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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0709
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Engerhafer Liturgie 1583

wissens mit Gott, 2.) paedeut[icum] ex Rom. 6, 1-4,
3.) paraclet[icum] ex Act. 8, 39: Eunuchus zog seine
strasse frölich.

N. II.

N. A. Agenda coenalis 17.

A. Post concionem et precationem 18 pastor in suggestu

inquiat: Geliebte im Herrn! Die sich zum tisch des
Herrn bereitet haben,versamlen sich bey unß im chor.
Ihr übrigen aber bittet Gott, daß eure herzen auch
mögen gezogen und des abentmahls begierig werden.

Deinde pastor accedat ad mensam Domini, paret
panem et infundat vinum in calicem. Organicen
vero et ecclesia alternis canant hymnum Herr Christ,
der einig Gottessohn 19, et interim communicantes
ad mensam convenire poterunt.

Darauf spreche der priester:

N. A. Erhebet eure herzen zu Gott, lieben brüder und
schwester, und lasset uns mit dem hundertund-
eilften psalm fröhlich danksagen 20:

chem Wandel (entsprechend dem Formular für die
Kindertaufe, das diese Bekenntnisse indirekt, lehrend
vorgetragen, enthält). Direkte, ganz entsprechende
Bekenntnisse bei der Erwachsenentaufe beschreibt
die Emder KO: Bekenntnis der Buße, des Glaubens
(zur reformierten Glaubenslehre), Gelübde zum
neuen Gehorsam, oben S. 492. Vgl. dazu Microns
Ordinancien, oben S. 610.

17 Wie in unserer Agende, so schließt sich auch in der
KO von 1535 an das Taufformular das Abendmahls-
formular an, das dort im Gegensatz zu unserer
Agende den ganzen Hauptgottesdienst umfaßt. Eine
Zusammengehörigkeit von Predigtgottesdienst und
Abendmahlsfeier ist 1535 grundsätzlich festgehalten;
auf ältere ostfriesische Traditionen eines selbständi-
gen Predigtgottesdienstes weisen Aquilomontanus
und vermutlich die Norder Gottesdienstordnung,
oben S. 340 und 431 ff.; vgl zum mittelalterlichen
Predigtgottesdienst oben S. 566 f.; zur Emder Abend-
mahlsfeier s. oben S. 492ff. mit Anm. 47 ff.Grundsätz-
liches über das Verhältnis von Predigtgottesdienst
und Abendmahlsfeier s. bei P. Graff, Geschichte der
Auflösung der alten gottesdienstlichen Forrnen in der
ev. Kirche Deutschlands I 2. 1937, 176 ff.; G. Riet-
schel-P. Graff, aaO. I 2, 427 ff. Zu unserer Abend-
mahlsordnung vgl. A. Sprengler, Lutherische li-
turgische Formen usw., aaO.

18 Druckvorlage (A).: praedicationem. - Wie oben:
H. Garrelts, Ligarius, 118. Vgl. unten S. 711.

19 Vgl. unten S. 711 mit Anm. 43.

20 Anstelle des „Sursum corda“ mit nachfolgendem
„Gratias agamus Domino Deo nostro“ und der sich
anschließenden Präfation, die durch den 111. Psalm
ersetzt ist (mit seinem dankenden Lobpreis Gottes

Ich danke dem Herrn von ganzem herzen im rat
der frommen und in der gemeine.

Groß sind die werke | des Herrn; wer ihr achtet, N.
der hat eitel lust daran.

Was er ordnet, das ist löblich und herrlich, und
seine gerechtigkeit bleibet ewiglich.

Er hat ein gedächtniß gestiftet seiner wunder, der
gnädige und barmherzige Herr.

Er giebet speise denen, so ihn fürchten; er geden-
ket ewiglich an seinen bund.

Er lässet verkündigen seine gewaltige taten seinem
volk, daß er ihnen gebe das erbe der heyden.

Die werke seiner hände sind wahrheit und recht,
alle seine gebote sind rechtschaffen.

Sie werden erhalten immer und ewiglich und ge-
schehen treulich und redhch.

Er sendet eine erlösung seinem volk; er verheisset,
daß sein bund ewiglich bleiben soll.

Heilig und hehr ist sein name.

Die furcht des Herrn ist der weisheit anfang; das

im Hinblick auf die Herrlichkeit der Schöpfung und
auf die Erlösung seines Volkes erinnert der Psalm
fast an die Idealpräfation der Apostolischen Kon-
stitutionen VIII, 12, 6ff. Der 111. Psalm war als
Abendmahlspsalm schlechthin durch Luthers Aus-
legung von 1530 [WA 31 I, 393ff.] und durch luth.
Gesangbücher empfohlen. Leipziger Gesangbuch von
1540 [Valten Schumann], Bl. 18 v: „Der CXI. Psalm,
zu singen, wenn man das sacrament empfehet...“
[Prosa]. Schon im Klugschen Gesangbuch von 1535
war er zwischen die Lutherlieder eingefügt. Vgl. WA
35, 326. 332, Anm. 2), der wiederum gegen Ende
(Vers 9) ein „Sanctus“ einschließt (zum hier vorbild-
lichen Aufbau der röm. Messe und seiner Geschichte
vgl. J. A. Jungmann, Missarum Sollemnia II. 1948,

133 ff.; zur Liturgie der Apostolischen Konstitutio-
nen ebd. I. 1948, 46ff.; W. C. van Unnik, RGG 3 I,

517 ; E. Fahlbusch, EKL I, 187 ; zur Präfation und
ihrer Geschichte s. Leiturgia II, 453 ff. [W. Rein-
dell]). Die KO von 1535 sieht keine Präfation, ein
„Sanctus“ nur mit Einschränkung vor, oben S. 380;
dagegen fordert die Interimsordnung sowohl Präfa-
tion als auch „Sanctus“, Einleitung, oben S. 329,
Anm. 51. Auch die Beschreibung der Emder Abend-
mahlsordnung durch Gellius Faber um 1550 enthält
einen Anklang an das „Sursum corda“: In der drüd-
den vormaninge... vormanen wy de gemene tom er-
sten, dat se ere herten to dem Heren vorheven (vgl.
Einleitung, oben S. 344); in Microns Ordinancien und
in der Emder Abendmahlsordnung von 1576, oben S.
633. 469, gewinnt die Aufforderung, die Herzen bzw.
den Glauben (so Emden) zu erheben oder zum Him-
mel zu richten, dann eine spezifisch ref. christologische
Ausrichtung (Micron: da Jesus Christus allein nach

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