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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0147
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Kasseler Katechismus 1539

[10. a] Der kurtze Catechismus |
vn erklerung der XII stuecke | Christlichs Glaubens. | Des Vater vnsers, vnnd |
Der Zehen gebotten. | Fuer die Schueler vnd andere | kinder zu Cassel. [ Durch die
Prediger da- | selbst gestellet. | M.D.XXXIX.
[Wappen]
1539

Den gelerten frommen und getreuen, unsern lieben
brüdern und mitgehülfen, den leremeistern der kirchen
Christi zu Cassel.
Genad und fried von unserem Herren Jesu Christo,
lieben brüder. Wie ihr aus christlichen treuen und eifer
euers seligen ampts eben oft begeret haben, daß wir
aus den catechismis unser kirchen ein kurzen begriff
in druck geben, den ihr die jüngere und einfeltige kin-
der möchten mit mehr nutz leren, dann die lengeren,
so von uns hievor ausgegangen sind, haben wir in dem-
selbigen euer gottseligen begere gern wöllen stadt tun;
dann wir doch alle schuldig, die kindlin und nemlich
die, so geteufet und Christo, unserem Herren einge-
leibet sind, mit höhistem fleiß zu dem reich Christi zu
underweisen und anzufüren. Derselbige unser lieber
Herre Jhesus, der so ernstlich will, daß wir ihm die
kinder zubringen und schreiet wee uber die, die sie
verergeren [Mk 10, 13-16 parr], gebe euch, daß ihr in
euer so hochnotwendigen und heilsamen arbeit, welche
die undankbare welt gar gering schetzet und ubel be-
denket, nicht mat werden, sondern, wie ihr bisher ge-
treulich geton, bestendig und getröstet auf seine genad
und reichen lohn fürfaren und viel frucht schaffen.
Amen.
Zu Cassel den 23. tag Januarii Anno 1539.
Euere brüder und mitgehülfen,
die prediger dieser kirchen.
Erklärung des gemeinen
christlichen glaubens.
Underrichter. Kind.
U: Bist du ein Christ ? K: Ja, herr. U: Waher wei-
stus ? K: Da bin ich geteufet uff den namen Gottes
Vaters, Sons und heiligen Geists. U: Wol, dann durch
den tauf bistu Christo, unserem Herren eingeleibet,
sein glid und jünger worden. Was gleubstu aber von
Gott Vater, Son und heiligem Geist? K: Was in den
articulen unsers heiligen christlichen glaubens stehet.
U: Erzele die artikel.
K: Ich gleub in Gott Vater, den almechtigen, schöp-
fer himels und der erden. Und in Jhesum Christum,
seinen einigen Son, unsern Herrn, der empfangen ist
vom heiligen Geist, geboren aus Maria der jungfrauen,
gelitten unter Pontio Pilato, gekreuziget, gestorben
und begraben, abgestigen zu den hellen, am dritten tag

erstanden ist von den toten, aufgestigen zu den himlen,
sitzet zu der rechten Gottes Vaters, des almechtigen,
dannen er künftig ist zu richten die lebendige und die
toten. Ich gleub in den heiligen Geist, ein heilige
christliche kirch, gemeinschaft der heiligen, ablas der
sünden, auferstehung des fleischs und das ewig leben,
Amen.
U: Wie werden diese artikel abgeteilet ? K: In drei
hauptartikel. U: Wovon ist der erst? K: Von Gott
Vater. U: Der ander? K: Von Gott dem Son. U: Der
dritt? K: Von Gott dem heiligen Geist. U: Wie laut
der erst? K: Ich gleub in Gott Vater, almechtigen,
schöpfer himels und der erden. [Bild: Schöpfung der
Eva, Gen 2, 18ff.; vgl. WA 30, I, 184] U: Was be-
kennestu nu hierin von Gott dem Vater? K: Vier
stück. U: Welche? K: Daß er Gott ist, daß er der
Vater ist, daß er almechtig ist, und daß er ein schöpfer
ist aller dingen. U: Wolan, so sage mir erstlich: Was
ist an Gott gleuben ? K: Daß ich Gott als Gott erkenne.
U: Was heißet Gott ? K: Daß ewig gut, von dem alles
gutes kömet. U: Wolan, so sihe, daß du warhaftig
gleubest, daß Gott auch dein Gott sei, das ist, daß er
auch dir alles guts geben und tun wölle, so wird auch
zu ihm allein alle deine begird und hoffnung stehen.
Wie folget? K: Vater. U: Was gleubstu in dem ? K:
Daß Gott, der Vater unsers Herren Jhesu Christi, die
erste person in der gottheit, will auch mein Vater sein.
U: Wie ist er dein Vater ? K: So er mir seine art und
erb mitteilet. U: Was ist Gottes art ? K: Alle gerechtig-
keit, frömigkeit und liebe. U: Was ist sein erb ? K:
Das ewige, selige leben. U: So bitte Gott treulich, daß
er sein art in dir sterke, so wirstu auch seines erbs, der
waren seligkeit desto reicher genießen. Was gehet her-
nach? K: Almechtigen. U: Was gleubstu hierin?
K: Daß Gott alle macht hat und will mich durch seine
macht für allem ubel bewaren und mit allem guten
begaben. U: Gleubstu das, so wirstu Gott uber allen
dingen förchten und lieben und dich ihm genzlich ver-
trauen. Wie heißts weiter ? K: Schöpfer himels und
der erden. U: Was bekennestu in dem ? K: Daß Gott
mich und alle ding aus nicht gemacht hat und durch
sein güte allein erhelt. U: Was soltu dich hieraus
bessern ? K: Daß ich nicht zweifel, alle geschöpf Got-
tes werden mir zu gutem dienen und daß ich mich aller
ding zu seinem lob gebrauche. U: Das bedenke, so

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