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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0141
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Stadt Hildesheim

stelt wert unde darvör gegeven, alse van olders ge-
wöntlick, schöllen vor der baren hergan unde singen
ynt erste latinisch: Redemtor meus vivit etc.2 mit
dem versche unde repeticion; wenn dat ute ys,
düdesch: Erbarm dy myner, o Here Godt etc.3,
Midden wy ym leven synt etc. Ut deper nodt etc.
by dem grave dat ledt: Nu latet uns dat liff begra-
ven6, edder wat anders. Wenn dat ledt ute ys, so
schöllen de schöler ordentlick gan ynt chor unde
singen: Wy glöven all an einen Godt etc.7 unde: Mit
frede unde froude ick fahr darhen etc.8 Dat volk,
dat dar ys, schal volgen yn de kercke und dewile
me singet, opperen yn eine becken, dat dar schal yn
gelegener stede stan. Dat opper schöllen de diaken
edder kastenheren yn bywesende öhres schrivers to
sick nemen, laten beschriven, dat se darvan reken-
schop können don unde bewaren dat, armen unde
kranken lüden togude9. Na dem gesange schal ein
prester eine düdesche collecta lesen pro peccatis

(Sehling IV, 342f.); Dänemark usw. 1537 (E.Fed-
dersen, 33f.); Schleswig-Holstein 1542 (E.Michel-
sen, 61 f.).
2 Responsorium aus dem Totenoffizium (nach Hiob
19, 25-27).
3 Lied von Erhart Hegenwalt, erschienen Witten-
berg 1524 (nach Ps 51: Miserere); vgl. Wacker-
nagel III,Nr. 70; dazu WA35, 16. 20. 148. 339.497.
Rostocker Gesangbuch von 1531, Bl. C VII: ,,Er-
barm dy myner o Here Godt ...".
4 Lied Luthers, das in seiner ersten Strophe auf die
altkirchliche lateinische Antiphona de morte zurück-
geht. Veröffentlichung im Wittenberger Sangbüch-
lein von 1524. Vgl. Wackernagel I, Nr. 141. II,
Nr. 991ff. III, Nr. 12; WA 35, 126ff. 453f. 515f.;Ev.
Kgh. u. Kulp Nr. 309; Sehling VII, 1, 187, Anm.
96; G.Hahn, Martin Luther. Die deutschen geist-
lichen Lieder. 1967, 3f. Rostocker Gesangbuch von
1531, Bl. B I: ,,Midden wy ym leuen synt ...".
5 Lied Luthers nach Ps 130, erschienen 1524 in einer
vierstrophigen (Achtliederbuch, Erfurter Enchiri-
dien) und in einer fünfstrophigen Fassung (Witten-
berger Sangbüchlein); die letzte ist die eigentliche
Fassung Luthers; vgl. Wackernagel III, Nr. 5f.;
WA 35, 97 ff. 419ff. 492f.; Ev. Rgb. u. Kulp Nr.
195; G.Hahn, aaO. 4ff. Rostocker Gesangbuch von
1531, Bl. H IV: „Uth deper nod ...".
6 Lied von Michael Weiße, zuerst im Gesangbuch der
böhmisch-mährischen Brüder von 1531; 1540 in das
Magdeburger Gesangbuch Michael Lotthers auf-
genommen, jedoch mit einigen Veränderungen und
einer neuen Schlußstrophe. Vgl. WA 35, 307;
Wackernagel III, Nr. 395f.; Ev. Rgb. u. Hulp

unde bidden, dat wy ock mögen salich sterven ym
geloven unses Heren Jhesu Christi. Darup antwerde
me: Amen, unde geit wedder to huss. Wenn överst
arme Christen syn unde sölckes doch begeren, schal
me ydt ut christliker leve umme Goddes willen öhn
ock don10.

Van bademömen unde livesfrucht1
Solcke frouwen mot me hebben, ock darup seen,
dat se eerlick unde godtfrüchtich syn, de sick up
öhr ampt wol vorstan unde yn bequemen, gelegen
steden wonen, dat se den armen sowol alse den
ryken denen können.
De predicanten schöllen de frouwen underwisen,
so to düssem ampte gesettet unde erwelet syn2, unde
tom ersten mit den frouwen, de dar schwanger synt,
ys vannöden, dat se up volgende wise handelen:

Nr. 174. Weiteres: Sehling VII, 1, 187, Anm. 2.
Weißes Biographie bei W. Lueken, Lebensbilder
der Liederdichter und Melodisten (Handbuch zum
Ev. Kgb. II, 1). 1957. 81 f.
7 Vgl. oben S. 854 mit Anm. 25.
8 Lied Luthers, freie Umdichtung des Lobgesangs
Simeons (Luk 2, 29-32), des in der alten Kirche ge-
sungenen Canticums Nunc dimittis (vgl. oben S. 851,
Anm. 26). Luthers Lied erschien 1524 im Witten-
bergischen Sangbüchlein; vgl. Wackernagel III,
Nr. 25; WA 35, 152ff. 438f. 503f.; Ev. Kgb. u. Kulp
Nr. 310; Sehling VII, 1, 187, Anm. 97; G. Hahn,
aaO. 31. Rostocker Gesangbuch von 1531, Bl. A
IV v f.: „Mith frede vnde frowde ick var darhen ...".
9 Vgl. die Kastenordnung, unten S. 877 ff.
Wolfenbüttel 1543: Wenn overst arme lüde de
scholere nicht hebben willen, so schal doch de naber-
schop im lichten dage den doden ehrlick tho grave
bringen, singen by dem grave und offeren in der
kercken, armen lüden tho gude.
1 Das Kapitel stimmt fast wörtlich überein mit
Wolfenbüttel 1543 (Sehling VI, 1, 68f.); vgl. aber
Anm. 2. 6. 8. 9. Für große Textteile hat Schleswig-
Holstein 1542 (E.Michelsen, 62-65; entsprechend
Dänemark usw. 1537; E.Feddersen, 34f.) die Vor-
lage gebildet. Vgl. ferner Braunschweig 1528 (Seh-
ling VI, 1, 359-362); Hamburg 1529 (Sehling V,
513); Lübeck 1531 (Sehling V, 357).
2 Schleswig-Holstein 1542 gibt hier ein zweifaches
Thema an: Int erste, wo se mit den schwangern
frouwen, darna ock mit der frucht ummegan scholen.
(Fortsetzung wie in unserm Text; Wolfenbüttel hier
sprachlich etwas anders.)

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