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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0148
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Kirchenordnung 1544

mit singen alle parkerken vortreden möten, so ys
billick, dat ock alle parkercken solcke börde der
besoldinge dregen helpen unde nicht allene eine
darmede besweret werde.
Wat beteringe de scholgesellen van den knaben
unde süs allenthalven gehat, schal öhn bliven, ydt
weren denn truwen17 so arme kinder, dat se ydt to
gevende nicht hedden. Doch schöllen de kasten-
heren erkennen, welcköre kinder so arm synt unde
se tom scholmester bringen, dat he se vorgeves an-
neme unde nichtes an öhn vorsümen late. Alle
pretium, funeralia18 unde süs alle accidentalia
schöllen de magister unde de gesellen alle gelick
delen, dat de överste mester nicht mer darvan
krige wenn de geringeste geselle.
Prima classis. De erste hupe19 .
To düssem hupen hören alle de, de noch bock-
staven unde lesen leren, unde ys gudt, dat solckes

17 = traun, in Wahrheit; vgl. oben S. 845, Anm. 11.
18 Vgl. oben S. 865f.
19 Entsprechend Wolfenbüttel 1543.
20 Wolfenbüttel 1543: den latinischen enchiridiis. - Es
war üblich, die Katechismen als Fibeln zu benutzen
bzw. auch mit Fibelstücken - ABC, Zahlenreihen -
zu kombinieren. Vgl . F. Hahn, Die ev. Unter-
weisung in den Schulen des 16. Jh.s (Pädag. For-
schungen. Veröffentlichungen des Comenius-Insti-
tuts 3). 1957, 62ff. S. Melanchthon, Unterricht
der visitatoren an die pfarrherrn im kurfürstenthum
zu Sachsen. 1528 (Sehling I, 172): ,,Der erste haufe
sind die kinder, die lesen lernen. Mit den selben sol
diese ordnung gehalten werden. Sie sollen erstlich
lernen lesen der kinder handbüchlein, darin das
alphabet, vater unser, glaub, und andere gebet
innen stehen." Melanchthon bezieht sich hier offen-
bar auf sein ,,Handbüchlein / wie man die kinder zu
der geschrifft vnd lere halten sol." von 1524; lat.:
,,Enchiridion elementorum puerilium." 1524 (beide
Fassungen mehrfach aufgelegt; Titel nicht immer
gleichbleibend). Auch das vermutlich von Bugen-
hagen verfaßte Büchlein ,,Eyn Bökeschen vor de
leyen vnde kinder ..." von 1525 (vgl. Sehling VI,
1, 364, Anm. 31 zu Braunschweig 1528) (auch dieses
in verschiedenen Fassungen und Ausgaben er-
schienen) enthält außer den (fünf!) Katechismus-
stücken das Alphabet (vorangestellt) und Zahlen
(am Schluß). Vgl. F. Cohrs, Die ev. Katechismus-
versuche vor Luthers Enchiridion, 1. Bd. (Monu-
menta Germaniae Paedag. XX) 1900, 17ff. 169ff.
178. 194f. 200ff. - Vgl. dazu auch Sehling VII, 1,

yn den enchiridiis geschee, darrin de tein gebode,
dat Vader unse unde de gelove vorvatet sy21 , unde
wenn se de enchiridia verdich lesen können, dat
men se darna yn dem Donato22 unde Catone23 öve
mit anhangender utlegginge, unde möten solcke
böcker, wenn se ute syn, alletidt wedderumme an-
gefangen werden.
Solcke knaben schöllen ock dachlick des avendes
twe vocabula mit öhrem düdeschen mede to huss
nemen unde desülven des morgens to repeteren
weten, schöllen ock öhren egen ort yn der scholen
hebben.
Secunda classis24 .
To düssem hupen gehören de, de lesen können
unde de grammatica leren möten, unde schal to
solcker behoff alletidt Grammatica Philippi25 bli-
ven, unde neven der grammatica hefft me vor-
516, Anm. 13. - Eine für Schulzwecke bestimmte
lateinisch-niederdeutsche Ausgabe von Luthers
Kleinem Katechismus veranstaltete Georg Major:
Catechismus. D. Mar. Luth. Düdesch vnde Lati-
nisch daruth de Kinder lichtliken in dem lesende
vnderwiset mögen werden (Magdeburg, Lotther
[1531]); WA 30 I, 594. 688; Bek Schr., XXXI.).
21 Wolfenbüttel 1543: darinne de teyn gebade, dat
Vaderunse, de gelove und wat mehr thom catechis-
mo gehöret, vervatet is.
22 Aelius Donatus, römischer Grammatiker, 4. Jh.
n. Chr., verfaßte eine Ars grammatica und eine
kürzere Ars minor. Letztere bildet vom Mittelalter
bis ins 18. Jh. das grundlegende Lehrbuch der lat.
Sprache. Vgl. A. Reble, aaO. 54; Wolfenbüttel
1543, aaO. 73 mit Anm. 50. Auch von Melanchthon
in seiner für die ev. Schulen grundlegenden Schul-
ordnung innerhalb des ,,Unterrichts..." (vgl.
Anm. 20) für den ,,ersten haufen" als Lehrbuch
vorgesehen (Sehling I, 172).
23 = Sammlung lateinischer Spruchweisheit; Ausg.
Baehrens, Poetae lat. min. III, 205ff.; vgl. Pauly-
Wissowa, Realencycl. f. klass. Altertumswissensch.
V, 358 ff. Vorbildlich für die ev. Schulen auch hier
Melanchthon, aaO., der den sog. Cato für den
,,ersten haufen" so vorsieht: den Cato zu exponiren,
also, das der schulmeister einen vers oder zween ex-
ponire, welche die kinder darnach zu einer andern
stunde aufsagen ... (aaO.).
24 Entsprechend Wolfenbüttel 1543.
25 Melanchthons lateinische Grammatik von 1525:
CR XX, 193ff. Zu Melanchthons Schriften und

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