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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0746
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Grafschaft Ostfriesland

Von gemeine bedttagen etc.

Von den gemeinen bedttagen soll das volk unter-
wiesen werden, das dieselbe fruchtbarlich zu halten.
Dazu gehoren dise punkten etc.: 1. Lauter und
reine religion haben oder machen, 2. die argernißen
abschaffen und die verfallen disciplin wieder auf-
richten, 3. auf minschen sich nicht verlassen, son-
dren sein zuflucht und vertrouwen auf Godt setzen,
4. vasten, beichten zu Godt, das gsmuck ablegen,
bitten gnad und kein recht wemodiglich, 5. almosen
geben, unbilliche schulde nachlassen, dankbarkeit
globen und halten. Außerhalb sunderliche 60 nott-
fallen soll men des jars viermall gemeine bedtage
halten, als 1. ahm tage Matthiae 61, 2. ahm Sontag
Exaudi, 3. am tage decollationis Joh. Baptistae 62,

liken amptes der Myssen / so tho Nörenberch jn dem
nyen Spyttale / des Sondages vnde des Vyrdages ge-
holden wert“. Dieselbe Messe enthält auch das „EN-
CHIRIDION Geistliker Leder vn Psalmen Dorch
Doctor Martinus Luther... Gedrücket to Hamborch/
Dorch Johann Wickradt den Jüngern. Anno
M.D.LVIII“ (Expl. der Staatsbibliothek Hamburg),
Bl. CXLIN r ff., dort nur überschrieben „De dü-
desche Misse“. Die liturgische Folge für den eigent-
lichen Abendmahlsgottesdienst (missa fidelium) ist
danach: 1. Präfation mit dem einleitenden Dialog,
in herkömmlichem Stil, niederdeutsch, 2. Einset-
zungsbericht, 3. Sanctus mit Benedictus nieder-
deutsch, 4. Vaterunser mit angeschlossener Bitte um
Erlösung von allen sichtbaren und unsichtbaren
Feinden, 5. Friedensgruß, 6. Agnus Dei, 7. Vermah-
nung (a. die Nürnberger Vermahnung, b. Bugen-
hagens Vermahnung; vgl. oben S. 158 mit Anm. 71,
und S. 75 mit Anm. 79), 8. Bitte um Erlösung (um
würdigen Sakramentsempfang), 9. Kommunion mit
Spendeformeln, 10. Nunc dimittis niederdeutsch,
11. Salutatio, 12. Kollekte — danach die Schlußseg-
nungen. — Wie in unserer KO finden wir in dieser
Messe also eine Präfation und ein Sanctus, den Ein-
setzungsbericht unmittelbar nach der Präfation, ge-
trennt von der Distribution (im Gegensatz zu Lu-
thers Deutscher Messe; vgl. aber Formula missae
1523 [Sehling I, 6; WA 12, 212 f.]), außerdem beson-
dere Reinigungsgebete vor der Kommunion (vgl.
oben S. 679, Anm. 24). Der herkömmliche Meßstil
scheint für ostfriesische Verhältnisse jedoch wenig
passend; auch kann man das Formular kaum als
kurz bezeichnen. — Ob im Gesangbuch des Johann
von Oldersum eine Agende stand, läßt sich aus den
Fragmenten nicht erkennen. — Zur Nürnberger Spi-
talmesse vgl. M. Herold, Die erste ev. deutsche
Messe mit Musiknoten 1525, in: Siona 19 (1894), 1 ff.;
J. Smend, Die ev. deutschen Messen bis zu Luthers
Deutscher Messe. 1896, 160 ff.; B. Klaus, Die Nürn-
berger Deutsche Messe 1524, in: Jb für Liturgik

4. und ahm tage Andreae apostoli 63. - Es soll ahn
bedtagen die disciplin allerdinges gehalten werden,
so wir anno 1577 haben ein solchen 64 vall publi-
ciiren lassen 65, druber dan unse beampten und die-
ner mit ernste halten sollen oder unser ungnad ge-
wertig sein. - Auf den bedtagen sollen ihn den pre-
digten gehandelt werden Hoseae cap. 4 und 14,
Esa. 31 und 58, Jonas 3 66, Joel 2 in med., Psal. 129,
143, 92, 85 und dergleichen. - Es sollen aber ahm
bedtagen zwo predigten geschen, damit das volk
ihn andacht gehalten werde. Man soll auch de leta-
ney 67 leren singen und die gemeine dazu gewennen,
gleich ander gesange. Das gesang ahm bedtagen soll
ohne orgelspill sein, die letaney, item: Wo Godt der
Herr nicht bey uns halt 68, item: Ach Godt, laß dir

und Hymnologie 1 (1955), 8 f.; Sehling XI, 19 ff.
51 ff. Zur Erlösung von sichtbaren und unsichtbaren
Feinden vgl. oben S. 551, Anm. 16.

60 In der Druckvorlage steht „sunderliche“ zweimal.

61 24. bzw. 25. Februar. 62 29. August.

63 30. November. - Vgl. dazu oben S. 487 ff. mit Anm.
32; auch Microns Ordinancien, cap. XXIX, oben
S. 660 f. (Ablehnung bestinnnter Bettagszeiten).

64 B. und A. haben statt „ein solchen“: „in solchem“.

65 Dieses Mandat konnte nicht ermittelt werden; viel-
leicht stand es im Zusammenhang mit dem am 8. De-
zember 1577 abgehaltenen Fasten- und Bettag (vgl.
oben S. 488, Anm. 32).

66 A.: „3“ fehlt.

67 Zu Luthers Litaneien s. oben S. 41, Anm. 14. Das
Emder Enchiridion von 1589, Bh LIIr-LIVr, ent-
hält: „De Düdessche Lytanie / in ein Ledt gebracht.
Tm thon: Vader vnse im Hemmelryck. G. F. Godt
Vader in dem Hemmelryck...“. Das Emder Enchiri-
dion von 1630 nennt Gellius Faber als Verfasser.
Sonst wird Johann Freder (1510-1562) angegeben.
Vgl. Goeman in: JbE 17 (1910), 105 ff.; Wacker-
nagel III, Nr. 230-232.

68 Lied von Justus Jonas (1493-1555) nach Ps 124, er-
schienen in den Erfurter Enchiridien 1524, viel-
leicht schon früher in einem Einzeldruck; bei
Wackernagel II, Nr. 62 wiedergegeben nach „Eyn
Enchiridion oder Handbuchlein“, „Gedruckt zu
Erffurd, yn der Permentergassen, zum Ferbefaß“
1524. Vgl. WA 35, 8. 16. 38. 124; Ev. Kgb. u. Kulp
Nr. 193. Das Lied steht im Emder Enchiridion von
1589 unter den Psalmen, Bl. XXXVIr—XXXVIIr:
„De CXXIIII. Psalm. Dorch Justus Jonas. Wo Godt
de Heer nicht by vns holdt...“. - B., entsprechend
A., hat außerdem noch: ,item: O gutiger Gott in
ewigkeit etc. - Das Lied stammt wahrscheinlich von
Wenzeslaus Linck, wurde veröffentlicht in einem be-
sonderen Druck durch Jobst Gutknecht, Nürnberg.
Im Augsburger Gesangbuch von 1533 beginnt das
Lied: O guter Gott. Es richtet sich gegen die Türken-

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