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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0145
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Stadt Hildesheim

Et si libuerit, vel per tempus licuerit, addatur
haec oratio, quae tres tantum partes orationis domi-
nicae fusius explicat15
Barmhertige Godt, hemmelsche Vader, du heffst
dorch den mund dynes leven Söns, unses Herrn
Christi, to uns gesecht: De arne16 ys grot, överst
weinich synt der arbeider, biddet den Heren der
arne, dat he arbeider yn syne arne sende [Mt 9, 37f.].
Up solck dyn gödtlick bevel bidde wy van herten,
du woldest düssen dynen dener sampt uns unde
alle, de to dynem worde beropen synt, dynen
hilligen Geist ricklick geven, dat wy mit grotem
hupen dyne evangelisten syn, truwe unde fast
bliven wedder den düvel, werlt unde fleisch, dar-
mede dyn name gehilliget, dyn rike gemeret, dyn
wille vullenbracht werde17 woldest ock dem lei-
digen gruwel des pawestes unde Mahomeths18 sampt
andern rotten19, de dynen namen lestern, dyn rike
tostören, dynen willen wedderstreven, entlick
stüren unde ein ende maken20. Solck unse gebet
(dewile du ydt geheten, gelert unde vortröstet
heffst) woldest du gnedichlick erhören, wo wy ge-
löven unde truwen dorch dynen leven Söne, unsen
Heren Jhesum Christum, de mit dick unde dem

hilligen Geiste levet unde regeret yn ewicheit. Amen.
Sexto his Sancti Petri verbis ordinator alloquatur
ordinatos primae Petri quinto [2-4].
So gat nu hen unde weidet de herde Christi, alse
juw bevolen ys, unde seet wol to, nicht gedwungen,
sunder willichlick, nicht umme schendlikes ge-
winstes willen, sunder van hertengrund, nicht alse
de över dat volk regeren, sunder werdet vörbelde
der herde, so werde gy (wenn de erzherde erschinen
wert) de unvorwelklicke krone der eeren entfangen.
Septimo ordinator eis benedicat crucis signo et
istis vel aliis verbis utatur: Benedicat vobis Domi-
nus, ut faciatis fructum multum. Inde abeat unus-
quisque in locum suum. Ordinatus autem manet
sedens super genua et cantet ecclesia: Nu bidde wy
den hilligen Geist21
Interim in altari paratus est panis et calix et
unus ex praedicatoribus accedit, et interim, dum-
taxat ecclesia dicit Vader unse etc. Unse Here
Jhesus Christus. Collecta22. Wy danken23. Et con-
versus benedicit. De Here segene dick etc. Amen.
Düsse communio schüt alle under dem gesange:
Nu bidde wy den hiliigen Geist, dat dat all tosa-
mende utkümpt.

Dat ander deel düsser ordeninge, de schole belangende1

Men list in Tripartita Historia2, dat de keiser,
Juhanus Apostata genömet, do he sach, dat dorch

15 Fehlt Wolfenbüttel 1543.
16 = Ernte; vgl. oben S. 840, Anm. 3.
17 Entsprechend den ersten drei Vaterunserbitten (vgl.
dazu oben bei Verweisziffer 15). Vgl. H. Lieberg,
aaO. 195. 201.
18 Papst und Türke (dieser als Anhänger Mohamets)
erscheinen in der Sicht Luthers als apokalyptische
Tyrannen; vgl. Vom Krieg wider die Türken. 1529
(WA 30 II, 107ff.); Heerpredigt wider die Türken.
1529 (WA 30 II, 160ff.); Zirkulardisputation über
Matth. 19, 21. 1539 (WA 39 II, 39ff.). Dazu J.
Heckel, Lex charitatis. Eine juristische Unter-
suchung über das Recht in der Theologie Martin
Luthers2. 1973, 246ff.; ders., Das blinde undeut-
liche Wort ,Kirche'. 1964, 303ff.; H.Dörries,
Wort und Stunde III. 1970, 241 ff.
19 Die ,,Rottengeister" des Bauernkrieges erscheinen
Luther ebenso wie der Papst als Diener des Teufels
in dessen Kampf gegen das Evangelium. Auch sie

nene verfolginge der christliken religion jennich aff-
brock geschen könde, wo de scholen, fryen künste
sind für ihn eine apokalyptische Erscheinung. Vgl.
Ermahnung zum Frieden auf die zwölf Artikel der
Bauernschaft in Schwaben. 1525; WA 18, bes. 316;
Wider die räuberischen und mörderischen Rotten
der Bauern. 1525; WA 18, 357 ff. passim.
20 Dies ganze Gebet ist betont eschatologisch ausge-
richtet. Die ganze Ordination erhält von daher ihre
Beleuchtung.
21 Vgl. oben S. 854, Anm. 23.
22 Wolfenbüttel 1543: et interim, dum canit ecclesia,
dicat: Vader unse etc. Unse Here Jesus Christus, in
der nacht, do he verraden ward etc., et communicet
ordinatum vel ordinatos. Sequitur collecta.
23 Luthers Dankkollekte; vgl. oben S. 855 mit Anm. 31.
1 In diesem Absatz vielfach wörtliche Übereinstim-
mung mit Wolfenbüttel 1543 (Sehling VI, 1, 72);
vgl. aber Amm. 3. 4. Bugenhagens kirchenrechtlicher
Entwurf von 1526 (vgl. oben S. 834, Anm. 33), Bl. b
III: ,,Darto schal eyn ersame rädt in eyner stadt myt

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