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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0759
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Kirchenordnung 1573/74

Der ander articull.

Von der examination deren,
so sich zum predigampte begeben wollen.

Sectio prima.

Dewille de hillige Paulus will, daß die prediger
sollen lehrhaftig sein [Tit 1, 9], wellichere daß wort
der warheit recht teilen können [2. Tim 2, 15], ord-
nen wier, daß deßelben personen durch den super-
intendenten neben anderen zween oder dreyen ad-
juncten pastoren öffentlich in der kirchen zuvorn,
ehe sie zum predigampte zuezuelaßen, examiniret
werden, und soll nit alleine der superintendenß,
sondern de andern pastoren, auch ohne alle affec-

13 Fragen über die Hanptartikel des christlichen Glau-
bens stellt die Wolfenbüttler KO von 1569 zusam-
men; vgl. Sehling VI, 1, 184 ff. - Zu Melanchthons
Ordinandenexamen und dem Handbüchlein des
Chemnitz vgl. oben S. 686, Anm. 31 und 32.

14 Nienburg in der Grafschaft Hoya. Eine Kirche wird
bereits im 13. Jh. erwähnt (vgl. W. v. Hodenberg,
Hoyer Urkundenbuch I. 1855, Nr. 18 von 1258: ge-
nannt wird „ Godefrithus rector ecclesie Nienburch“;
ebd. III. 1848, Nr. 23 von 1238: genannt wird
„Godefridus sacerdos“, der in Nienburg anwesend
war; dazu H. Gade, Geschichte der Stadt Nienburg
usw., 22). 1441 (vgl. Gade, aaO. 146) erfolgte ein
Neubau der Kirche (Martinskirche). Vgl. H.W. H.
Mithoff V, 178; Gade, Historisch-geographisch-
statistische Beschreibung der Grafschaften Hoya und
Diepholz II. 1901, 57 f.; W. Siebert, Die Martins-
kirche zu Nienburg a. d. Weser. 1924; Ph. Meyer,
Pastoren II, 195 f.; E. Keyser, 249; zu den Patro-
zinien der Kirche H.W. Krumwiede, Die mittel-
alterlichen Kirchen- und Altarpatrozinien Nieder-
sachsens. 1960, 196; zum hl. Martin, Bischof von
Tours, 4. Jh., Gedenktag 11. November, vgl. F. v.
Sales Doyé, Heilige und Selige der röm.-kath.
Kirche I. 1929, 793 f.; Butler ’ s Lives of the Saints,
edited, revised and supplemented by H. Thurston
and D. Attwater, IV. London 1956, 310 ff.

15 Rietberg in der Grafschaft Rietberg. Johannis-
kirche, 1483 neu erbaut; vgl. A. Ludorff u. Eick-
hoff, Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen,
Kreis Wiedenbrück. 1901, 59 ff.; Harten, Die Graf-
schaft Rietberg und ihre Hauptstadt in Vergangen-
heit und Gegenwart. o. J., 6; E. Keyser, West-
fälisches Städtebuch. 1954, 304. Pastor an der Kirche
zu Rietberg war z. Zt. unserer KO Simon Hagemann.
Die Pfarre war ihm 1568 durch Gräfin Agnes von
Bentheim im Namen ihrer Töchter übertragen wor-
den, wobei Hagemann sich verpflichtete, das gött-
liche Wort rein, lauter und klar zu predigen, von den
Sakramenten gemäß der Augsburgischen Konfession

tiones, nit scrupulosas quaestiones, de nit zu der
sachen dienstlich, sondern de zu den hauptarticulln
unserß christlichen glaubens 13 gehören, moveren
und dorauf das examen richten, jedoch solches nit
ubermessigen, domit sie die examinanten confun-
diren oder abschrecken.

Sectio secunda.

Wir wollen auch hinvorder die preisterwihung
oder -ordnunge in unser kirche alsobalde nach der
examination in den hauptpfarrkirchen Newen-
burch 14, Rittperg 15 oder Esenß 16 vor offentlicher
gemendte zu geschehen, inmaßen solcheß in der
christlichen universität zue Wittemberg gebreuch-
lich und gehalten wird 17.

zu lehren und sie danach auszuteilen usw. (Bestal-
lungsbrief, „Gegeben Ritp. am abend Martini epi-
scopi im jare nach der gebort Christi tausent funf-
hundert sechzich und achte“, anscheinend Konzept,
im Staats-A. Münster, Depositum Grafschaft Riet-
berg, Akten V Nr. 31 Bd. 26, Bl. 1). In einem
Schreiben vom 21. Januar 1577 bat er Graf Otto von
Hoya als Kurator anstelle der Gräfin Armgard von
Rietberg usw., ihm zwecks Ausbildung seiner Söhne
eine erledigte Vikarie der Rietberger Kirche zu über-
tragen (Staats-A. Münster, aaO. Bl. 2). Hagemann,
„pastor der kirchen S. Johannis im Rittpergk und
superattendent“, erhielt die Vikarie und verpflich-
tete sich, auch auf dem „hauße Rittperg“ das gött-
liche Wort zu predigen (Schreiben Ottos von Hoya,
als Kurators der Gräfinnen Armgard und Walpurga,
vom 10. Juli 1577, Abschrift, Staats-A. Münster,
aaO. Bl. 5 ff.). Näheres über die kirchlichen Verhält-
nisse der Grafschaft demnächst im Band „West-
falen“.

16 Zur Magnuskirche in Esens mit unbekannter Grün-
dungszeit (vorhanden wohl schon um 1100; das 1847
abgebrochene Bauwerk reichte in seinen ältesten
Teilen bis etwa 1150 zurück) vgl. B. Arend, 63 ff.;
F. Arends, Erdbeschreibung des Fürstenthums
Ostfriesland und des Harlingerlandes. 1824, 449 f.;
O. G. Houtrouw II, 350 ff.; H.W. H. MithoffVII,
86; Reimers, Esens als Mittelpunkt Harlinger-
lands. 1924, 1 f. 8; E. Keyser, 127 f.; G. Ohling,
Denkwürdigkeiten, 44. Dem hl. Magnus war, zu-
sammen mit dem Erzengel Michael, auch die friesi-
sche Nationalkirche in Rom geweiht. Er galt im
frühen Mittelalter wohl als besonderer Schutzpatron
der Friesen; darüber auch Reimers, Die Heiligen
in Ostfriesland, in: Upstalsboom-Blätter 7 (1917/18),
22.

17 Luthers Ordinationsformular sehen auch z. B. die
Lüneburger KO von 1564 und die Wolfenbüttler KO
von 1569 vor; vgl. Sehling VI, 1, 535 f. 188 f. Vgl.
auch oben S. 189 f. - Zur Vorgeschichte und Ge-

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