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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0104
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Die Kirchenordnungen

1. Christlike kerckenordeninge der löffliken stadt Hildenssem.
Mit einer vörrede Antonii Coruini.

[1544]1.2

Vörrede Antonii Coruini an den christliken leser.

Me list yn den geschichten am 8. [Act 8, 14], dat
de apostel, do se hörden, dat Samaria Goddes wort
angenomen hadde, Petrum unde Johannem to öhn
geschicket hebben, welckör frylick ut sünderliker
leve, froude unde guder meninge, darmede se se
wider ym geloven bestediget unde wideren bericht
van der hochwerdigen lere des Heren Christi hören
unde bekomen möchten, geschen ys. Ydt betüget
ock desülve historia, dat de beiden apostel yn öhrem
ampte sünderliken flit vorgewandt, öhne de hende
upgelecht unde se darmit der herliken groten gave
des hilligen Geistes delhaftich gemaket [Act 8, 15]
unde ock yn der wedderreise na Jerusalem velen
samarischen blecken3 dat evangelium geprediget
hebben [Act 8, 25].
Also frouwe wy uns ut geliker leve unde wol-
meninge ock billick, dat yn der löffliken stadt Hil-
denssem vor twen jaren Godt syne gnade yn alder

1 Druckvorlage: Originaldruck, Hannover bei
Henningk Rüdem, Oktav, 84 Bil. (2 leere Bll. sind
vorgebunden, dann folgt das Titelblatt, danach die
Vorrede auf 7 Bll., der eigentliche Text der KO auf
72 Bll., wobei die Rückseite des letzten Blattes leer
ist, 2 leere Bll. bilden den Schluß). Expl. der Nieder-
sächsischen Staats- und Universitätsbibliothek
Göttingen (Jus stat. V 4944).
2 Zu Antonius Corvinus s. Einleitung, oben S. 803 mit
Anm. 8.
3 = Flecken; vgl. Schiller und Lübben I, 354f.;
Lasch und Borchling I, 292.
4 Zu den Pfarrkirchen s. Einleitung, oben S. 794, und
unten S. 841. 843f.

stille ricklick gegeven, syn leve wort darhen vor-
schaffet unde also dat vormalediede pawestdom mit
synen grüweliken falschen leren unde affgödderyen
gestörtet unde ut den parkercken4 sünderlick ge-
bracht hefft. Deit mick ock sachte5 unde wol, so
mannichmal, alse ick daran gedenke, unde danke
Godde darvor, dat ick beneven D. Johan Pomer6,
mynem fründliken leven heren unde vader yn Chri-
sto, tor sülven tidt yn gemelde stadt up öhr an-
sökent unde erförderent, de kercken mit Goddes
worde unde einer christliken, guden ordeninge anto-
richten, affgeverdiget worden byn7. Unde bidde Godt
mit ernstlikem unde hertlikem wünschen, nadem-
male de kercken yn gemelder stadt dorch dat leve
wort gelücksalichlick, wo denn düsse ordeninge ut-
wiset, upgerichtet, mit guden, fromen, gelerden
predigern bestellet, dat de angefangen öhre godt-
salicheit also wassen8 unde de Christen darinne to-

5 = Es ist mir auch angenehm (und tut mir wohl);
vgl. Lasch und Borchling III, 1.
6 = Johannes Bugenhagen, dazu Einleitung, oben
S. 803 mit Anm. 8.
7 Nachdem der Rat der Stadt am 27. August 1542 die
Entscheidung der versammelten Bäuerschaften zu-
gunsten des Protestantismus angenommen hatte,
forderte man von den Städten des Schmalkaldischen
Bundes Prädikanten an. Bugenhagen, Winkel und
Corvinus kamen zur Neuordnung der kirchlichen
Verhältnisse nach Hildesheim. Näheres Einleitung,
oben S. 802 f.
8 = wachsen, vgl. Schiller und Lübben V, 611.

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