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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0764
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Harlingerland

ehrung, verhöret und durch de kraft deß heiligen
evangelii absolviret worden.

Sectio secunda.

Zum andern sollen keine personen zum abend-
mahl Christi gestattet werden, so die funf stucke
deß catechismi 49 nit wißen zu erzehlen 50, und sollen
die pastores fleiß tun, daß sie die stucke recht ver-
stehen. Solcheß aber mit getreuen fleiß inß werk zu
richten, ordnen wir und wollen, daß alle Sontage das
ganze jahr durchaus und alle nachfolgende jahr ohne
aufhörent bey sommerzeiten nachmittage die pa-
storen in unser graff- und heerschaft den heiligen
catechismum nit alleine predigen und leren, sondern
auch offentlich vom kanzel selbst oder de schule-
meisterß de jungen jögend, dor selbst scholen ge-
halten werden 51, dorinnen examiniren und öffenen 52,

vestes, domus, speiß etc., quomodo nos venimus ad
hoc etc., quod trahitur ad beichten, cum Iudei non
confessi sunt etc. Beicht wollen wir frey haben, lau-

damus confessionem, sed non ex hoc dicto etc-

Hoc est der spruch, der dy beicht gibt: praedicate
evangelium omni creature [Mt 28, 19]... Sic con-
fessio manet frey und trostlich et non fit jarmark
drauß etc. — Vgl. Caspari, RE 3 2, 539; G. Riet-
schel-P. Graff, Lehrhuch der Liturgik II 2. 1952,
815; zur Geschichte der ursprünglich dem Eigen-
kirchenwesen entstammenden Stolgebühren Hin-
schius-U. Stutz, RE 3 19, 67 ff.; H. E. Feine,
Kirchliche Rechtsgeschichte I 2. 1954, 174; W. M.
Plöchl, Geschichte des Kirchenrechts II. 1955,
385 ff.

49 Es dürfte Luthers Kleiner Katechismus im Gebrauch
gewesen sein; vgl. J. M. Reu I, 3, 1, 2, 1024*; auch
Hoyasche KO von 1581, Sehling VI, 2, 1131.

50 Zur Zulassungsordnung bei Luther und in der vor-
reformatorischen Kirche vgl. oben S. 382, Anm.
21a, und oben S. 554, Anm. 8.

51 B. Arend, 78 f., berichtet, daß die Rektoren der
Schule in Esens gewöhnlich am Sonntag die Früh-
predigt (vgl. unten S. 739) gehalten hätten, in der
der Katechismus erklärt worden sei. Er führt dann
eine ganze Reihe von solchen Rektoren an, die spä-
ter zum ordentlichen Predigerdienst berufen wurden,
als ersten Johannes Conradinus, der nach Buttforde
berufen sei (bei P. F. Reershemius, 409, ist unter
„Butfohrde“ Johann Conrad Grashusius angeführt,
1580 herufen, † 1646; vgl. auch Ph. Meyer, Pasto-
ren I, 156: Johannes Conradinus Grashusius, vor-
her Rektor in Esens; s. auch oben S. 728, Anm. 17).
Über die enge Verhindung zwischen Esenser Rek-
torat und dem Predigerdienst teilt Arend, 82 f.,
noch mit: Solange man denken mag und die refor-
mation hier angestellet ist, haben die hohe landes-

welcheß examen nit uber eine viertel stunde getrie-
ben werden soll, dornach aber mit anßlegung des
catecismi deßelben stunde absolviren 53. Den pa-
storn aber anfm lande soll der catechismus in den
winterhchen tagen uff den Freytag zue predigen er-
laubt sein, zu welcher predigt allezeit, alß die haupt-
lehre unsers christlichen glanbenß, sollen die hauß-
wihrte ihre kindere, knechte und mägde schicken
und dieselben darzue mit fleiße anhalten, auch ihr
gesinde mit keiner arbeit in mitteler zeit bemußigen,
damit diese notwendige lehre nit mugte versaumet
noch vorhindert werden 54. Und wo die haußwihrte
oder haußmuttere hierkegen anderß tuen und daß
gesinde ungehorsamb erscheinen wurde, wollen wir
auf anzeige der pastorn gegen dieselben mutwilllgen
mit scherfe der straffe, alß derwegen in unsern
hiebevorn publicirten und confirmirten mandato

obrigkeiten allezeit successionem loci dignitatis et
commodorum stricte observiret und unterhalten.
Mit dieser succession hat es die gelegenheit gehabt,
daß besonders die drei schulkollegen als ein semi-
narium personarum ecclesiasticum sind angesehen
worden, doch mit unterschied. Wan der unter-
pastoratus zu Esens oder Wittmund loß war, ward
der dienst, der vakant war, dem rector zu Esens
praesentiert... Wann unter den guten pastoraten
auf dem lande eine vakant würde, ist man allezeit
gut darauf bedacht gewesen, daß eine wohlver-
diente person ex ministerio dahin ist befördert wor-
den pro meritis et eruditione... Außerhalb solchen
sonderlichen fällen sind mehrenteils die landpastora-
tus aus der schulen zu Esens bestellet worden... -
Die Zeit, die Arend (1684) hauptsächlich im Auge
hat, liegt freilich über die unserer KO hinaus; die
Neugründung der Schule in Esens erfolgte 1581 (vgl.
Einleitung, oben S. 359 mit Anm. 81). Zur Anwart-
schaft der Esenser Rektoren auf die Pfarrstellen s.
auch H. Reimers in: Friesen-Almanach 1922, 35 f.
Ehd. 36 f. fügt Reimers hinzu, daß auch die mit dem
Küsteramt verbundenen Stellen der Dorflehrer da-
mals ein Sprungbrett für die Pfarrstellen bildeten
(Beispiele von 1554 und 1559). Vgl. auch unten S.746,
Anm. 52.

52 üben; vgl. oben S. 523, Anm. 33.

53 Katechismuspredigt und -prüfung am Sonntagnach-
mittag sehen z.B. auch die Lüneburger KO und die
Wolfenbüttler KO vor; vgl. Sehling VI, 1, 549 f.
553 f. 150. 156. Zur Geschichte der Katechismuspre-
digt vgl. Leiturgia III, 85 ff. (E. Weismann); vgl.
auch G. Rietschel-P. Graff, aaO. I 2. 1951, 382 f.

54 Ein Gebot, daß die Herrschaft auch das Gesinde und
die Kinder in die Katechismuspredigt kommen las-
sen solle, z.B. auch in der Lüneburger und in der
Wolfenbüttler KO; vgl. Sehling VI, 1, 550. 151.

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