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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0098
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Visitationsordnung 1537

[7.] VNser Philipsen vnn Got- tes gnaden Lantgrauen Zu | Hessen,
Grane zu Catzenelnpogen, Dietz, Ziegen- | hain vnd zu Nidda, Reformation vnd
gemeine | lands ordnüg, die wyr mit vnser lantschafft ver- ] ordenten vnd vnsern
fürnembsten Gelerten vnd Predicanten | in etlichen sachen vnnd Puncten zu
mehrung vnd besserung | voriger ordnung auch Christlicher zucht, Burgerlicher
Er-1 barkeiten, vnd gutes wandels auffgericht haben, Auch or-1 denung vnnd maß
wie man mit den Widdertauffern geharen, dieselben | vermanen, vnterrichten, zu
der Christlichen kirchen vnd gemein, die so sich | auß gnediger verleihung Gottes
vnd guten vnterricht vnd vermanung | von yrem Irsal, bekeren, wider annemen,
Vnd die halstarrigen, mutwil- | ligen verfürer vnd widder Christen,
verweisen vnd straffen soll.
[Wappen Philipps]1
Ordenung der Visitation. |
Gedruckt zu Marpurg durch Eucharium Hyrtzhorn2
Anno 1537 3

Wir Philips von Gotts gnaden Landgrave zu
Hessen, Grave zu Catzenelnpogen, Dietz, Ziegen-
hain und Nidda etc. entbieten allen und iglichen
unsern landsassen, undertanen, verwanten und
lieben getreuen, beiden edel und unedel, geistlichs
und weltlichs stands unser gnad und alles guts zu-
vor, fügen und tun euch hiemit zu wissen:
Nachdem sich in unsern furstentumben, landen
und gepieten uber die ordnung, so wir vormals
gemacht und usgehen lassen haben4, mancherlei
unordnung und unschiglicheit erhalten, sich auch
die böse sect der widertaufer hin und wider ereugt,
da sie uber unser verpot5 rotten und versamblung

1 Dommer, Wappen Nr. 44.
2 Eucharius Hirtzhorn (Cervicornus) unterhielt neben
seiner berühmten kölnischen Druckerei eine Filiale
in Marburg (von November 1535 bis September
1538); vgl. Dommer (12) ff.; Könnecke 219 ff.;
Benzing 121.
3 Originaldruck: StA Marburg XI A 396.
Abschrift: StA Marburg 22 a 1, 11 (Wiedertäufer-
bestimmungen).
Abdrucke: HLO I, 93-99; - Hochhuth 28, 597 bis
601 (Wiedertäuferbesthnmungen);- Quellen IV, 47
S (im wesentlichen die Wiedertäuferbestimmungen).
Druckvorlage: Originaldruck.
Bibliographie: Dommer 93; Hochhuth 28,
557 ff.; Quellen II, 359; IV, A-S (enthält vor
allem die Entstehungsgeschichte des zweiten Teils
der Ordnung).

machen, also daß zu besorgen ist, daß sie der
Monsterischen6 und vielen anzeigungen nach, wie
sich etlich viel land mit brand zu beschedigen,
vereinigt haben, zu nicht anders, dann nach ufrur
und unrat trachten. Derhalben die hohe notturft
erfordert, unser vorgemachte ordenunge zu ver-
bessern, zu erkleren oder gegen den widerteufern
pilliche wege, damit denselbigen geweret und an-
dere davon abgeschreckt werden mügen, fürzu-
nemen, zudem daß wir uns als ein christliche ober-
keit unsers ampts halb vor Gott schuldig erkennen,
daß uns zuzusehen und zu raten gepurt, daß die
irrenden schafe widerumb uf die rechte ban des
Die Ordnung ist mit der Kirchendienerordnung von
1537 (Text Nr. 8) zusammengebunden. - Zu Fragen
der Einleitung vgl. S. 18 f.
4 Vgl. fürstliches Ausschreiben gegen das Zutrinken,
die Völlerei, das Fluchen, Schwören und Gottes-
lästern 1524 (HLO I, 47-49) und Reformations-
ordnung 1526 (Text Nr. 1 a).
5 Vgl. Kirchendienerordnung 1531, Abschn. 7 (S. 73f.).
Dieser Abschn. lag der Vorbereitung der Visitations-
ordnung zugrunde, vgl. Quellen IV, 47 R und hier
S. 87.
6 Zu den Beziehungen zwischen Hessen und Münster
vgl. E. Krapf, Landgraf Philipp der Großmütige
von Hessen und die Religionskämpfe im Bistum
Münster 1532-1536, phil. Diss. Marburg, 1951 (hier
die ältere Literatur).

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