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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0146
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Kasseler Kirchenordnung 1539

[15] Von der begrebnus.
Diese sol allen christen gemein sein, so vil das ort
der begrebnus belangt, und niemants umb gelts wil-
len etwas besonders prachts zugelassen werden,
dann es verdampte simonei were.
Es sollen auch die diener des worts mit keiner
leichen gehen deren, so nit in der gemeinschaft der
kirchen und sacramenten verscheiden sein. Und
damit die bestattung der verstorbenen desto bes-
serlicher beschehe, so sol hinfurt ein besonder
stunde zur begrebnusse, nemlich die ein uhre nach
mittage, verordenet werden. Und wo etwas ster-
bens einfiel, were gut, daß man der schuler mit den
leichen zum grabe zu tragen verschonete und also
zwo stunde täglich, eine für die andere nach mit-
tage zum begrebnusse verordnete.
48 Die einzelnen Grebete, die der Erfurter Druck hier
einfügt und die von der KO 1566 übernommen wer-
den (vgl. S. 262), vgl. unter q. - Die Gebete sind
sämtlich aus anderen Ordnungen übernommen: a)
Das Gebet entstammt der Messe am Sonnabend vor
Reminiscere (Drews IV und V, 50) und ist in Lu-
thers deutscher und lateinischer Litanei als Litanei-
gebet übernommen, bzw. übersetzt worden (WA 30,
III, 35). Durch die Aufnahme in die Brandenburg-
Nürnberger KO 1533 (Bl. 44 r), in das Agendbüch-
lein von Veit Dietrich 1542 (Bl. c r) und in Spangen-
bergs Kirchengesänge 1545 (n 3 r) erfährt das Gebet
eine weite Verbreitung in protestantischen KOO
und Agenden (sächs. KO von 1539, Sehling I, 273.
277. 280; Lüneburger KO von 1564, Sehling VI, 1,
573; Wittenberger Gesangbuch von 1533 WA 35,
557, u. a.). — b) Kollekte in der Messe am 4. Sonntag
p. Epiphanias (vgl. Drews IV und V, 51), von Lu-
ther in seine Litanei aufgenommen (WA 30 III, 36),
von dort in die Brandenburg-Nürnberger KO (Bl.
43 r), in Veit Dietrichs Agendbüchlein (Bl. c rv) und
in Spangenbergs Kirchengesänge (kk 4 v) übernom-
men und in andere protestantische KOO weiterge-
geben, z. B. sächs. KO 1539, Sehling I, 273. 277. —
c) Aus der Brandenburg-Nürnberger KO (Bl. 44 v)
und Veit Dietrichs Agendbüchlein (Bl. c 2r) ent-
nommen. - d) Aus Althamers Katechismus in die
Brandenburg-Nürnberger KO übernommen (Bl. 45
r) und über diese und Veit Dietrichs Agendbüchlein
(Bl. c 3r) in weitere protestantische KOO aufge-
nommen, z. B. sächs. KO, Sehling I, 277, Wolfen-
büttler KO von 1569, Sehling VI, 1, 178. - e) Aus
der Brandenburg-Nürnberger KO (B1 45 rv) und
Veit Dietrichs Agendbüchlein (B1 c 3 rv) übernom-
men. - f) Aus der Deutschen Messe Luthers (WA 19,
86 f) in die Brandenburg-Nürnberger KO (B1 45 v),
Veit Dietrichs Agendbüchlein (B1 c 4r) und Spangen-
bergs Kirchengesänge (B1 m 2 v) übernommen und
an andere protestantische KOO weitergegeben, auch

Finisr
[2 Bilder]49
Getruckt zu Marpurg,
bei Christian Egenolff50 im
Jenner des jars
153951
Verbum domini manet in
aeternum
[Wappen]52
[Druckerzeichen]5354.

in Pfeffngers Trostbüchlein (B1 S 8 rv). — g) Aus
dem mittelalterhchen Gottesdienst (Drews IV und
V, 50) von Luther in seine Litanei aufgenommen
(WA 30, III, 35) und von dort in die Brandenburg-
Nürnberger KO (B1 45 v), Veit Dietrichs Agend-
büchlein (B1 c 4r), Spangenbergs Kirchengesänge
(B1 kk 4v), in die sächs. KO (Sehling I, 273. 277.
280), die Lüneburger KO 1564 (Sehling VI, 1,
572 f) übernommen. — Die Gebete werden über die
bess. KO von 1566 an die hess. Agende von 1574
weitergegeben, vgl. S. 419 f.
49 Zwei Männer darstellend, mit je einem Spruchband:
rnn1 und ijhx; fehlt in KE.
50 Christian Egenolff (1538-1543 Drucker in Marburg),
von Frankfurt kommend, richtete durch seinen Fak-
tor Andreas Kolbe in Marburg seine Druckerei ein,
übernahm 1541 auch die Druckerei des Cervicornus
(vgl. S. 82 Anm. 2). Zur Literatur vgl. Benzing
121, Dommer (17) ff. und Könnecke 222ff.
61 Die Ordnung ist bereits am 8. Dez. 1538 in Spangen-
berg unterschrieben, vgl. oben Anm. 1, jedoch erst
im Januar des Jahres 1539 in Marburg gedruckt
worden, vgl. auch Quellen II, 380.
52 Dommer, Wappen Nr. 46 B.
53 Dommer, Druckerzeichen Nr. 67, auch bei Kön-
necke 224 oben.
54 Nach der Mitteilung in HLO I, 120 ist die Ordnung
unterschrieben von: Martin Bucer, Joannes Kymeus,
Dionysius Melander, Joannes Pistorius, Justus Win-
ther und Caspar Lanius Confugianus. - Zu Joannes
Kymäus vgl. oben Anm. 2, zu Dionysius Melander
Anm. 3, zu Caspar Kaufung (Lanius) oben Anm. 3. -
Johannes Pistorius, d. Ältere, Pfr. in Nidda (1526
bis 1580) und Superintendent in Alsfeld (1541 bis
1580), † 1583, einer der führenden Theologen der
hessischen Kirche, vgl. auch S. 350 Anm. 32. — Ju-
stus Winther, aus Harle, Hofprediger, Pfr. Allendorf
a. d. Werra (1527-1535), Prinzenerzieher, Superin-
tendent des Bezirks Rotenburg (1542-1557), † 1557.

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