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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0115
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Kirchendienerordnung 1537

[15-16] angezeigt, aus gotsfurchtigem freunt-
lichem herzen anfahen und treiben; darnach wo
man aus Gottes gnaden besserung und gute volge
spürete und aber sich etliche mit der ersten er-
manung, an gemeltem kapitel Matthei [Mt 18, 15]
bevolen, nicht corrigirn lassen wölten, alsdann
auch die andere ermanung daselbs [Mt 18, 16], in
beisein etlicher gutherziger christen, aber alles in
geheim furneme und auch ein zeitlang tribbe.
Wo dann einer oder mehr von pfarhern oder
predikanten befunden wurde, der sich nicht daran
keren oder bessern wölte, den sollen die andern
predikanten von stund an den superintendenten
im synodo anzeigen, dieselbigen werden gegen ob-
gemeltem ungehorsamen noch gelegenheit der sa-
chen und vermöge Gottes worts wol wissen zu
handlen.
Wie mans aber mit den gotlosen, unbußhaftigen,
gemeinen leuten, so bruderliche ermanung viel-
mals gehört und doch veracht, bei der tauf und
des herren nachtmal halten sal, haben die super-
intendenten bevelh, den pharhern unterrichtung
zu tun, damit ein ider solichs dermaßen halte, daß
es zu christlicher einikeit, fried, nutz und besse-
rung des nechsten dienen möge.
[12] Von jarlichen synodis ader versam-
lung der pfarhern.
Die superintendenten mögen in ihren zirken et-
liche in stetten oder dorfen untersetzen, die uf ein
zal ihrer nachpur pfarhern aufsehens haben, wie
sie leren und leben und darvon darnach dem super-
intendenten bericht zu geben haben.
Es sal auch ein jeder superintendens des jars
ufs wenigst einmal die pfarhern seines zirks zu sich
beruffen oder aber an einem gelegen ort zu ihnen
komen und von nötwendigen sachen und gepre-
chen handlen, damit sich die pfarhern als brüder
in christlicher liebe und einikeit zusamenhalten,

25 Die Kirchendienerordnung 1531, Abschn. 4, sah
jährliche Synoden in Spießkappel am Veitstag vor
(S. 72). Jedoch haben die Synoden von 1532 bis
1536 in Homberg (1532. 1533. 1535), Treysa (1534)
und in Marburg (1536) stattgefunden, vgl. Sohm,
Territorium 111 Anm. 2. Seit der Kirchendiener-

einhelliger lere und ceremonien, auch teglicher zu-
felliger geprechen, so sich etwan zwischen ihnen
und ihrer gemein zutragen, besprechen und unter-
reden mögen, und nach dem allem sollen die super-
intendenten alle jar einmal zu Cassel oder Marpurg,
wo der hoff ist und unser g. h. am nechsten zu er-
langen, uf Trinitatis gegen abent zusamenkomen25
und ein jeder ein oder zwehn, nachdem es sich der
notturft halben begibt, der gelertesten und ge-
schicktesten pfarhern mit sich pringen und alda
des morgens nach getaner predigt und gebet an
gelegenem ort von allen sachen der kirchen not-
turft belangende, auch allerlei geprechen, so sich
im ganzen lande des jars uber zugetragen und un-
verricht pliben, einhellige verhörung tun und ent-
scheiden, und was trefflichs von neuem zu ordnen,
zu beratschlagen und zu setzen mit unsers g. h.
wissen beschließen.
Es sollen aber die superintendenten in beiden
graveschaften ein jeder nicht mehr dann einen
pfarhern mit sich uf den synodum pringen, wilche
gleich auch alle andere dahin geschickt von den
partikularen synodis erwelet und verordnet wer-
den sollen.
[13] Von den schulen.
Die schulen sal man mit tuglichen, frommen, ge-
lerten, gotsfurchtigen leuten bestellen und die-
selbigen in ihres leibs narung und notturft versor-
gen, damit sie nicht in ihrer arbeit und dienst ab-
lessig, faul und unvleißig, sonder treu und willig
behalten werden.
Was sie aber fur ordenung der institution nach
einer jeden schulen gelegnheit halten, sollen die
professores zu Marpurg ordnen und einer jeden
schulen gestelt werden, damit die jugent uf eine
weise gelert und angehalten werden möge.
Und dweil die arbeit der schulen groß und doch
höchlich vonnöten ist, sal an einem jeden ort, was
ordnung von 1537 werden nun die Synoden an den
Ort gezogen, wo der Hof ist. Diese Regelung bleibt
bis in die Zeit der gemeinsamen hessischen General-
synoden (1568-1582) erhalten. Zum hessischen Syn-
odalwesen der ausgehenden dreißiger Jahre vgl.
Sohm, Territoriun 155 Anm. 2.

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