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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0148
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Kasseler Katechismus 1539

wirstu an allem gutem keinen mangel immermehr be-
finden und der kreaturen Gottes allweg zu deinem
ewigem guten genießen. Was folget? K: Der ander
hauptartikel von Christo unserem Herren. U: Wie
stehet der ?
K: Ich gleub in Jhesmn Christum, seinen einigen Son,
unseren Herren, der empfangen ist vom heiligen G-eist,
geboren aus Maria der jungfrauen, gelitten unter Pon-
tio Pilato, gekreuziget, gestorben und begraben, abge-
stigen zu den hellen, am dritten tag erstanden ist
von den toten, aufgestigen zu den himlen, sitzet zu
der rechten Gottes vaters, des almechtigen, dannen er
künftig ist zu richten die lebendige und die toten.
[Bild: Christus am Kreuz; vgl. WA 30, I, 365] U: Was
helt dieser artikel in sich ? K: Fünf stück. U: Welche ?
K: Was Christus unser Herre ist, was er für uns worden
ist, was er für uns gelitten hat, wie er uns zum heil er-
höhet ist, und wie er uns gar zu helfen widerkomen
wih. U: Wie bekennestu das erst ? K: Ich gleube in
Jhesum Christum, seinen einigen son, unsern Herren.
U: Was bekennestu hierin? K: Daß unser Herre Jhe-
sus warer Gott und warer mensch und unser einiger
heiland ist. U: Was heißet Jhesus ? K: Der heiland und
helfer. U: Was heilet und hilfet er? K: Er heilet und
hilfet den kindern Gottes von sünden und allem ubel.
U: Was ist Christus ? K: Der gesalbet könig Gottes,
der die kinder Gottes regieret zum ewigen leben. U:
Worin stehet diese regierung? K: Daß er uns verzei-
hung der sünden und den guten Geist Gottes erlanget
und mitteilet. U: Sage weiter. K: Seinen einigen Son.
U: Was will das? K: Daß unser lieber Herre Jhesus
das ewige wort Gottes und warer Gott ist und auch in
der menschlichen natur on alle sund und ganz göttli-
cher art. U: Was ist Gottes art? K: Weisheit, from-
keit und alles guts. U: Was solle dieser artikel bei dir
bringen ? K: Daß ich imer getröster werde, durch un-
seren Herren Christum zu erlangen, daß auch ich Got-
tes kind sei. U: Was gehet hernacher? K: Unsern
Herrn. U: Was ist das ? K: Daß uns Christus der Herre
die göttliche hülfe und versehung tut. U: Was soltu
dich daraus besseren? K: Daß ich mich Christo mei-
nem Herren gar und in allem vertraue und ihm allein
diene. U: Was folget? K: Der empfangen ist vom hei-
ligen Geist, geboren aus Maria der jungfrauen. U: Was
hat dieser artikel in sich ? K: Das ander stück, was der
Herre uns worden ist. U: Was ist er uns worden? K:
Ein warer mensch, aber on alle sund. U: Worin hastu,
daß er on alle sund ist ? K: Daß er nicht wie wir von
einem mann, sonder von dem heiligen Geist empfangen
und von der reinen jungfrauen Maria geborn ist. U:
Wol, was frucht nimmestu aber hieraus ? K: Daß ich
meinen glauben sterke in dem, daß unser Herre die
unreinigkeit meiner natur wille hinnemen und mir die
heiligkeit seiner natur mitteilen. U: Ist denn dein
natur unheilig ? K: Ja, denn in sunden werden wir alle

empfangen und geboren. U: Wolan, so verleukne dich
selb und ergibe dich Christo, daß er dich zu einem
neuen und heiligen menschen mache. Fare furt. K:
Gelitten under Pontio Pilato, gekreuziget, gestorben
und begraben, abgestigen zu der hellen. U: Was be-
kennest du hierin ? K: Das dritte stück von Christo un-
serem Herren, was er für uns gelitten hat. U: Was hat
er fur uns gelitten ? K: Den schendlichsten und herbi-
sten tod. U: Woher den schendlichsten ? K: Daß er
under Pontio Pilato, dem ördenlichen und heidnischen
richter, als der ergist ubelteter vor dem uffrürischen
mörder Barraba zum tod verurteüet ist. U: Warümb
den herbisten tod ? K: Daß er nach der geißlung und
ander unzelig leiden gekreuziget worden ist. U: Was
wille ihm, daß du sagest, gestorben, begraben und zur
hellen gefaren ? K: Daß der Herre warlich gestorben ist,
leib und seel voneinander gescheiden und der leib ins
grabe gelegt, die seel zu den verscheidnen selen gefaren
ist. U: In die pein der verdampten ? K: Nein, aber zu
den heiligen selen, die in dem schos Abrahe waren. U:
Was solle dieser glaube bei dir schaffen ? K: Drei ding.
U: Das ein ? K: Daß ich wol erkenne und imer bedenke,
daß ich durch meine sund alles das leiden verdienet
hab und verdiene, das unser Herre Jesus gelitten hat.
U: Wol, das bedenke alwegen, uff daß du von allen
sunden ein rechte scheuhe und schrecken habest, weil
die vor Gott so gros und greulich sind, daß sie niemand
denn allein unser Herre Jesus, der nie kein sunde tate,
hat büßen mögen und hat, da er sie büßen wolte, also
ein herben bitteren tod erdulden müssen. Was ist das
ander, das du aus diesem artikel vernemen solt ? K:
Daß ich in aller angst meines gewissens und in allem
schrecken vor dem göttlichen zorn mich trösten künde
und nicht zweifele, unser Herr Jesus habe durch sein
leiden alle meine sund bezalet, wie vil und wie schwer
die sind. U: Das behalte auch wol, liebes kind, denn
wo wir in solchem glauben bestehen, mag uns weder
sunde, tod, helle oder teufel obligen nach schaden.
Was ist das dritte stück, das du hieraus lernen solt?
K: Daß ich auch mein kreuz und leiden gedültig trage
und wol getröstet werde, dadurch zur ufferstendnis
und in die ewige herrligkeit einzugehen. U: Wol, so
sihe, lis und höre die ganze histori des leidens unsers
Herren Jesu oft und lerne sie außen, damit du diese
stuck teglich deste bas einbildest, denn darin stehet
alles dein heil. Was folget? K: Am dritten tag erstan-
den ist von den toten, aufgestiegen zu den himelen,
sitzet zu der gerechten Gottes Vaters, des almechtigen.
U: Was bekennestu hierin ? K: Das vierde stück von
unserem Herren Christo, seine erhöhung. U: Worin ist
sein erhöhung ? K: In dreien stücken. U: Das erst ?
K: Daß unser Herre Jesus von dem leidlichen und töd-
lichen leben durch die auferstehung zum unleidlichen
und untödlichen erhöhet ist. U: Das ander ? K: Daß er
durch die uffart von dem irdischen tun in das himlisch

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