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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0161
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Stipendiatenordnung 1542

[12.] Ordenung durch den durchleuchtigen, Hochgebornen Fürsten vnd | herrn,
herrn Philipsen, Landtgrauen zu Hessen, Grauen zu Catzenelnpogen etc. he- |
dacht am dinstag noch Jnuocauit, Anno etc. 1542. Wie es mit den Sti- | pendiaten,
so ghen Marpurg zum studio gesandt, | gehalten werden soll
15421

[1] Erstlich wöllen sein fürstlich g. die vorge-
machten ordnung2 sölcher stipendiaten oder stu-
denten halben in nichte verendert haben, anders
dann, wo dieselbe dieser ordnung zuwider were, im
selbigen soll diese ordnunge furgehen.
[2] Darnach haben sein fürstich gnade bedacht,
daß vonnöten söll sein, drei sönderliche amptleute
oder superintendenten zu haben; dieselbigen söllen
den befelch haben, daß sie dasjene, so vormals
durch sein f. g. und den rat der gemeinen professo-
ren wol und nützlich gesetzt were3, handhaben und
alle mengel furttreiben und ergenzen. Also werden
dieselbigen drei bevelch haben, in allen stetten,
flecken und emptern zu erforschen, wie die stipen-
diaten mit den järlichen einkommen versehen
werden und den abgang und mangel wider hinzu-
zubrengen oder zu verschaffen, durch sich selbst,
oder im fall der notturft durch hilf seiner fürstli-
chen gnaden.
[3] Die werden auch das uffsehen haben, ob die
zale der stipendiaten volle, oder was daran mangeln
werde und dieselbigen mengel zu restaurirn, also
daß ein jedes stipendium zum allerwenigsten zwen-
zig gülden habe. Dieselbigen superattendenten oder
curatores sollen sein: Johannes Ferrarius4 Doktor,
Johan Thenner5 Oeconomus, Valentin Breul6 Se-
kretarius7.
1 Originaldruck: StA Marburg, Verordnungen II/A 1
Pak. 1; und II/A 4 d.
Abdruck: HLO I, 124f.; - Hildebrand Nr. IX,
S. 39 ff.
Druckvorlage: Originaldruck.
Biobliographie: Dommer 149; Erman-Horn II
Nr. 13724.
Zu Fragen der Einleitung vgl. S. 16f.
2 Vgl. die Stipendiatenordnungen vom 11. März 1529
und vom 18. Mai 1539, S. 66f. und S. 143f.
3 Vgl. die Stipendiatenordnung von 1539 Abschn. 2,
S. 143.
4 Vgl. S. 143 Amn. 3.
5 Johannes Thenner von Öhringen, Kleriker und päpst-
licher Notar, seit 1527 oeconomus universitatis in

Von der wahl der stipendiaten, wie die ge-
welet sollen werden.
[4] Welen söllen an einem jeden ort der pfarrer,
der schulmeister, die eltisten der kirchen und die
zwen burgermeister, nemlich der im ampt ist und
der das vergangen jare regirt hat, und solchs bei
ihren pflichten und gewissen, damit sie Gott, der
kirchen und der oberkeit zugetan sein, daß sie
auch allemal durch den pfarrer erinnert werden
söllen, nemlich einen jungen oder mansperson, der
alters, lehr, geschicklichkeit und tugend halben
zum dienst der kirchen der allertauglichst sei und
zu solchem dienst aufs förderlichst gebraucht
möge werden, und in dem keine gunst, keine für-
bitt noch viel weniger geschenk, miet oder gabe
annemen, noch ansehen, noch verhoffen etc.
[5] Und so man einen burger oder bürgers son
haben mag, soll man denselbigen nemen, wo nicht,
soll man einen auswendigen nemen, doch so viel
möglich eine landman.
[6] Man soll auch in dem fall nicht ansehen, ob
der vatter reich oder arm sei, sonder allein der
kirchen nutz und ob die person der kirchen dien-
lich sei oder nicht, für augen haben.
[7] Und welcher also gewelet wirdet, so es derselb
annemen will, soll er die caution tun, so vormals
Marburg, Beisitzer am Hofgericht, Prokurator,
t 15. Nov. 1547; vgl. Gundlach, Zentralbehörden
III, 367f.; II, 42.
6 Valentin Breul von der Lichtenau, Neffe des Kanz-
lers Feige (Gundlach, Zentralbehörden II, 80),
geistlichen Standes, 1529 als Hofgerichtssekretarius
bezeugt. Nach dem Tode Feiges wurde er (1542)
zum Vizekanzler besteht mit der Möglichkeit, wieder
in sein Amt als Sekretarius nach Marburg zurück-
zukehren, † 1547; Gundlach, Zentralbehörden II,
76; I, 159.
7 Über das Amt des Hofgerichtssekretarius vgl.
Gundlach, Zentralbehörden I, 295; zu seinem
Aufgabenbereich gehörte insbesondere die Registra-
tur der Akten.

10 Sehling, Bd. VIII, Hessen I

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