Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0139
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Stadt Hildesheim

de brüdegam unde brudt yn de kercken werden ge-
vöret, so schal se de prester vor dem altare segen,
alse yn dem catechismusbökesken beschreven ys3.
Darna schöllen de schöler singen: Te Deum lauda-
mus4, corale edder ock yn figurativis5, went sünder-
lick begert wert, dat me den scholgesellen ut eeren
wat sünderlikes schenken wil. Wat de schöler, schol-
gesellen, opperman6 edder ander dener by uns
tovören ut den brudtlechten gehat hebben, darvan
schal öhne nicht affgebroken werden.
Wy willen ock, dat me yn der brudthuss7 denne
sülvest yn der kercken up dat altar oppere, alse
gewöntlick by uns ys gewest, dat schal geschen, de-
wile me dat Te Deum laudamus singet. Dat opper
schal de parhere mit synem predicanten gelick
delen8.
Van den belden9.
De belde, dar me vor kneet, bedet, hülpe söcht,
lichte ansticket unde süs affgöderye drivet, wille wy
ordentlick dorch des erbaren rades bevel unde rat

weken thovorne upgekündiget und darna thosamen
gegeven werden.
3 Luthers Traubüchlein, dem Kleinen Katechismus
beigegeben bereits in dessen erster Buchausgabe vom
Mai 1529, von Luther 1529 unter Benutzung der
Wittenberger Trauordnung verfaßt und auch ge-
sondert publiziert; vgl. Bek. Schr., XXX f. 530.
4 Vgl. oben S. 843, Anm. 6.
5 Vgl. oben S. 842, Anm. 5.
6 Wolfenbüttel 1543: köstere.
7 Wolfenbüttel 1543: Men schal ock dar in der hoch-
tidt. - Auch in unserem Text bedeutet ,,brudthuss"
= Hochzeit; vgl. Lasch und Borchling I, 360f.
8 Wolfenbüttel 1543 fährt fort: dat se id hebben tho
hülpe erem solde, dat se by erem ampte blyven
könen.
9 Weithin wörtliche Übereinstimmung mit dem ent-
sprechenden Kapitel in Wolfenbüttel 1543 (Sehling
VI, 1, 66 f.); vgl. aber Anm. 10. 11. Ferner vgl.
Braunschweig 1528 (Sehling VI, 1, 445); Hamburg
1529 (Sehling V, 513); Lübeck 1531 (Sehling V,
358); Dänemark usw. 1537 (E.Feddersen, 30);
Schleswig-Holstein 1542 (E.Michelsen, 54).
Wolfenbüttel 1543: ... dryvet, schal de overicheit in
den steden und dörpern, stiften und klöstern ordent-
lich wechdohn. — In Hildesheim wurden im Herbst
1542 in allen für den ev. Kuitus besetzten Kirchen
die Seitenältäre entfernt. Dabei wurden z. T. auch
die Kreuze und Bilder beseitigt oder sinnlos in
Stücke gehauen. Ein Zimmermann, der in St. Lam-

wechdon10. De pawest hefft vele wunders gedan
wedder den keyser Faelix11 de belde to vordedingen
unde secht yn synem rechte, dat de belde syn der
leyen böke12. Dat kan me jo nicht anders vorstan,
wenn me malwerke, dar ware historien süt gemalet,
dar de leyen ut lesen unde seen, dat se yn den böken
nicht lesen können, alse wenn me süt gemalde hi-
storien, wo Adam unde Eva leider ut dem paradise
werden gedreven, wo Abraham synen sön Isaac wil
opperen, item de passio Christi, unde wo de aposteln
ym Pingestdage unde darna predigen unde döpen.
Dat ys gudt, wowol de leyen dat vele beter ut der
predige leren können unde schöllen denn ut dem
malwerke13. Unde hebben nü, Godde gedanket, de
ganze bibel so düdesch14, dat se ock ein kind lesen
kan mit andern guden schriften, dar uns nu Godt
mede begavet hefft, dat wy des malwerkes nichtes
bedarven, willen överst solck malwerk unde lerbelde
nicht vorwerpen yn unser kercken unde hüsen,
gelick yfft ydt sünde were, belde to hebben, alse de
beldestormer vörgeven. Overst wat ys ydt doch
vannöden, dat men grote blöcke nympt unde maket
berti auf der Altstadt unter Lästerworten Johannes
und Maria beim Crucifix herunterholen wollte, soll
dabei von der Leiter gestürzt sein und den Hals ge-
brochen haben. Städtische Kapellen wie die Severi-
(vgl. unten S. 890, Anm. 36) und die Luremanns-
kapelle auf dem Alten Markt sowie das Pantaleons-
kirchlein wurden niedergelegt. Vgl. J. Gebauer I,
332.
11 Wolfenbüttel 1543: keiser Leo III.
Vgl. Sehling VI, 1, 67, Anm. 29. Die Lehre der
Kirche betr. die Bilderverehrung wurde auf dem
2. Konzil von Nicäa (7. oekumenischen Konzil) 787
definiert (vgl. Denzinger30, Nr. 302ff. 306). Nicht
nur durch Mißverständlichkeit der Übersetzung der
Konzilsakten nahmen die Libri Carolini (MSL 98,
999 ff.) dagegen Stellung, während Papst Hadrian I.
das Konzil anerkannte (MSL 98, 1247ff.). Vgl.
G. Haendler, Epochen karolingischer Theologie.
Untersuchungen über die karolingischen Gutachten
zum byzantinischen Bilderstreit. 1958.
13 Die Libri Carolini, wenn z. T. auch auf einem Miß-
verständnis beruhend, bringen doch nicht zu über-
hörende Kritik an der Bilderverehrung. Es sei ein
unseliges Gedächtnis, das, um Christus zu verehren,
eines gemalten Bildes bedürfe, das Christus nicht
anders in sich gegenwärtig haben könne, als wenn es
ihn auf der Wand oder sonstwo gemalt sähe (IV, 2;
MSL 98, 1187).
Zur niederdeutschen Vollbibel Bugenhagens vom
Frühjahr 1534 s. Sehling VII, 1, 16f., Anm. 4. Die

864
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften