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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0115
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Stadt Hildesheim

Van den predicanten1.
To der lere des hilligen evangelii unde wat to der
heilsamen lere Christi gehört, to der bichte, de wy
wol gebruken können, to den sacramenten utto-
delen, to den armen sündern to underwisende, be-
darve wy gude predicanten, geleret, geschicket,
godtfrüchtich, from, sedich2 , tüchtich, lerhaftich
etc., 1. Timot. 3 [2], Titum 1 [8]. Umme solcke wille
wy Godt bidden, dat wy se krigen, alse Christus
leret: Biddet den Vader der arnde3 etc. [Mt 9, 38].
Wy willen darna trachten, dat wy solcke bekomen,
unde willen se so eerlick besolden van den geistliken
güdern, alse men se nömet, dat se gerne by uns syn
unde bliven können. Wente wy möten ock betrach-
ten, wat de bedarven to öhrer eerliken hussholdinge

herrn: Ich hab in dieser schrift geschrieben, was
mir Gott gegeben hat, wie ichs fur hatte von den
kindlein, welches etliche wird dünken, es sey was
neues. Aber ich hab dieser schrift von Gottes gnaden
das geleite mitgegeben und sie mit Gottes wort so
bekreftiget, das ein christlicher leser daran wird ein
wolgefallen haben und Gott danken. Weiter wil ich
mich auf dismal in diese sache nicht begeben. Wollet
ihr aber solchen trost selbs auf einen zedel schreiben
nach dem verstand und gnaden, euch von Gott ge-
geben, so wil ich dieselbige tröstung mit eurem
namen zu meinem büchlein hinansetzen. Das tat
Doctor Martinus gern und schreib wie folget." -
Luthers Schrift: WA 53, 205-208.
1 Die rechte Versorgung der Prediger faßt Bugen-
hagen schon in seinem kirchenrechtlichen Entwurf
von 1526 (vgl. oben S. 831, Anm. 33) ins Auge (1. Aufl.
Bl. a IV): ,,... To dem anderen, dewyle de predickere
möten de schape weyden to dem ewygen levende, so
were ydt wedder Godt unde recht, dat de herden
nicht scholden wedderumme genoechsam vorsörget
werden mit der ryngen weyde, dat ys, mit lyffliker
nerynge dysses korten vorgenklyken levendes...
Ick scheme my, dat ick etlyke steden nicht nömen
mach, de sick evangelisch vorrömen und könen
nergen mede bewysen, dat se evangelisch synt, wen
mit klöster pucchende, mit altär brekende, mit
papen vorjagende, mit ynnemende der güdere. O
kostel dynk! Se hebben nene christlyke leve jegen
arme papen unde monneke, ja, se hebben so vele
mynschlyker vornufft nicht, dat se reddelick vor-
sorgen mochten ere predickere, darvan se sick vor-
römen, unde mochten doch dat doen van dem gude,
dat vorhanden ys, dat en nicht gekostet hefft. Wenne
wolden se denne den predickeren geven van erem
egenen gude ?..Vgl. auch 2. Aufl. S. CCLVIIIff. -
Die in unserem Kapitel zusammengefaßten Gedan-
ken finden sich in der grundlegenden Braunschwei-

unde süs4 to veler vorfallender nodt, de nen hand-
werk, kopenschop, hanteringe edder jennigerleye
neringe5 hebben edder hebben möten umme öhres
amptes willen. Dat se allene mit Goddes worde unde
der hilligen schrift ummegan, darmede se uns allene
denen möten, unde hebben doch nen koelbladt vor-
geves, sunder möten alles mit dem reden6 penninge
köpen. Der dage synt vele, der maltide synt noch
vel mer. Unde ydt ys nicht allene eten unde drinken,
dar gehört noch vel mer to, wol vornuftich ys unde
wet, wat hussholdinge kostet, penning by penninge
to rekende, de make hyr rekenschop. Sunderlike
nodt kan ock vel vorfallen, se möten ock böke köpen
unde nicht so lusich syn, dat nemand öhrer geneten
kan. Paulus secht 1. Timot. 5 [17], dat se dubbelder
eere wert synt etc.
ger KO von 1528 im wesentlichen in den Kapiteln:
,,Van den predigern in allen paren. Sold der predi-
canten unde wöninge" (Sehling VI, 1, 374ff.). Vgl.
auch: ,,Van den predicanten" (ebd. 372, Spalte 2).
Im Wortlaut entsprechen Abs. 1 u. 3 des Kapitels
unserer KO weitgehend Abs. 1 u. 2 des gleich be-
nannten Kapitels der KO für Braunschweig-Wolfen-
büttel von 1543 (Sehling VI, 1, 43f.). Unter dem
Gesichtspunkt dessen, was notwendig ist zur Lehre
des Evangeliums, und der Unumgänglichkeit ihrer
Regelung bis in viele Einzelheiten des bürgerlichen
Lebens sind auch die anderen KOO Bugenhagens
abgefaßt: vgl. zu unserem Text Hamburger KO von
1529 (Sehling V, 501. 512); Lübecker KO von 1531
(Sehling V, 349. 357); Pommersche KO von 1535
(Sehling IV, 332f. 334f.) (über die Tätigkeit der
Visitatoren, darunter Bugenhagens, auch auf dem
Gebiet der Pfarrerversorgung unterrichten die
Protokolle der pommerschen Kirchenvisitationen
1535-1539, bearbeitet von H. Heyden = Veröffent-
lichungen der Historischen Kommission für Pom-
mern, Reihe IV, Heft 1. 1961; Anlagen und Register
dazu ebd. Reihe IV, Heft 3. 1964; vgl. dazu A.
Sprengler-Ruppenthal in JbnKG 1967, 288);
auch die im allgemeinen erheblich abweichende KO
für Dänemark usw. von 1537 (E.Feddersen, 42ff.)
und für Schleswig-Holstein von 1542 (E.Michel-
sen, 79ff.). Dazu Ernst Wolf, Peregrinatio I2.
1962, 272f.; ders., Johannes Bugenhagen und die
,,Ordnung der Gemeinde", aaO. 290ff.
2 = sittig, anständig, züchtig; vgl. Schiller und
Lübben IV, 165; Lasch und Borchling III, 177.
3 = Ernte; vgl. Schiller und Lübben I, 128;Lasch
und Borchling I, 123.
4 = sonst; vgl. Schiller und Lübben IV, 479.
5 = Nahrung, Verdienst; vgl. Schiller und Lübben
III, 175f.
6 = baren; vgl. Schiller und Lübben III, 438f.

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