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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0151
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Kasseler Katechismus 1539

mich dieser kirchenzucht und gehorsam gern begebe
und ihr getreulich nachkome. U: Womit furnemlich?
K: Daß ich meinen nehisten, so er sundet, freuntlich
warne und vermane, auch warnung und straffe von
jedermann gern uffneme. U: Das tu, so wirstu wunder-
bare besserung befinden. So aber der heilige Geist alle
die erzelte ordnung, zucht, straffe und bann in seiner
kirchen anrichtet und haltet, wie, daß wir nichts denn
den ablas der sunden in articulen des glaubens be-
kennen ? K: Da ist es alles darümb zu tun, daß man
den ablas und verzeihung der sunden erlange. U: Ja,
dazu solle alles warnen und straffen der sunden dienen,
alle zucht und bann, ob wol Gott der Herre auch dies
sein werk lasset vielen zum gericht und ewiger ver-
damnis geraten. Was folget in artikulen des christ-
lichen glaubens ? K: Das vierd werk des heiligen Geists,
wie er uns zur ewigen unsterbligkeit bringet. U: Wie
heißet es ? K: Ufferstehung des fleischs. U: Wie wird
die zugehen ? K: Der geist Gottes, der Christium er-
wecket hat, wirt auch unsere leibe zum ewigen und
seligen leben wider lebendig machen [Rm 8, 11]. U:
Was soll dieser glaub bei dir bringen? K: Zwei ding.
U: Das ein ? K: Daß ich im glauben und der hoffnung
des ewigen lebens immer gesterket werde, daß mir der
Herre durch die ufferstehung von allem ubel zu allem
guten verhelfen wölle. U: Das ander ? K: Daß ich mei-
nem leib als einen heiligen tempel Gottes deste fleißi-
ger richte in das künftige und himlische leben. U: Das
gebe dir Gott zu tun, weil du durch die ufferstehung
der volkomnen und ewigen seligkeit gewißlich warten
bist. Wie folget weiter in artikelen ? K: Das funfte und
ewige werk des heiligen Geists in den auserwelten
Gottes. U: Was ist dasselbige ? K: Das ewig leben. U:
Wie wird das sein? K: Daß der heilige göttliche Geist
in mir alle sund genzlich ausreuten und das göttliche
leben volkomen und on das ende in mir anrichten wird.
U: Ja, denn wird Gott alles sein in allen [1. K 15, 28].
Wo aber Gott und nichts denn Gott ist, da ist auch ja
nichts denn leben und ewige freud. Was soll aber dieser
glaub bei dir anrichten ? K: Zwei ding. U: Das erst ?
K: Daß ich also sterker werde in der gewissen hoffnung
des ewigen seligen lebens. U: Das verleihe dir Gott,
denn an dieser hoffnung hanget die ware liebe Gottes
und dein ganzes heil. Was ist das ander? K: Daß ich
allen meinen trost und seligkeit nach diesem leben und
der ufferstehung erwarte und nicht in dieser zeit haben
wolle. U: In dem erhalte und sterke dich Gott der
Vater, Son und heiliger Geist, Amen.
Ein kurzer underricht für die gar jungen
und einfeldigen.
U: Bist du ein christ ? K: Ja, herr. U: Wie weistu es ?
K: Da bin ich getaufet uff den namen Gottes Vaters,
Sons und heiligen Geists. U: Was gleubstu von Gott
Vater, Son und heiligem Geist? K: Wie wir in den

artikeln unsers heiligen christlichen glaubens alle be-
kennen. U: Wie bekennen wir ? K: Ich gleube in Gott
Vater, den almechtigen etc. U: Wie teilen sich diese
artikel? K: In drei teil. U: Wovon ist der erste teil?
K: Von Gott dem Vater. U: Der ander ? K: Von Gott
dem Son. U: Der dritte? K: Von Gott dem heiligen
Geist. U: Sage den ersten teil. K: Ich gleub in Gott
Vater, den almechtigen, schöpfer himels und der er-
den. U: Was bekennestu hierin ? K: Daß Gott das
ewige gut ist, alles vermag und tut. U: Was soll dieser
glaube bei dir bringen ? K: Daß ich allen meinen trost
und zuversicht uff Gott setze und gebrauch seine ge-
schöpf und gaben mit zucht und dankbarkeit. U: Das
gebe dir Gott. Was ist der ander teil unsers christ-
lichen bekentnis ? K: Ich gleub in Jesum Christum sei-
nen einigen Son, unsern Herren, der empfangen ist vom
heiligen Geist, geporen aus Maria der jungfrauen, ge-
litten under Pontio Pilato, gekreuziget, gestorben und
begraben, abgestigen zu den hellen, am dritten tag er-
standen ist von den toten, uffgestigen zu den himlen,
sitzet zu der gerechten Gottes Vaters, des almechtigen.
Dannen er künftig ist zu richten lebendige und die
toten. U: Was bekennestu hie? K: Daß unser Herre
Jesus warer Gott und mensch ist und hat mich durch
seinen tod vom ewigen tod erlöset und mir durch seine
ufferstehung und uffart gen himel das ewig leben er-
langet, dazu er auch meinen leib von toten ufferwecken
will, wenn er widerkommet zum gericht uber lebendige
und toten. U: Was soll dieser glaube bei dir schaffen ?
K: Daß ich die sund imer fliehe und verzeihung der
sunden und das ewige leben allein durch den tod und
die ufferstehung unsers Herren Jesu Christi suche und
auch an ihn, der im himel regieret, genzlich begebe.
U: Was ist der dritte teil des christlichen glaubens?
K: Ich gleub in den heiligen Geist, ein heilige christ-
liche kirch, gemeinschaft der heiligen, ablas der sun-
den, ufferstehung des fleischs und das ewig leben.
Amen. U: Was bekennestu in diesem ? K: Gott denhei-
ligen Geist, durch den wir neu geporen und in die ge-
mein Gottes uffgenommen werden und in derselbigen
ablas der sunden und besserung des lebens haben und
nach diesem leben das ewig leben erwarten. U: Was
soll dieser glaube bei dir bringen? K: Daß ich Gott
imer umb seinen guten Geist bitte und gern zur kirchen
gehe, trost und besserung in der kirchen suche und
uffnehme, domit ich deste sicherer warte uff die uffer-
stehung und das ewige leben. U: Wie bistu in die ge-
mein Christi komen ? K: Durch die taufe. U: Was ist
die taufe ? K: Ein bad der widergeburt und abwa-
schung der sunden. U: Mit was worten wird die tauf
mitgeteilet ? K: Mit diesen: Ich teufe dich uff den
namen des Vaters und des Sons und des heiligen Geists.
U: Was ist der verstand dieser wort ? K: Der, ich teufe
dich zur abwaschung deiner sunden und zur kindschaft
Gottes aus bevelch und kraft Gottes Vaters, Sons und

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