Grafschaft Ostfriesland
2. ] Drumb, gleich wie die rechtglaubige Christen der
papisten aberglaube von fegefeur 44, viglien 45 und
zeitmissen 46 verwerfen als der godtsaligen warheit
ungemeß etc.:
3. ] Also bezeugen sie recht und woll ihren glauben
von der auferstehung der todten, vom gerichte
Gottes und vom ewigen leben gegen die saduceische
opinie der weltkinder 47 etc.
4. ] Derhalben wollen wir, das die begrebnuß der
godzaligen ehrlich gehalten werde mit geistlich ge-
sang und leichpredig nach alten gebrauch und ge-
legenheit des ordes und der schulen etc.
5], Das gesang ist: Mitten wir ihm lebend sein etc. 48,
Erbarm dich meyner, o Herre Godt etc. 49, Myt fred
und freud ich far dahin etc. 50, Ach wie elend ist un-
ser zeit etc. 51, Nun last uns den leib begraben etc. 52
6.] Die leichpredigt (wie auch das gesang) soll nach
alter oder jugent des verstorbnen erwelet werden
und auch nach ander umbstenden mehr etc.
44 Vgl. Conc. Trident. Sess. VI, Canones de iustifica-
tione, can. 30: Si quis posfc acceptam iustificationis
grafciam cuilibet peccatori poenitenti ita culpam
remitti et reatum aeternae poenae deleri dixerit, ut
nullus remaneat reatus poenae temporalis, exsol-
vendae vel in hoc saeculo vel in futuro in purgatorio,
antequam ad regna coelorum aditus patere possit:
A. S. (Denzinger 30, Nr. 840). Vgl. auch ebd. Sess.
XXV, Decretum de purgatorio: ... purgatorium
esse, animasque ibi detentas fidelium suffragiis, po-
tissimum vero acceptabili altaris sacrificio iuvari...
(Denzinger 30, Nr. 983). Dazu M. Schmaus, Ka-
tholische Dogmatik IV, 23 u.4. 1953, 151 ff.; F.
Schmidt-Clausing, RGG 3 II, 892 ff. (Lit.); F.
Loofs, Leitfaden zum Studium der Dogmenge-
schichte 6, Teil 1 u. 2. 1959, 361. 391. 563 u.ö.; auch
Sehling VI, 2, 753 mit Anm. 80.
45 Gemeint sind hier offenbar die Totenvigilien oder
-offizien, die mit Antiphonen, Psalmen und Gebeten
in der Nacht vor der Beerdigung am Sarg in der
Kirche gehalten und am 3., 7. und 30. Tag nach der
Beerdigung sowie am Jahrestag wiederholt wurden.
Vgl. G. Rietschel-P. Graff, Lehrbuch der Litur-
gik II 2. 1952. 764; E. Hertzsch, RGG 3 I, 964 f.
(Lit.); H. L. Kulp, EKL III, 1658.
46 B. und A.: seelmessen.
47 Hier hat der Verfasser unserer KO vermutlich wieder
die Hoyasche KO vor Augen gehabt; vgl. Sehling
VI, 2, 1193; auch unten S. 741. - Die Sadduzäer
glaubten nicht an die Auferstehung der Toten.
48 Vgl. oben S. 187 mit Anm. 96. Emder Enchiridion,
Bl. XCVIv/XCVIIr: „Midden wy im Leuendt sint.
Marth. Luth. Midden wy...“
49 Vgl. oben S. 187 mit Anm. 99. Emder Enchiridion
von 1589, Bl. XXv/XXIr: „De LI. Psalm. Miserere
7. ] Die matery sein Matth. 9, Luc. 7, Joh. 11,
1. Thess. 4, 1. Cor. 15, Joh. 12, Ezech. 37, Dan. 12,
Esa. 25, Luc. 12 und dergleichen textus, den pre-
diger frey zu erwelen etc. 53
8. ] Uber die leiche der Christen, so sich zum gehor
des godtlichen wordes und gebrauch der sacramen-
ten gehalten, soll der prediger, da es begiret wirt,
ein vermanung tun, es sey ihn der kirchen oder auf
dem kirchove nach gelegenheit des gewitters, und
den verstorbenen mit warheit zeugnis geben etc. 54
9. ] Uber die leiche aber der vorechter und 55 unbuß-
vertigen soll 56 der prediger, da es begiret wirt, kein
ander matery handlen, den solchen leuten betrifft 56a,
den andren zur warnung, soll sich aber myt kein geld
noch gabe dazu erkaufen laßen, die godtlosen zu lo-
ben und also das predigampt ihn schimpf bringen
etc. 57
10. ] Das gesang uber die begrebnuß soll ahn kirchen-
hove ahngefangen und aber nicht von sterbhause
mei Deus Erhardus Hegenw. Erbarm dy myner
O Here Godt...“ (unter den Psalmen).
60 Vgl. oben S. 187 mit Anm. 97. Emder Enchiridion
von 1589, Bl. XCVIIv: „De Lauesanck Simeonis /
Nunc dimittis seruum Mart. Luth. Mit fred vnd
freuwd...“.
51 A. läßt dieses Lied fort. - Zum Lied: Bei Wacker-
nagel IV, Nr. 260, abgedruckt nach dem Gesang-
buch „Geistliche Lieder vnd Psalmen etc. 1566“,
„Gedruckt zu Nürmberg, durch Nicolaum Knorrn“.
Als Verfasser ist Johannes Heune genannt.
52 A. läßt auch dieses Lied fort. Zum Lied vgl. oben
S. 187 mit Anm. 2. Emder Enchiridion von 1589,
Bl. XCVIII: „Ein schon gesanck: wen men de vor-
storuen begrauen wil. Nv lath vns den Lyff be-
grauen...“.
53 A.: „und dergleichen... etc.“ fehlt.
54 Gesang der Schüler und Grabpredigt beschreibt
auch die KO von 1535, oben S. 381.
55 B., entsprechend A.: aber der gottlosen, verächter,
sektarischen und.
56 B., entsprechend A., hat hier außerdem: entweder
kein predigt noch gesang sein oder aber.
56a B. hat statt „betrifft“: „geziemet“.
57 B„ entsprechend A„ fährt hier fort: 10.] Wo der pre-
diger nicht weiß, das kranken sein, und nicht ersucht
wird, soll er deß außbleibens entschuldiget sein; denn
der kranke soll den prediger beruffen etc„ Jacob. 5
[14]. 11.] Uber junge leute, so under zwölf jahren,
soll der prediger nicht gehalten sein zu predigen, und
soll nur mit einer glocken geleutet werden, und der
gewöhnliche text 1. Thess. 4 von einem schulknaben
daruber zu lesen. 12.] Es soll uber keine todten des
kaspels mehr als zweymal geleutet werden, eins uff
das absterben und eins auf die begräbnus. 13.] Uber
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2. ] Drumb, gleich wie die rechtglaubige Christen der
papisten aberglaube von fegefeur 44, viglien 45 und
zeitmissen 46 verwerfen als der godtsaligen warheit
ungemeß etc.:
3. ] Also bezeugen sie recht und woll ihren glauben
von der auferstehung der todten, vom gerichte
Gottes und vom ewigen leben gegen die saduceische
opinie der weltkinder 47 etc.
4. ] Derhalben wollen wir, das die begrebnuß der
godzaligen ehrlich gehalten werde mit geistlich ge-
sang und leichpredig nach alten gebrauch und ge-
legenheit des ordes und der schulen etc.
5], Das gesang ist: Mitten wir ihm lebend sein etc. 48,
Erbarm dich meyner, o Herre Godt etc. 49, Myt fred
und freud ich far dahin etc. 50, Ach wie elend ist un-
ser zeit etc. 51, Nun last uns den leib begraben etc. 52
6.] Die leichpredigt (wie auch das gesang) soll nach
alter oder jugent des verstorbnen erwelet werden
und auch nach ander umbstenden mehr etc.
44 Vgl. Conc. Trident. Sess. VI, Canones de iustifica-
tione, can. 30: Si quis posfc acceptam iustificationis
grafciam cuilibet peccatori poenitenti ita culpam
remitti et reatum aeternae poenae deleri dixerit, ut
nullus remaneat reatus poenae temporalis, exsol-
vendae vel in hoc saeculo vel in futuro in purgatorio,
antequam ad regna coelorum aditus patere possit:
A. S. (Denzinger 30, Nr. 840). Vgl. auch ebd. Sess.
XXV, Decretum de purgatorio: ... purgatorium
esse, animasque ibi detentas fidelium suffragiis, po-
tissimum vero acceptabili altaris sacrificio iuvari...
(Denzinger 30, Nr. 983). Dazu M. Schmaus, Ka-
tholische Dogmatik IV, 23 u.4. 1953, 151 ff.; F.
Schmidt-Clausing, RGG 3 II, 892 ff. (Lit.); F.
Loofs, Leitfaden zum Studium der Dogmenge-
schichte 6, Teil 1 u. 2. 1959, 361. 391. 563 u.ö.; auch
Sehling VI, 2, 753 mit Anm. 80.
45 Gemeint sind hier offenbar die Totenvigilien oder
-offizien, die mit Antiphonen, Psalmen und Gebeten
in der Nacht vor der Beerdigung am Sarg in der
Kirche gehalten und am 3., 7. und 30. Tag nach der
Beerdigung sowie am Jahrestag wiederholt wurden.
Vgl. G. Rietschel-P. Graff, Lehrbuch der Litur-
gik II 2. 1952. 764; E. Hertzsch, RGG 3 I, 964 f.
(Lit.); H. L. Kulp, EKL III, 1658.
46 B. und A.: seelmessen.
47 Hier hat der Verfasser unserer KO vermutlich wieder
die Hoyasche KO vor Augen gehabt; vgl. Sehling
VI, 2, 1193; auch unten S. 741. - Die Sadduzäer
glaubten nicht an die Auferstehung der Toten.
48 Vgl. oben S. 187 mit Anm. 96. Emder Enchiridion,
Bl. XCVIv/XCVIIr: „Midden wy im Leuendt sint.
Marth. Luth. Midden wy...“
49 Vgl. oben S. 187 mit Anm. 99. Emder Enchiridion
von 1589, Bl. XXv/XXIr: „De LI. Psalm. Miserere
7. ] Die matery sein Matth. 9, Luc. 7, Joh. 11,
1. Thess. 4, 1. Cor. 15, Joh. 12, Ezech. 37, Dan. 12,
Esa. 25, Luc. 12 und dergleichen textus, den pre-
diger frey zu erwelen etc. 53
8. ] Uber die leiche der Christen, so sich zum gehor
des godtlichen wordes und gebrauch der sacramen-
ten gehalten, soll der prediger, da es begiret wirt,
ein vermanung tun, es sey ihn der kirchen oder auf
dem kirchove nach gelegenheit des gewitters, und
den verstorbenen mit warheit zeugnis geben etc. 54
9. ] Uber die leiche aber der vorechter und 55 unbuß-
vertigen soll 56 der prediger, da es begiret wirt, kein
ander matery handlen, den solchen leuten betrifft 56a,
den andren zur warnung, soll sich aber myt kein geld
noch gabe dazu erkaufen laßen, die godtlosen zu lo-
ben und also das predigampt ihn schimpf bringen
etc. 57
10. ] Das gesang uber die begrebnuß soll ahn kirchen-
hove ahngefangen und aber nicht von sterbhause
mei Deus Erhardus Hegenw. Erbarm dy myner
O Here Godt...“ (unter den Psalmen).
60 Vgl. oben S. 187 mit Anm. 97. Emder Enchiridion
von 1589, Bl. XCVIIv: „De Lauesanck Simeonis /
Nunc dimittis seruum Mart. Luth. Mit fred vnd
freuwd...“.
51 A. läßt dieses Lied fort. - Zum Lied: Bei Wacker-
nagel IV, Nr. 260, abgedruckt nach dem Gesang-
buch „Geistliche Lieder vnd Psalmen etc. 1566“,
„Gedruckt zu Nürmberg, durch Nicolaum Knorrn“.
Als Verfasser ist Johannes Heune genannt.
52 A. läßt auch dieses Lied fort. Zum Lied vgl. oben
S. 187 mit Anm. 2. Emder Enchiridion von 1589,
Bl. XCVIII: „Ein schon gesanck: wen men de vor-
storuen begrauen wil. Nv lath vns den Lyff be-
grauen...“.
53 A.: „und dergleichen... etc.“ fehlt.
54 Gesang der Schüler und Grabpredigt beschreibt
auch die KO von 1535, oben S. 381.
55 B., entsprechend A.: aber der gottlosen, verächter,
sektarischen und.
56 B., entsprechend A., hat hier außerdem: entweder
kein predigt noch gesang sein oder aber.
56a B. hat statt „betrifft“: „geziemet“.
57 B„ entsprechend A„ fährt hier fort: 10.] Wo der pre-
diger nicht weiß, das kranken sein, und nicht ersucht
wird, soll er deß außbleibens entschuldiget sein; denn
der kranke soll den prediger beruffen etc„ Jacob. 5
[14]. 11.] Uber junge leute, so under zwölf jahren,
soll der prediger nicht gehalten sein zu predigen, und
soll nur mit einer glocken geleutet werden, und der
gewöhnliche text 1. Thess. 4 von einem schulknaben
daruber zu lesen. 12.] Es soll uber keine todten des
kaspels mehr als zweymal geleutet werden, eins uff
das absterben und eins auf die begräbnus. 13.] Uber
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