Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Kirchenordnung 1532

gesatz und evangelion, glaub, lieb und hoffnung,
gedult in widerwärdickeit des kreuzes; von gebet,
wie das ernstlich von got gepotten, wie man durch
die freuntliche verheisunge zu demselbigen gereizet
und wie hoch solchs der kirchen von notten.
Wie großes laster die undankparn hinlessigen
begehen, so sich einiges gepets und danksagung
nicht beflissigen und derglichen punkten, wie man
in der scrift weiter zu sehen hat.
Auch mit allem fleiß dem volk furhalten com-
moda, so sie haben von ihrer oberkeit und zum
gehorsam derselbigen anweisen, daß wir nicht son-
dern unsern willen etwa ein ursach werden eins
tumults oder uffrure; dargegen auch der oberkeit
sagen, daß sie sein solten ein pater patrie, ein lant-
vatter.
Alle unnottige und unpilliche last und beswe-
rung abschaffen, den das ist der will gots, daß also
aus rechter liebe einer des andern burden trage,
also erfullet man das gesatz Christi [Gal 6, 2].

Domit aber die predicanten, so am wort arbei-
ten müssen, nicht so hoch beswert werden, sollen
schulmeister, schuler, cappellan, opperman und
andere, so in der gemeine gelert sein, psalmos und
derglichen singhen oder lesen, wie oben angezeigt.
Besluß
Was nu weiter in eußerlichen kirchendienst zu
leren oder lassen von notten sein, sol mit der zeit
furgenomen werden.
Die scrift aber, welche wir mit demutiger unter-
weisung und gepurlicher ehererbittung unser aller
einige magister bekennen, wirt alles reichlicher
leren, pitten derhalben den himelischen doctorn
Christum, den son gots, daß er uns mit dem slussel
seines geistes als mere und mere erofnen wol die
tur zu der warheit und leiten zumb erkentnis aller
warheit. Amen.

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