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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0099
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Visitationsordnung 1537

evangelii und der warheit pracht werden, damit
Gottes reich gemeret, sein heiliger name geeret
und gepreiset werde. Wiewol wir dan bishere darin
aus christlichem mitleidlichen bedenken lang-
mütiglichen gehandelt, dieweil dan dorin kein
besserung gespürt, so haben wir aus fürstlicher
gnediger milter sorgfeltigkeit nit wollen under-
lassen, nachfolgend ordenung und erklerung ver-
faßt und ufgerichtet und dieselbig iderman zu
wissen zu tun bedacht.
Bevelhen, heißen und gepieten demnach aber-
mal mit ganzem ernst, daß ein iglicher unsere ver-
wanten, landsassen und undertanen, was stands
oder wesens der ist, solche unsere ordnungen und
satzungen in allen ihren artikeln und puncten also
halten, deren ihres inhalts nachkomen und ge-
leben bei dem gehorsam, den sie uns als ihrem von
Gott geordneten und furgesetztem erbherren,
landsfursten und ordenlicher obrigkeit schuldig
und pflichtig sein und bei den strafen, die hierin
gemelt werden. Und so ein mutwilliger und fre-
veler mehrmals und vielfaltig dorin bruchig wur-
de, da wollen wir mit weiter und schwerer straf
zu abscheu der andern ungnediglichen und un-
nachleßlichen nachfolgen und dan allen und iden
unsern stathaltern, oberamptmannen, amptman-
nen, rentmeistern, kelnern, schultheißen, rent-
schreibern, vögten, landknechten und bevelhabern
bei vermeidung unser schwerer ungnade und straf,
daß sie fur sich selbst und alle die ihren diese
und andre unser furausgangen ordnung halten,
auch also bei ihnen auch zu ihren ampten und
undertanen und alle denen, die solche unsere or-
denungen, satzungen und gebotte begreifen, ge-
stracks handhaben und dero nachkomen und ge-
leben on nachlessigkeit.
[1] Erstlich und anfenglich, nachdem uns und
allen unsern landsassen, undertanen und verwan-
ten das, so die ehr Gottes, mehrung seins reichs,
besserung des nechsten und also unser selen selig-
keit und ewige wolfart belangt, pillich zum höch-
sten und vor andern allen angelegen sein soll, als
da furnemblich ist, daß sein heilges allein selig-
machende und gnadenreich ewiges wort rein und

lauter nach rechter biblischer schrift werde gepre-
digt und zu furderung desselben die pfarren mit
rechtgeschaffenen wolgelarten frommen gotts-
furchtigen evangelischen predigern versehen,
zu dem daß wir angemirkt und erkant haben,
daß aus ungeschicklicheit der pfarhern und daß
das wort Gottes an etlichen ortern, die nit on
mittel allein uns zustehen, nit rein und lauter wir-
det geprediget, sich viel ungeschicklicheiten und
sonderlich der irsal der widerteufer erheben und
der leute gewissen irrig gemacht werden, dadurch
sie dan in solche irsal fallen,
darumb so ordnen, gepieten und wollen wir, daß
alle und ide pfarrer, sie seien unser lehen oder
gehen von edelleuten oder andern zu lehen, wer
die seien, desgleichen in der edelleut eigen dorfern
mit rechtgeschaffnen, wolgelerten evangelischen
gottforchtigen frommen predigern und pfarhern
werden versehen, und daß man die pfarhern, so
man auf ein pfar setzt, will alwegen einem iden
superintendenten desselben zirks zuvor zuschicken
zu verhören, und so ihnen der tuglich erkent, daß
er dan uf dieselb pfar werde geordnet, wie wir in
der ordnung der pfarbestellungen halb darvon ge-
setzt haben. Wirdet er aber durch unsern super-
intendenten vor unduchtig und unzulessig geacht,
so soll er auch uf solche pfar nit gesetzt, sonder
ein ander tuglicher bestelt und angenummen wer-
den; doch alles mit der maß und ordnung, wie un-
ser ordnung in denselben sachen darvon melden7.
[2] Zum andern, daß in allen unsern pfarren,
kirchen alle predicanten und pfarrer das volk treu-
lich erinnern, Gott unsern himelischen, barm-
herzigen Vatter ernstlich, fleißig und embsig von
herzen anzuruffen und zu bitten, daß er aller wider-
teufer und irrigen herz bekeren und erleuckten
wolle, sich von solichem irrsal zum rechten ver-
stande unsers heiligen christlichen waren und rech-
ten glaubens auch zu unser christlichen einigkeit
und gemeinschaft zu wenden, und solich pitt soll
nach ider predig widerholt und repetirt werden.
[3] Man soll auch bei peen fünf schilling gebieten,
daß under der predige niemants uf dem kirchoffe
oder am markt müßig stehe, andern zu ergernus,

7 Vgl. Kirchendienerordnungen von 1531, Abschn. 3 (S. 72) und 1537, Abschn. 6 (S. 95).

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