Kirchenzuchtordnung 1543
[13.] Ordenung von Gots gnaden, | Vnser Philipsen Landtgrauen zu Hessen,
gra- | uen zu Catzenelnpogen, Dietz, Zigenhain vnd | Nidda etc. Jnn etttlichen
Notwendigen, zu erhaltung | Christlicher Zucht vnd Erbarkeyt, Auch gu- | ter
Pollicei, dienlichen Puncten | vnd articuln.
Verbum Domini manet in aeternum
[Wappen1]
15432 2
Nachdem von Gottes gnaden, wir Philips Land-
grave zu Hessen, Grave zu Catzenelnpogen, zu
Dietz, Ziegenhain und Nidda etc. desgleichen auch
unsere räte gesehen und vernommen haben und
noch täglichs spüren und befinden die vilfaltige
straff, so Gott der allmechtig mit krieg, mißwachs,
hunger, teuerung, pestilenz und sonst andern viel-
faltigen erschrecklichen krankheiten und plagen
jetziger welt zukommen leßt, so können wir bei uns
nit anders ermessen oder gedenken, dann daß solchs
umb unser dieser welt vielfeltigen sünde und laster
willen geschehe, und daß uns Gott der allmechtige
durch solche betrübliche zeit und zustant als ein
gnedigster Vatter erinnern und ermanen will, von
solchem sündlichen, ergerlichen und bösen leben
abzustehen, uns zu bessern, zu bekeren und uns also
seine kinder zu ihme zu begeben3. Und demnach
haben wir beneben unsern räten4 erstlich Gott zu
ehren, zu heiligung seines namens und erbreiterung
seines seligmachenden worts und dann zu erhaltung
guter policei, erbarkeit und christlicher zucht und
zu abwendung göttlichs zorns uf besserung nach-
volgender missetaten und ubels getrachtet.
Es sollen unser ober- und underamptleute, rent-
1 Wappen: Dommer 48.
2 Originaldruck: StA Marburg, Verordnungen IIA 4 d.
Plakatdruck: StA Marburg, Verordnungen II A 1
Pak. 1 und II A 2 (der Plakatdruck enthält einen
Auszug aus der Ordnung: Einleitung, Abschn. 1
und 2, mit Änderungen und Kürzungen; Dommer
171).
Abdruck: HLO I, 127-131.
Druckvorlage: Originaldruck.
Bibliographie: Dommer 172; - Quellen II, 497.
Zu Fragen der Einleitung vgl. S. 23.
3 Am Ende der dreißiger und Beginn der vierziger
Jahre taucht eine ähnliche Geschichtsauffassung in
mehreren Ordnungen und Ausschreibungen auf, z. T.
veranlaßt durch das Auftauchen von Kometen, vgl.
meister, kelner, schultheiß, vögt, burgermeister
und räte ufs allerheftigste in allen ratheusern der
stette und flecken und auch uf den dörfern unser
fürstentumb, graveschaft, lande und gebiete zu-
hauf fordern die bmgerschaften und bauerschaften,
ihnen diese unsere nachvolgende ordnung verlesen
und die festiglich zu halten bei der darin verleipten
peen gebieten.
Erstlich von dem gottslestern5.
Daß keiner den göttlichen namen unnützlich füre
mit schweren und fluchen bei göttlichem namen
als leiden, marter, kraft, wunden, macht, element,
himel, tauf, sacrament und dergleichen. Und wel-
cher das das erstmal ubertrette, der soll unableß-
lich einen ort eins gülden geben, welchs auch unsere
amptleut und amptknecht, so sie das erfaren, von
stund an und desselben tags von dem ubertretter
nemen sollen. Und es sollen die amptleut und die-
ner den dritten teil derselben buß behalten und das
uberig in den gemeinen gottskasten geben und
legen. Würde aber das einer zum andern mal uber-
tretten, so soll er geben einen halben gülden, und
Ziegenhainer Zuchtordnung, Abschn. 5 (S. 110),
landgräfliche Verfügung an die Pfarrer über Ge-
meindezucht27. August 1540 (Quellen II, 417) und
landgräfliches Ausschreiben 27. August 1541 (Quel-
len II, 436); vgl. auch dazu H. Bächtold-Stäubli,
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens 5,
1932/33, 166f.
4 Die Ordnung ist lediglich von dem Landgrafen und
seinen Räten ohne Stimme der Superintendenten
beschlossen.
5 Verordnungen gegen das Gotteslästern vgl.: Refor-
mationsordnung 1526, Abschn. 1 (S. 38), Visitations-
ordnung 1537 Abschn. 6 (S. 84), Ziegenhainer
Zuchtordnung 1539, Abschn. 4 (S. 107).
148
[13.] Ordenung von Gots gnaden, | Vnser Philipsen Landtgrauen zu Hessen,
gra- | uen zu Catzenelnpogen, Dietz, Zigenhain vnd | Nidda etc. Jnn etttlichen
Notwendigen, zu erhaltung | Christlicher Zucht vnd Erbarkeyt, Auch gu- | ter
Pollicei, dienlichen Puncten | vnd articuln.
Verbum Domini manet in aeternum
[Wappen1]
15432 2
Nachdem von Gottes gnaden, wir Philips Land-
grave zu Hessen, Grave zu Catzenelnpogen, zu
Dietz, Ziegenhain und Nidda etc. desgleichen auch
unsere räte gesehen und vernommen haben und
noch täglichs spüren und befinden die vilfaltige
straff, so Gott der allmechtig mit krieg, mißwachs,
hunger, teuerung, pestilenz und sonst andern viel-
faltigen erschrecklichen krankheiten und plagen
jetziger welt zukommen leßt, so können wir bei uns
nit anders ermessen oder gedenken, dann daß solchs
umb unser dieser welt vielfeltigen sünde und laster
willen geschehe, und daß uns Gott der allmechtige
durch solche betrübliche zeit und zustant als ein
gnedigster Vatter erinnern und ermanen will, von
solchem sündlichen, ergerlichen und bösen leben
abzustehen, uns zu bessern, zu bekeren und uns also
seine kinder zu ihme zu begeben3. Und demnach
haben wir beneben unsern räten4 erstlich Gott zu
ehren, zu heiligung seines namens und erbreiterung
seines seligmachenden worts und dann zu erhaltung
guter policei, erbarkeit und christlicher zucht und
zu abwendung göttlichs zorns uf besserung nach-
volgender missetaten und ubels getrachtet.
Es sollen unser ober- und underamptleute, rent-
1 Wappen: Dommer 48.
2 Originaldruck: StA Marburg, Verordnungen IIA 4 d.
Plakatdruck: StA Marburg, Verordnungen II A 1
Pak. 1 und II A 2 (der Plakatdruck enthält einen
Auszug aus der Ordnung: Einleitung, Abschn. 1
und 2, mit Änderungen und Kürzungen; Dommer
171).
Abdruck: HLO I, 127-131.
Druckvorlage: Originaldruck.
Bibliographie: Dommer 172; - Quellen II, 497.
Zu Fragen der Einleitung vgl. S. 23.
3 Am Ende der dreißiger und Beginn der vierziger
Jahre taucht eine ähnliche Geschichtsauffassung in
mehreren Ordnungen und Ausschreibungen auf, z. T.
veranlaßt durch das Auftauchen von Kometen, vgl.
meister, kelner, schultheiß, vögt, burgermeister
und räte ufs allerheftigste in allen ratheusern der
stette und flecken und auch uf den dörfern unser
fürstentumb, graveschaft, lande und gebiete zu-
hauf fordern die bmgerschaften und bauerschaften,
ihnen diese unsere nachvolgende ordnung verlesen
und die festiglich zu halten bei der darin verleipten
peen gebieten.
Erstlich von dem gottslestern5.
Daß keiner den göttlichen namen unnützlich füre
mit schweren und fluchen bei göttlichem namen
als leiden, marter, kraft, wunden, macht, element,
himel, tauf, sacrament und dergleichen. Und wel-
cher das das erstmal ubertrette, der soll unableß-
lich einen ort eins gülden geben, welchs auch unsere
amptleut und amptknecht, so sie das erfaren, von
stund an und desselben tags von dem ubertretter
nemen sollen. Und es sollen die amptleut und die-
ner den dritten teil derselben buß behalten und das
uberig in den gemeinen gottskasten geben und
legen. Würde aber das einer zum andern mal uber-
tretten, so soll er geben einen halben gülden, und
Ziegenhainer Zuchtordnung, Abschn. 5 (S. 110),
landgräfliche Verfügung an die Pfarrer über Ge-
meindezucht27. August 1540 (Quellen II, 417) und
landgräfliches Ausschreiben 27. August 1541 (Quel-
len II, 436); vgl. auch dazu H. Bächtold-Stäubli,
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens 5,
1932/33, 166f.
4 Die Ordnung ist lediglich von dem Landgrafen und
seinen Räten ohne Stimme der Superintendenten
beschlossen.
5 Verordnungen gegen das Gotteslästern vgl.: Refor-
mationsordnung 1526, Abschn. 1 (S. 38), Visitations-
ordnung 1537 Abschn. 6 (S. 84), Ziegenhainer
Zuchtordnung 1539, Abschn. 4 (S. 107).
148