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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0752
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Grafschaft Ostfriesland

3. ] Der versturben kirchen- und schuldeiner witwen
und waisen wollen wir ein ganz frey gnadenjar hie-
mit ahngeordnet und gegeben haben 28, also das sie
von den succedenten unbezwaret sein und aber die
succedenten aus dem kirchenbeutel verehret etc. 29

4. ] Ein außgearbeitet kirchen- oder schuldeiner, der
ihn seinem ampte tuchtig, treu und lang gedeinet
hat und aber alters halben oder swacheit halben
nicht mer dienen kann 30, der soll von seine praeben-
da nicht priviret werden, sundren die sein lebenlang
behalten 31.

5. ] Es soll aber dem vicario die besoldung mit radt
des inspectoris und auf furbit des kaspels von uns
ersuchet und ahngeweiset werden, damit die ge-
burliche dankbarkeit beiderseits betracht und ge-
braucht werde etc. 32

freyet syn, noch unser g. heer, prälaten, junkern,
hövetlingen, rycke noch arme, geistlicke noch
weltlicke, und alle erve im Emsige lande soelen
ehre vulle dycke holden und maken na geweerde
[= Wert]. — Schon das vorgräfliche ostfriesische
Deichrecht bezieht die Geistlichen in den Kreis der
Deichpflichtigen ein; vgl. v. Wicht, aaO. 875. Ent-
sprechende Anordnungen enthalten auch die Emsi-
schen Deichordnungen von 1539, § 1, und 1541, § 1
(v. Wicht, aaO. 919f. 932), 1539: Tom erstenis gudt
und nutt angesehen..., dat men alle de lande nyes
solde beschriven laten (dewyle völe klage vorge-
stellet, dat de lande undergeschlagen und idtlike
gene dycke up oire lande hedden), het lege ock, war
dat idt wolde, idt were dann marschland edder gast-
land [= Geestland], alle dat mit dem solten water
beschediget konde werden, niemand darvon utge-
nahmen edder gefreyhet, geistlich edder weltlich,
eddel noch uneddel... —, 1541: .. .dat alsdann noch
ein jederman, nemand utgenamen, geistlick noch
weltlick, edel noch unedel, vulle dycke up oire lande
nehmen soelen, by verlust der landen... — Deich-
ordnung des Grafen Johann des Jüngeren für Greet-
siel von 1578, § 7 (D.V. Noosten, Die Entwicklung
des Deichrechts in Ostfriesland... Göttinger Diss.
1930, 112): Und soll von alsolcher contribution [dem
Deichschoß] noch die herrn vom adel, geistlichkeit
noch baurschaft noch auch die deichrichter selbst
nach advenant ihrer grasstall nitt gefreiet sein. -
Emsische Deichordnung Edzards II. von 1593
(Noosten, aaO. 105 f.): ... So wirt vor radtsam er-
achtet, das alle und jede lande, sie weren auch hier
oder dar gelegen, marsch- oder gastlande, in summa
alle diejennige, so mit dem sehe- oder salzenwasser
beschedigt werden konden, doch so weit sich die
teichacht strecket, uffs neue, nemand, geistlich oder
weltlich, noch unsere oder unserer aus der ritter-
schaft, reich oder arm. für dismall, und sovill diese

Von kirchliche straff und bann etc.

1. ] Wir wollen, das unsre prediger sollen bey allen
und jeden punkt 33 (affirmative und negative) die
warheit und ihrtumb 34 gegeneinander halten etc.

2. ] Allerley valsche opiniones und wissenthche ihr-
tumb mit christlicher bescheidenheit 35 ohne sme-
liche benauwung 36 der personen widerlegen etc.

3. ] Sonsten aber alle unerbauliche disputationes
und bitter gezank publice und privatim (wie sie
namenmugen haben) ahn ihren ort verbliben laßen
etc.

4. ] Der valsche lehr und argernissen des lebens be-
langend, sein zweyerley proceß mit den leuten zu
halten, 1. Tim. 5 in fin. [24] etc.

5. ] Der eine proceß ist Matth. ahm 18. [15 ff.], da die

nottwendige reparation belangen tuett, ausgeschlos-
sen, richtik und ordentlich beschreiben, und ein
graß in Embsige und andere kleilanden [ = Marsch-
landen], dem anderen geleich vor voll land, laut der
teichregister, und da sich etzliche lande befonden,
warauf vormalen keine masse zugelecht, und gieich-
woll ein merklichs antragen würde, das berurte
landmaß daruff zugelegt, und diesfalß auch gleicheit
gehalten werde. - Näheres über die Träger der Deich-
lasten s. bei Noosten, aaO. 42 ff.; O. Buß, Die ge-
schichtliche Entwicklung und Bedeutung des ost-
friesischen Deichwesens. Leipziger Diss. 1932, 20 ff.;
auch J. König, 218ff.

28 EntsprechendderHoyaschenKO von 1581, Sehling
VI, 2, 1195 (,,Von versorgung der pastorn... Zum
sechsten...“).

29 Der Nachsatz hat Verwandtschaft mit der dies-
bezüglichen Regelung der Hoyaschen KO von 1573/
74 (Art. XXII); vgl. unten S. 746.

30 Bis hierher lehnt sich unser Artikel fast wörtlich an
die Hoyasche KO von 1581, Sehling VI, 2, 1195
(,,Von ausgearbeiteten und verkrenkten pastorn und
predigern“) an.

31 Hier abweichend von Hoya aaO. (dort: „Wann wir
darumb angelanget... versehung verschaffen“).

32 B., entsprechend A., fährt fort: 6.] Wir wöllen auch,
das unser prediger und kirchendiener witwen, so-
lang sie im witwenstand verbleiben, derselbigen frey-
heit genießen sollen, so ihre ehemänner die zeit ihres
dienstes genoßen. — Diese Regelung hat wiederum
eine sachliche Parallele in der Hoyaschen KO von
1581, Sehling VI, 2, 1195 („Privilegia...“).

33 B. und A. haben hier außerdem: der christlichen re-
ligion.

34 A. hat hier außerdem: mit christlicher bescheiden-

heit. 35 A: „mit... bescheidenheit“ fehlt.

36 = Beängstigung; vgl. Doornkaat Koolman I,
145. II, 642. - B.: benamung, A.: benennunge.

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