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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0745
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Märienhafer Kirchenordnung 1593

nachtmall. - Nach der communion tut der prediger
ein kurze vermanung von der liebe des nehesten: Weil
wir nun ein leib Christi 54a geworden und unterein-
ander gelieter desselbigen leibs, welch ist die gemeine
Gottes (1. Cor. 10 [17]): alle, die wir eines brodes
teilhaftich und eines kelches genoßen, gleich als von
vilen kornern ein brodt und aus vilen trauben ein
weine gemacht wirt 55 - so hebet nun eure herzen zu
Godt (ihr geliebten) und last uns frolick danksagen
etc.

Danksagung etc.

Wir danken dir, H. Godt Vatter, du allerhoheste,
das du die welt also geliebet und deinen eingebornen
Sohn lassen minsch werden [vgl. Joh 3, 16] und
unter das gesetz getan, auf das ehr uns, die wir unter
dem gesetz waren, erlosede [Gal 4, 4 f.], und hast
uns das h. predigampt gestift, umb sulche deine
tugent uberall zu verkundigen und mit den ge-
brauch des h. aventmals zu vorsieglen, damit wir
unser selicheit aller dinge gewiß mugen sein.

Wir danken dir, H. Jesu Christe, du gewunscheter
heilant, das du der einiger midler zwisken Godt und
minschen geworden [1. Tim 2, 5], hast dich ihn des-
sen jammertall und todt des kreuzes begeben und
uns ein ewige erlosung durch deine minschwerdung,
passio ahn kreuze und auferstehung erworben, hast
uns auch dein h. abentmall gestift, darein du uns
dein leib und blut gibst zum gezeugnis von verge-
bung der sunden 56.

me etc.Wat kan vns kamen an vor nodt So vns de
Here weydet...“ (vgl. Wackernagel III, Nr. 147);
diese Bearbeitung sieht die Engerhafer Liturgie,
Fassung A. vor (vgl. oben S. 681 mit Anm. 28); 2. in
der Bearbeitung Dathens (vgl. dazu oben S. 485,
Anm. 25), Bl. XV r-XVI v: „De XXIII. Psalm.
Myn Godt voedt my als myn Herder gepresen...“. —
Zu erinnern wäre auch an das Lied „Der Herr ist
mein getreuer hirt“, das sich bereits im Augsburger
Gesangbuch von 1531 bzw. dessen späterer Ausgabe
von 1533 findet, oder an die Bearbeitung des 23.
Psalms von Wolfgang Meuslin „Mein hirt ist Gott,
der Herre mein“, das im Straßburger Gesangbuch
von 1537 steht (vgl. Wackernagel III, Nr. 162.
946; Kulp Nr. 178 u. Ev. Kgb. Nr. 178 [dort das
erste Lied]). Beide Lieder fehlen jedoch im Emder
Enchiridion. 54a B. statt „Christi“: „in Christo“.
55 Entsprechend der Engerhafer Liturgie, oben S. 681
mit Anm. 33.

56 B. und A. fahren hier noch fort: und erbschaft des
ewigen lebens.

Wir danken dir, Herre Godt h. Geist, du werdes
licht und trost, das du uns erleuchtet mit erkente-
nuß des heils und gibst gezeugniß unsrem geiste,
das wir durch den glauben Gottes kinder sint [Rm 8,
16], machest uns ein neu creatur ihn Christo Jesu
[2. K5,17], das wir die warheit freymotig bekennen,
der gerechtigkeit nachjagen, das kreuz gedultich
tragen und zum seligen ende beharren.

Almechtiger, ewiger, herlicher Godt, du Vatter,
Sohn, h. Geist, wir danken dir von herzen fur die
gnadige herbarge und getreuwe handhabung deines
h. wortes, auch fur fromme obrigkeit und friede
ihn disem lande, und bitten herzlich, du gutiger
Godt wollest unse geringe danksagung dir gevallen
lassen und das leicht deines heilsamen wortes auch
hinferner ihn dise lande erhalten bey unsren nach-
komen, das wir ihn disen lande mugen herberge und
fride haben, deine gute und warheit unsren kindren
verkundigen und dir mit denselben ewich danken.
Amen 57.

Conclusio.

Zum beschlus lese der prediger den gecommuni-
cirten eine lectionn aus den 15. cap. Johannis 58 und
drauf den segen. -

In vall die action des h. abentmals mus aus er-
heblichen ursachen kurz gemacht werden, so mag
man die agenda, ihn sangbuche verzeichnet 59, ge-
brauchen oder auch noch kurzer machen, jedoch,
das die principalia nicht außgelassen wirten etc. -

57 Die Danksagung lehnt sich im wesentlichen an die
der Engerhafer Liturgie an (vgl. oben S. 681 f. mit
Anm. 34).

58 Joh 6 und 13 ff. las man bei Micron in Norden wäh-
rend der Austeilung (vgl. oben S. 635 f., Anm. 28) -
hatte die Sitte in Ostfriesland seit Micron weiter-
gewirkt? Oder knüpft unsere KO an eine noch ältere
ostfriesische Tradition an, die auf das Wirken Rodes
in Norden und den Einfluß der Brüder vom gemein-
samen Leben zurückgehen könnte (vgl. oben S. 570,
mit Anm. 49a)?

59 Einigen der Lutherschen Gesangbücher war Luthers
Ordnung der Deutschen Messe von 1526 beigegeben.
Auch die Hoyasche KO von 1581 nimmt darauf
Bezug (vgl. Sehling VI, 2, 1149 mit Anm. 73). Auf
Luthers Deutscher Messe beruhte z.T. die KO von
1535 (vgb oben S. 376 ff. mit Anm. 34). Das Joachim
Slütersche Rostocker Gesangbuch von 1531 (neu
hrsg. von C. M. Wiechmann-Kadow. Schwerin
1858) enthält auf Bl. R V v ff.: „De dudesche Misse.
Hyr na volget de Form vnde ordeninge eynes Christ-

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