Grafschaft Ostfriesland
irrung, unrichtigkeit und argerliche veraenderung
yn der religion und kirchendienste sich zugetragen
und gehaeuft, als haben wir yn der fruchte Gottes
beherzigt, wie ein christliche obrigkeit schuldig ist,
dem almechtigen gehorsamlich zu dienen, nicht al-
lein yn ehrhaltung guter policey, burgerhche friede,
ruhe, zucht und erbarkeit, sondern auch vielmehr
zum preis und ehr seines heiligen namens, furderung
und ausbreitung seines heilsamen wortes und ehr-
bauwung seiner vielgeliebten kirchen, und das die
burgerliche polecey und regierung nicht godsaelig
mag sein noch fur Godt gesegenet, da die religion und
das reich Gottes nicht ahm ersten gesucht und ge-
handhavet wirt (Psalm. 2; Esa. 49; Deut. 17).
Haben derohalben als ein mytgenosse der h.
christlichen kirchen (der wyr auch 8 geneigt und von
herzen begierich) diese kirchenordnung nach ehr-
vorderung der sachen und gelegentheit unser graff-
schaft lassen verfertigen, sehn auch nicht liebers,
den das es zu wollfart unser von Godt uns ahnbe-
volenen untertanen, zur gewunscheten und lieben
einigkeit und zum guten namen bey den recht-
glaubigen benachbarten kirchen Christi gereichen
muege, da Godt der allmechtige, des die sache ist,
sein gnedig gefallen und segen zu geben wolle. Und
wyr vermanen hiemyt abermalich allen unsere kir-
chendiener, beampten und untertanen saemptlich
und sonderlich, das ihr bey dieser kirchenordnung
getreuwlich haltet und bleibt, wie ihr das jegen uns
als euwer ordentlichen obrigkeit auf erden, zuvor-
8 B., im Wortlaut auch A.: der wir auch zue dienen.
9 B. und A.: erkennen. Datum [das aber nicht an-
gegeben ist]. 10 Bek.Schr., 21.
11 Bek.Schr., 26 f. 12 Bek.Schr., 28 ff.
13 Bek.Schr., 141 ff. 14 Bek.Schr., 501 ff.
15 B. und A.: „den catecismus... bibel)“ fehlt. —
Vgl. FC, Epitome, Bek. Schr., 769: Und weil solche
sachen auch den gemeinen laien und desselben seelen
seligkeit betreffen, bekennen wir uns auch zu den
Kleinen und Großen Catechismo Doktor Luthers,
wie solche beide Catechismi in den tomis Lutheri
verfasset, als zu der laien bibel, dorin alles begriffen,
was in heiliger schrift weitläuftig gehandelt und
einem Christenmenschen zu seiner seligkeit zu wis-
sen vonnöten ist.
16 B., im Wortlaut auch A., außerdem: ,und derselben
Apologiae. - Entsprechend schreiben die Lutheraner
in der Antwort auf die Missive, D V (H. Garrelts,
135): 1. So bekennen wir uns lauter und rein zu den
prophetischen und apostolischen geschriften, in der
derst aber jegen der gödlichen majestaett selbs zu
verandworten, wehn ehr uns allen und einem jedem,
nachdem ehr recht oder ubel gelaubt, gutes edder
boeses getan, vergelten wirt, so wollen wir auch
jederzeit bei euwers amptes getreuwe verrichtung
euch allen geburlichen schutz und obhand darrei-
chen und sulches yn gnaden erkennen 9 etc.
Das erste teil der kirchenordnung:
Von der lehr und kirchendienern etc.
Nachdem das einige, warhaftige und allein saelig-
maekende wort Gottes der grund und richtsnor aller
christelichen kirchenordnung ist, wie der Psalm. 119
[105] spricht: Dein wort ist meiner fussen leuchte
und ein licht auf meinem wege etc., so wollen wir
allen unsern pastorn, predigern und kirchendienern
ernstlich hiemyt aufehrlegt und bevolen haben, das
sie yn allen ihren predigten, religionshandel und -ge-
sprech durchaus den prophetischen und apostoh-
schen geschriften, yn der heiligen bibel verfasst,
sampt den dreien symbolis: Apostolico 10, Nicaeno 11
et Athanasii 12, der ungevalschten Auspurgischen
Confession und derselben Apologia 13, den cate-
cismus, großen und kleinen, Lutheri 14 (als der leyen
bibel) 15 und der Formulae Concordiae, anno 1580
wiederholet, volzogen und gepublicieret 16, sich
gleichformich und einhellich gemaes verhalten sol-
len etc. 17
Dan wir durch Gottes genade wissen und beken-
h. bibel nachgelassen. 2. Demnehest zu den dreyen
symbolen, als apostolischen, Nicenischen und Atha-
nasii. 3. Zu der ungefelschten Augßpurgischen Con-
fession sampt derselben Apologia. 4. Zum Concordi-
buch und derselben Apologia. — Zur Annahme bzw.
Ablehnung der Konkordienformel (Bek. Schr.,
735 ff.) in Ostfriesland s. Einleitung, oben S. 335 mit
Anm. 96. Falls es sich bei der zweimaligen Nennung
von „derselben Apologia“ nicht um ein Versehen
handelt, ist an die sog. Erfurter Apologie „Apolo-
gia oder Verantwortung des christlichen Konkor-
dienbuches“ zu denken, die von Chemnitz, Selnecker
und Kirchner abgefaßt wurde und 1582 u.ö. er-
schien; vgl. Schmid-J. Kunze, RE 3 3, 799; F.
Frank-R. Seeberg, RE 3 10, 743 f.; E. Wolf, Neue
deutsche Biographie III (1957), 201; Gesamt-Kata-
log der Preußischen Bibliotheken V, 2. 1934, 831.
Zum Konkordienbuch von 1580 vgl. oben S. 266,
Anm. 12.
17 In diesem Absatz enge, teils fast wörtliche Anleh-
684
irrung, unrichtigkeit und argerliche veraenderung
yn der religion und kirchendienste sich zugetragen
und gehaeuft, als haben wir yn der fruchte Gottes
beherzigt, wie ein christliche obrigkeit schuldig ist,
dem almechtigen gehorsamlich zu dienen, nicht al-
lein yn ehrhaltung guter policey, burgerhche friede,
ruhe, zucht und erbarkeit, sondern auch vielmehr
zum preis und ehr seines heiligen namens, furderung
und ausbreitung seines heilsamen wortes und ehr-
bauwung seiner vielgeliebten kirchen, und das die
burgerliche polecey und regierung nicht godsaelig
mag sein noch fur Godt gesegenet, da die religion und
das reich Gottes nicht ahm ersten gesucht und ge-
handhavet wirt (Psalm. 2; Esa. 49; Deut. 17).
Haben derohalben als ein mytgenosse der h.
christlichen kirchen (der wyr auch 8 geneigt und von
herzen begierich) diese kirchenordnung nach ehr-
vorderung der sachen und gelegentheit unser graff-
schaft lassen verfertigen, sehn auch nicht liebers,
den das es zu wollfart unser von Godt uns ahnbe-
volenen untertanen, zur gewunscheten und lieben
einigkeit und zum guten namen bey den recht-
glaubigen benachbarten kirchen Christi gereichen
muege, da Godt der allmechtige, des die sache ist,
sein gnedig gefallen und segen zu geben wolle. Und
wyr vermanen hiemyt abermalich allen unsere kir-
chendiener, beampten und untertanen saemptlich
und sonderlich, das ihr bey dieser kirchenordnung
getreuwlich haltet und bleibt, wie ihr das jegen uns
als euwer ordentlichen obrigkeit auf erden, zuvor-
8 B., im Wortlaut auch A.: der wir auch zue dienen.
9 B. und A.: erkennen. Datum [das aber nicht an-
gegeben ist]. 10 Bek.Schr., 21.
11 Bek.Schr., 26 f. 12 Bek.Schr., 28 ff.
13 Bek.Schr., 141 ff. 14 Bek.Schr., 501 ff.
15 B. und A.: „den catecismus... bibel)“ fehlt. —
Vgl. FC, Epitome, Bek. Schr., 769: Und weil solche
sachen auch den gemeinen laien und desselben seelen
seligkeit betreffen, bekennen wir uns auch zu den
Kleinen und Großen Catechismo Doktor Luthers,
wie solche beide Catechismi in den tomis Lutheri
verfasset, als zu der laien bibel, dorin alles begriffen,
was in heiliger schrift weitläuftig gehandelt und
einem Christenmenschen zu seiner seligkeit zu wis-
sen vonnöten ist.
16 B., im Wortlaut auch A., außerdem: ,und derselben
Apologiae. - Entsprechend schreiben die Lutheraner
in der Antwort auf die Missive, D V (H. Garrelts,
135): 1. So bekennen wir uns lauter und rein zu den
prophetischen und apostolischen geschriften, in der
derst aber jegen der gödlichen majestaett selbs zu
verandworten, wehn ehr uns allen und einem jedem,
nachdem ehr recht oder ubel gelaubt, gutes edder
boeses getan, vergelten wirt, so wollen wir auch
jederzeit bei euwers amptes getreuwe verrichtung
euch allen geburlichen schutz und obhand darrei-
chen und sulches yn gnaden erkennen 9 etc.
Das erste teil der kirchenordnung:
Von der lehr und kirchendienern etc.
Nachdem das einige, warhaftige und allein saelig-
maekende wort Gottes der grund und richtsnor aller
christelichen kirchenordnung ist, wie der Psalm. 119
[105] spricht: Dein wort ist meiner fussen leuchte
und ein licht auf meinem wege etc., so wollen wir
allen unsern pastorn, predigern und kirchendienern
ernstlich hiemyt aufehrlegt und bevolen haben, das
sie yn allen ihren predigten, religionshandel und -ge-
sprech durchaus den prophetischen und apostoh-
schen geschriften, yn der heiligen bibel verfasst,
sampt den dreien symbolis: Apostolico 10, Nicaeno 11
et Athanasii 12, der ungevalschten Auspurgischen
Confession und derselben Apologia 13, den cate-
cismus, großen und kleinen, Lutheri 14 (als der leyen
bibel) 15 und der Formulae Concordiae, anno 1580
wiederholet, volzogen und gepublicieret 16, sich
gleichformich und einhellich gemaes verhalten sol-
len etc. 17
Dan wir durch Gottes genade wissen und beken-
h. bibel nachgelassen. 2. Demnehest zu den dreyen
symbolen, als apostolischen, Nicenischen und Atha-
nasii. 3. Zu der ungefelschten Augßpurgischen Con-
fession sampt derselben Apologia. 4. Zum Concordi-
buch und derselben Apologia. — Zur Annahme bzw.
Ablehnung der Konkordienformel (Bek. Schr.,
735 ff.) in Ostfriesland s. Einleitung, oben S. 335 mit
Anm. 96. Falls es sich bei der zweimaligen Nennung
von „derselben Apologia“ nicht um ein Versehen
handelt, ist an die sog. Erfurter Apologie „Apolo-
gia oder Verantwortung des christlichen Konkor-
dienbuches“ zu denken, die von Chemnitz, Selnecker
und Kirchner abgefaßt wurde und 1582 u.ö. er-
schien; vgl. Schmid-J. Kunze, RE 3 3, 799; F.
Frank-R. Seeberg, RE 3 10, 743 f.; E. Wolf, Neue
deutsche Biographie III (1957), 201; Gesamt-Kata-
log der Preußischen Bibliotheken V, 2. 1934, 831.
Zum Konkordienbuch von 1580 vgl. oben S. 266,
Anm. 12.
17 In diesem Absatz enge, teils fast wörtliche Anleh-
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