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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0732
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Grafschaft Ostfriesland

und amptes bedeinung erkunden, ob sie rechtgleu-
bich, godtselich und getreulich oder aber straffbar
sein, 5. item, ob sie sich der kirchenordnung und der
agenda eines jeden punkts gemes verhalten oder
ander weise sich zu gebrauchen vernemen lassen, 6.
ob sie auch getreulich uber die disciplin 48 halten oder
aber myt den verachteren und unbußvertigen zu
vile durch die finger sehen und geselschaft haben.
7. Solches alles soll auch von den kirchvoigten ge-
examiniret werden. 8. Item, ob die sambtliche kir-
chendeinre guten friden und einigkeit miteinander
haben, 9. und ihre gerechtigkeit von kaspel gnug-
sam bekommen konnen. 10. Man sall auch erkund-
ten, ob sie, die prediger, der eine aufneheme solche
leute, so von einen andren billich verworfen, 11. ob
sich die deinar des heiligen wortes auch in poli-
tesche 49 und gerichtessachen mischen, 12. ob ihn
dem kaspell sein leute, die sich mit ungodtlichen
handlen behelfen, als wokereye und andre furwitzich-
keit 50,13. item, die den namen Gottes myt fluchen,
sweren, verachtung der heiligen sacramenten sme-
hen und lestren, 14. die advocaten der kirchen,
kuster, organisten, schulmeister auf den dorfren, ob
sie unberugtigte leute sein, ordentleich zum ampte
gekommen, den catechismum und kirchengesenge
wissen und ihren ambte ihn allen ambtespunkten
genuch tun, 15. von den fuesknechten und auskun-
digren, 1. ob sie mit den krugren und zechbrudren un-

48 Druckvorlage: discipulen. - B. und A. wie der Text.

49 Vgl. dazu Einleitung, oben S. 336; oben S. 502 ff.
mit Anm. 1 und oben S. 416 mit Anm. 28.

50 B. hat statt „furwitzichkeit“: „finanzerey“.

51 B. und A. außerdem: und.

52 Zu Punkt 14 u. 15 vgl. oben S. 692f. mit Anm. 80f.
u. S. 691 mit Anm. 68 ff.

53 Der Verfasser unserer KO hat hier anscheinend wie-
derum die Hoyasche KO von 1581 vor Augen gehabt;
vgl. Sehling VI, 2, 1174 (,,Von der visitation... Zum
siebenden sol er [der Superintendent] die disciplin-
ordnung, soviel nötig, lesen lassen und dem volk die-
selbe getreulich befehlen“). Disziplinordnung in Ost-
friesland? Polizeiordnungen von 1545 bzw. 1556?

54 B., entsprechend A., fährt fort: Die visitatores sol-
len sein ad placitum generosi etc. zwen theologi und
der amptmann deß orts.

55 Vgl. dazu oben S. 696 bei Verweisziffer 12.- Betr. die
Sonn- und Festtagsevangelien vgl. oben S. 92 ff.
271ff., betr. einzelne Festtage oben S. 79.

56 Statt „als... ist“ hat B. „als in den lateinischen an-
leitungen oder postill folgentz [anstelle von „fol-

ter dem kirchendenste durch die finger sehen und
auch woll myt sechen, 2. ob sie die argernisse uf
dem kirchove 51 unter den gottesdeinste ihres vormu-
gens vorhindren oder ungemarkt lassen etc. 52 16.
Entlich soll die visitation allen befunden mangel,
sovile immer mugelick, besseren und richtig machen
und zum beschlus die disciplinordnung dem kaspels-
volke lassen vorlesen 53, darauf den segen sprechen
etc. 54

Lectur durchs ganze jar etc.

Die lectiones stimmen 1. etzliche auf den ganzen
text des gegenwertigen evangelii, 2. etzliche auf ein
tiel [!] oder locum desselben evangeli i55, gleich als
ihn den volgenden ahnzeigung zu ersehen ist 56 etc.

Dominica 1. Adventus etc.

Lect. Psal. 8 et 118; Zachar. 9; 2. Sam. 6 etc.

Domin. 2. Adven[tus] etc.

Lect. Ierem. 25; 2. Thes. 2; Dan. 12 et 2. Pet. 3 57.

Dominica 3. Adventus etc.

Lect. Esa. 35 58; 42; 61; Malach. 3 59.

Domimca 4. Adventus etc.

Lect. Esa. 40; Deut. 18; Malach. 4 etc. 60

In natali Domini etc.

Lect. Esa. 9; Gen. 49; Ierem. 33; Esa. 51; Psalm.
132 etc.

gentz“ stand usprünglich ein anderes Wort, ver-
mutlich „Ligarii“, das aber kräftig durchgestrichen
ist] zu ersehen ist“, A. „als in der lateinischen an-
leitung oder postill Ligarii zu ersehen ist“. - Diese
Schrift des Ligarius erwähnt P. F. Reershemius,
36, als „Anleitung oder Postill über die Sontags-
Evangelia, lateinisch“ unter Berufung auf unsere
KO ; die Schrift hat ihm also kaum selbst vorgelegen.
Auch schon J. C. Jhering, Ostfriesische Kirchen-
geschichte, § 18 (handschriftlich im Staats-A. Au-
rich), nennt diese Schrift, ohne sie selbst eingesehen
zu haben. H. Garrelts, Ligarius, 166,beklagt, daß
diese Schrift bislang nicht habe aufgefunden werden
können. — Zur Beurteilung der gottesdienstlichen
Schriftlesung und ihrer Problematik in der Sicht der
reformatorischen Kirchen im allgemeinen vgl. G.
Kunze, Die gottesdienstliche Schriftlesung I. 1947,
127ff. 57 A. hat (sicher fälschlich): 1. Pet. 3.

58 A.: Es. 25.

59 Druckvorlage: Malach. 4. — A.: Mal. 3.

60 In der Druckvorlage fehlt der Passus: „Dominica;...
Mal. 4 etc.“, er ist ergänzt nach B. und A.

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