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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0305
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Grafschaft Oldenburg

darzu, das man dem Son gleuben sol. Denn also
spricht Petrus Acto. 10 [43]: Diesem geben alle
propheten zeuknis, das vergebung der sünden
empfahen durch seinen namen alle, die an ihn
gleuben. Hie ist die verheissung ausgedruckt und
allen menschen angeboten und wird der glaube aus-
drücklich erfordert. Item Rom. 4 [16]: Darumb aus
dem glauben one verdienst, das die verheissung
fest bleibe.
Dabey betracht auch den göttlichen eid, Ezech.
33 [11]: So war ich lebe, spricht der Herr, ich wil
nicht, das der sünder sterbe, sondern das er bekeret
werde und das leben habe. Wer nu in der bekerung
nicht gleuben wil, der verachtet den hohen eid, den
uns Gott ausdrücklich schweret. Item, er schmehet
das göttlich testament, das mit dem blut Christi
versiegelt ist.
Dieses alles sollen wir betrachten, uns wider den
zweifel zu sterken. Denn es ist und bleibet leider
vor und vor in diesem leben auch in den heiligen
viel zweifeln und zappeln. Gleichwol sollen wir uns
mit dem evangelio sterken und also den zweifel
uberwinden und trost und freude an Gott haben.
Also sollen die bekerten vor und vor gleuben, das
sie Gott gefellig sind umb des Herrn Christi willen,
ob sie gleich noch schwach sind, Roma. 5 [1f.]: So
wir gerecht worden sind durch den glauben, haben
wir friede bey Gott durch unsern Herrn Jhesum
Christum, durch welchen wir ein zutrit haben durch
den glauben in dieser gnad, darin wir stehen. Dar-
umb wo dieser glaub und vertrauen auf Christum
nicht ist, da ist kein zutrit zu Gott und solchen ist
Gott nicht gnedig.
Item Roma. 1 [17]: Der gerechte lebet durch
seinen glauben.
Item Ephes. 3 [12]: Durch ihn haben wir ein
frölichen zutrit in vertrauen, das da ist durch
glauben an ihn.
Daraus ist auch klar, wo dieser glaube nicht ist,
da ist keine rechte anruffung zu Gott. Denn das
herz ist flüchtig für Gott und versinkt in betrübnis

17 Von Anmerkungsziffer 15 bis hier im allgemeinen
wörtlich nach Melanchthon, Der ordinanden
examen 1552, MW VI, 195ff.; Sehling V, 170f.
(unbedeutende Varianten).

und hat nicht trost an Gott. Davon spricht Paulus
[Rm 10, 14]: Wie können sie anruffen, wenn sie
nicht gleuben?
Dagegen spricht aber das herz auch in den heili-
gen: Ach, wie sol ich gleuben, das ich Gott gefellig
sey, so ich doch füle, das ich so viel sünde getan
habe und bin noch so vol böser neigungen und füle
nicht besondere erleuchtung in mir?
Antwort:
Das vertrauen sol nicht stehen uff unsern tugen-
den und unserer reinigkeit, sondern uff dem Herrn
Christo, umb welches willen Gott uns gnedig ist.
Und dieses müssen wir durch das evangelium mit
glauben fassen, wie der Psalm spricht [130, 5f.]:
Mein seel wartet uff den Herrn und nach seinem
wort hoffe ich. Sollen nicht das wort fallen lassen
und andere zeichen suchen.
Dis alles ist wol zu merken wider der lesterlichen
bepstlichen irrtumb und tridentischen artikel, wel-
cher spricht, man solle im zweifel bleiben. Und
können christliche, verstendige leut zu jeder zeit
hievon weiter bericht tun.
Man mag auch die folgend erinnerung tun zu an-
leitung der ungeübten17.
Warumb mus man exclusivam gratis
oder erhalten1 ?
Antwort:
Eben darumb, denn dieser trost ist der hohe
trost, der im evangelio geoffenbart ist. Und ist
durch das wort gratis oft ausgedruckt, und die
propheten haben diese meinung mit der negativa
geben, Psalmo 143 [2]: Kein lebendiger ist gerecht
für dir.
Und wie unser verdienst ausgeschlossen ist, also
mus dagegen der verdienst und die versünung des
Herrn Christi gegen Gottes zorn gehalten werden.
Darumb sprechen wir oft also: vier ursachen sind,
darumb die exclusiva zu erhalten nötig ist.
1 Melanchthon, Der ordinanden examen 1552, MW
VI, 198; Sehling V, 171: Warumb mus man die ex-
clusivam gratis oder sola fide erhalten?

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