soll auch scharf straffen die böse ge-
wonheit der welt, welche, wenn sie einige grosse wol-
tat von Gott empfangen hat, gemeinlich sich zu
einem viehischen volsaufen o und unreinigkeit pflegt
zu begeben. Und nach der predig soll auch Gottp ge-
danket werden in den gemeinen gebeten q vor seine
gegenwertige woltat, mit empsigen betten und fle-
hen r, daß wir dieselbige woltat nicht mißbrauchen.
Darnach wird das nachtmal des Herren mit aller
demut des herzen gehalten, welches, so es geendet
ist, wird die gemeine vermanet, daß sie zu beweisung
ihrer dankbarkeit den armen reichlich mitteile an-
statt des unnützen kostes s, so die menschen t wider

h) N (dem Herren)

i) zu einer viehischen faulheit] N: tot wulpsicheit,

luyecheit k) ist ... fleissig] N: dient grootelick

1) N (von stundan) m) diener] N: Predicant

n) gleißnerey] N: gherusticheit

o) zu einem viehischen volsaufen] N: tot alle wulp-
sicheit, dronckenschap p) N + de Heere

q) N + voor de nootsakelickheden der Ghemeinten

r) empsigen... flehen] N: een ghehedt

s) des unnützen kostes] N: der onbehoerlicker costen

t) N + ghemeinlick u) N + heilighe

Cap. XXX v) straffe] N: Discipline w) N (unser gemeine)

Gott tun, wenn sie einige woltat von ihm entpfangen
haben, davor sie sich mit grossem fleiß hüten sollen.

Nachmittag kompt die gemeine zum gebett und
fasten widerumb zusammen, und es wird nach der
predig die prophecey gehalten und alle ding getan,
wie oben gemeldet ist.

Diß sind die fasttage der gemeine Christi, die ei-
nen grund in der u schrift haben, die nicht an ge-
wisse tage des jars 72, sonder an die not gebunden
sind, und geschehen auch ohn einigen aberglaubi-
schen unterscheid der speisen.

Cap. XXX.

Von der ceremony des ehestands
oder hochzeit.

Wir geben keine andere Niderlendische in unser Matth. 15
gemeine zusammen, denn die ihren glauben be- 1. Tim. 4
kennet und sich unter die christliche straffe v unser
gemeine w begeben haben. Und solche zusammen-
gebung geschicht allein in der offentlichen x ver-
samlung der gemeine 73. Und auf das in unser ge-
meine keine unruhe der vermählung halben ge-
schehe, so wird die gemeine zum oftermal (sofern es
müglich) in den offentlichen pre|digen vermanet, f. 122
daß ein jeder im angreifen des ehelichen stands die
furcht Gottes vor augen habe und seine eheliche
treuwe niemand gebe denn mit fürwissen seiner
nechsten freundschaft und zeugnuß frommer, y gotts-
fürchtiger menner.

Weiter, alle, so den ehelichen stand in unser ge-
meine anfangen wollen, nachdem eins dem andern
verlobet ist, müssen zu den eltesten der gemeine
kommen, welche sie fragen, ob auch alle dingen bei-
derteils richtig seind, und ob keine rechtmässige

x) Und... offentlichen] N: ende trauwen ooc nie-
mandt dan opentlick in de ghemeine

y) N (frommer,)

72 Regelmäßige Feiern von Bettagen suchte man in
Emden zeitweise peinlich zu vermeiden; vgl. oben
S. 488f., Anm. 32.

73 In Emden wurden die Trauungen gleichfalls nur im
Gemeindegottesdienst vorgenommen, und zwar ver-
mutlich schon zur Zeit der Superintendentur a Las-
cos; vgl. oben S. 484 mit Anm. 13.

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