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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0178
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Marburger Kirchenordnung 1557

Und wo er idoneus erfunden, mediocriter saltem,
von superintendenten oder subdelegatis, concione
de ministerio, invocatione spiritus sancti et impo-
sitione manuum ecclesiae commendirt6, denunciirt
und in seine pfarkirchen, amt und dienst ingesetzt
werden; und dasselbige also administriren, wie er
das gedenkt fur dem erzhierten Christo und u.g.f.
und herren, auch den superintendenten und einem
jeden christen zu verantworten; und allezeit vor
augen haben und im herzen bedenken das schreck-
liche prophetisch wort, daß Got das bluet deren,
so von uns verseumet worden seind, von unsern
henden fordern will [Ez 3, 18; 33, 6].
Zue fieißiger aber und eiferiger verwaltung des
kirchendiensts ist von noten, daß man anhalte mit
lesen apostolischer und prophetischer schrieft und
nichts tue oder vorneme aus eignem gutdunken und
weisheit, sonder ein jeder laß Gottes wort sein con-
siliarium sein, Psalm 119 [1 ff.].
Auch daß er bescheiden sei und in allen dingen
adhibiren scientiam spiritualem; und vergeß nicht
lenitatis et mansuetudinis ecclesiasticae. Auch mit
bösem leben nit mehr zerbreche, dann er mit leren
ufbaut, alles iuxta canonem apostolicum.
Venuste et graviter dictum est a veteribus7:
Pisces attactu terrae computrescere. Et dominicae
vocis mmistros contaminari, si terrenis se impli-
cent negotiis.
Omnia igitur fiant ad aedificationem, ita nomen
ministerii sanctum et venerabile erit apud omnes.
Honesti mores episcoporum accendunt amorem
ecclesiae et alunt reverentiam plebis erga mini-
sterium.
Omnis scenicus habitus vitetur: Toga ad genua
demissa gestetur. In albis angeli dei plurimum ap-
paruerunt [Mc 16, 5; Joh 20, 12; Act 1,10], volun-
tatem dei hominibus renunciantes: Ita et nos, qui
sumus angeli dei et angeli pacis, in ministerio albis
utamur salva libertate.
Es soll auch ein pfarherr nicht allein uf sich, son-
dern sein ganzes hausgesinde sehen, daß weib, kin-
der und gesinde onstreflich leben nach der lehr

Das liturgische Formular zur Handauflegung in
der Kasseler Kirchenordnung von 1539, Anm. 1
(S. 124ff.).

Pauli [Eph 5, 22-24; 6, 1 ff.; Kol 3, 18ff.; Tit 2, 3ff.]
und Petri [1. Petr 2, 18ff.; 3, 1-6], daß also auch
durch sein hausgenossen der name des Herren nicht
verlestert werde.
Er soll auch mit allem fleiß und am allermein-
sten uf seine gemeine, die herde Christi, uber wilche
ihn der heilige Geist zum bischoff gesetzt hait [Act
20, 28; 1. Petr 5, 2f.], ein stetigs ufsehens haben;
die gesunden weiden, die kranken heilen und die,
so kein arznei leiden und annemen wollen, von
der gesunden herde ausschließen: Ne mia ovis mor-
bida totum corrumpat ovile.
Ita unusquisque suo dono utatur ad utilitatem
ecclesiae et ad sobrietatem sapiat, memor dicti
Davidici [Ps 131, 1 ff.]: Non sunt elati oculi mei,
neque ambulavi in magnis, neque in mirabilibus
supra me, sed humiliter sentiebam etc.
Unusquisque suo sub onere sudabit et gemet.
Darumb ists dorheit, das einer ihme weiter wil fur-
nemen und ausrichten, dann ihme bepholen.
Laude ferendus est, qui suam spartam ornat, et
a domino auditurus: Euge serve bone et fidelis, qui
suo talento dextre usus est [Mt 25, 21. 23].
Es soll kein predicant sein kirchendienst ohn
ordentlichen bephelch und vocation verlassen spe
questus uberioris, sondern seiner schaffe warten
und treulich denen dienen. Und wo ihme darvon
virtus et amictus, quibus, cum adsunt, contenti
esse debemus, nicht werden könte, soll er solche
seinem superintendenten angeben, wilcher mit
ihme trachten soll, wie solchem mangel mochte ge-
raten werden.
Soll auch keiner sich ad suscipiendam curam
aliarum ecclesiarum ad se non pertinentium ein-
lassen. Es geschee dann mit rat und wiessen prin-
cipis et superintendentium, die es also fur gut an-
sehen und nutzlich erkennen.
Viel weniger sollen milites Jesu Christi in welt-
liche dienste und hendel sich begeben.
Es seind divisae functiones, politica und eccle-
siastica administratio; und ein jeglicher hat mit
seinem ampt sein last, daran er zu tragen gnug hait.
7 Vgl. Ex 7, 18; Jes 50, 2; auch Ez 29, 5. Wahrschein-
lich ist das Zitat jedock aus einem der antiken
Schriftsteller übernommen.

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