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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0143
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Stadt Hildesheim

godtfrüchtigen frouwen, de darby synt, dat kind
Godde bevelen mit solcken unde dergeliken wörden:
Here Jhesu Christe, düt kind bringe wy vor dick na
dynem worde unde bidden, du willest ydt van uns
annemen, ock Christen syn laten. Edder tom alder-
körtesten also: Here Jhesu Christe, nym düt kind
an. Darup schollen se dat kind döpen mit solcken
wörden8: Ick döpe dick ym namen des Vaders unde
des Söns unde des hilligen Geistes. Amen. Wo denn
vor groter yle dem kinde nen name gegeven wörde,
so mach me öhme hir namals densülven geven,
schal allene tor kercken gebrocht werden9, dat syne

8 Wolfenbüttel 1543: mit watere mit solcken worden.-
Unser Text wie Schleswig-Holstein 1542.
9 Wolfenbüttel 1543: Id schal, so yd levendich blyfft,
alleine thor kercken gebracht werden. - Unser Text
entspricht der Schleswig-Holsteinschen Fassung.
Schleswig-Holstein 1542 hat hier noch: Averst
nenerley wiss late wy to, sodane kind wedderumme
to döpende, up dat wy nicht wedder alle schriften
handelen, ydt wer den sake, dat men na vorhöringe
der vaddern daranne twivelde, efft da.t kind gedofft
were edder nicht.
11 Vgl. oben S. 860 f.
1 = Wie; vgl. Schiller und Lübben V, 756.
2 = angeforderte; vgl. Lasch und Borchling I, 796f.
9 Vgl. in Wolfenbüttel 1543 das Kapitel: Wo erwelede
edder gevorderde predicanten apenbar anthone-
mende sind (Sehling VI, 1, 69-71). Hier wie in
unserem Text ist Luthers deutsches Ordinations-
formular benutzt (WA 38, 423 ff.). Ältere Ordina-
tionsordnungen Bugenhagens vgl. in Hamburg
1529 (Sehling V, 502f.); Lübeck 1531 (Sehling
V, 350); Pommern 1535 (Sehling IV, 331 f.).
Auch Schleswig-Holstein 1542 (E. Michelsen, 51 f.)
weicht hier stärker von unserem Text ab. Bes.
Schleswig-Holstein, bedingt auch Pommern, stellen
noch das Ordinationsrecht des ordentlichen Bischofs
in Rechnung. Zum Bischof von Kammin, Erasmus
von Manteuffel, den Bugenhagen gern in das Refor-
mationswerk einbezogen hätte, und seiner Position
in Pommern, s. H. Heyden, Neue Aufsätze zur
Kirchengeschichte Pommerns (= Veröffentlichun-
gen der Historischen Kommission für Pommern,
Reihe V, Heft 12). 1965, 6ff. llff. (dazu A. Spreng-
ler-Ruppenthal, in: JbnKG- 1967, 287; dies., Bu-
genhagen usw., 215ff.). Zur rechtlichen Stellung des
Bischofs von Schleswig s. die KO, Kapitel ,,Vam
bisschoppe unde visitatien" (E.Michelsen, 99ff.),
und Michelsen, Die Schleswig-Holsteinische KO
von 1542 ... Einleitung, bes. 41f. 59. 274. 284. Vgl.
auch unten S. 884, Anm. 5. Dänemark usw. 1537 be-
schreibt einen längeren ,,Ritus instituendi ministros"
als Schleswig-Holstein 1542 (E.Feddersen, 26ff.).

döpe ym bywesende der vadderen vam prester con-
hrmeret unde befestiget werde10, alse tovören ge-
secht ys11
Wo1 erwelede edder gevörderde2
predicanten antonemende synt3.
Na der examinatio schal me up einen werkeldach
na der predige den erweleden unde geropenden
predicanten yn syner kercken4vam predigestole
dem volke bevelen unde vormanen to bedende.

4 Hier weicht unsere KO von Wolfenbüttel 1543 ab.
Wolfenbüttel zufolge wird der erwählte Prädikant
zum Superintendenten gesandt, dort examiniert und
ordiniert (also nicht in seiner Kirche und vor seiner
Gemeinde). Für Kursachsen war die Ordination 1535
sogar ausschließlich nach Wittenberg gezogen
worden; vgl. Sehling VII, 1, 727f., Anm. 17. Für
die andere Regelung in Hildesheim gegenüber
Wolfenbüttel haben wohl auch die besonderen Hil-
desheimer Verhältnisse mitgewirkt. Die Zentrali-
sation der Ordination war aber auch eigentlich nicht
in Bugenhagens Sinn. Luther am 20. Oktober 1535
an Friedrich Myconius in Gotha im Hinblick auf
eine in Wittenberg vollzogene Ordination: ,,... licet
D. Pomeranus non satis facilis ad hoc fuerit, ut qui
adhuc sentit, quemlibet in ecclesia sua ordinandum
per suos presbyteros" (WAB 7, 302). Bugenhagens
ursprüngliche Auffassung war: ,,Qui eligitur ab ecc-
lesia et acceptatur, hic est ordinatus" (G. Buch-
wald, Ungedruckte Predigten Bugenhagens aus den
Jahren 1524-1529. 1910, 217; WA 38, 403). Vgl.
H. Lieberg, Amt und Ordination bei Luther und
Melanchthon (= Forschungen zur Kirchen- und
Dogmengescbichte, Bd. 11). 1962, 188ff. (Lit.). Für
Pommern hat Bugenhagen zwei Anliegen zu harmo-
nisieren versucht: die Berücksichtigung der bischöf-
lichen Rechte und die Gemeindebezogenheit der Or-
dination. Die Vokationsordnung sieht vor: Prüfung
des Anwärters durch eine Kommission, Präsentation
durch die Gemeinde oder die Patrone beim Bischof,
Bestätigung durch den Bischof und Rücksendung
an die Gemeinde, öffentliche Annahme im Gottes-
dienst ,,mit upleginge der hende dorch de anderen
predicanten, unde etlicke van der gemeene, unde
den oldesten", sofern es sich um eine Stadt handelt,
in einer Dorfgemeinde Handauflegung durch die
nächsten beiden Pfarrherren. Vgl. dazu Ernst
Wolf, Peregrinatio2 1962, 269f.; ders., Johannes
Bugenhagen und die ,,Ordnung der Gemeinde", in:
Zwischenstation. Kupisch-Festschrift 1963, 292f.

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