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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0192
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Kastenordnung 1564

[17.] Ordenung
wie mans mit den pfar vnd castengüter allenthalben halten soll
15641

Als unserm gnedigen Fürsten und Herrn zu Hes-
sen die superintendenten uf itzigem synodo2 undera
andern vorbracht, daß sich mancherlei unrichtig-
keiten über den pfar- und kastengüter hin und
wider zutrugen in dem, daß die inhaber der güter
sich gemeinlichen verweigerten dieselben zu emp-
fangen und wollen den pfarherrn und kasten dar-
anb weiter nichts dan des jerlichen zinses gestehen,
daraus dan erfolgt, daß sie die inhaber solche güter
ohne vorwissen ihres gefallens vereußerten, ver-
kauften, versetzten und verteilten, auch ihren kin-
dern zur ehesteuer mitgeben und demnach s. f. g.
gnedigen rat und hülfe, wes sie sich in dem ver-
halten sollen, underteniglichen gebeten haben.
So tun sein f. g. darauf sich nachfolgender gestalt
resolviren:
[1] Erstlichen so viel empfengnus der kasten-und
kirchengüter belangt, achten s. f. g. von nöten sein,
daß in dem vornemblichen uff brief und siegel
uber solche guter meldende oder dac deren nicht
vorhanden, uf das herkommen, art und natur der
güter gesehen werden muß; dann erfinden sich uf-
richtige briefe und siegel, register und dergleichen
urkunden, welche der empfengnus halber oder wie
es sonsten mit solchen gütern gehalten werden solte,
ziel und maß geben, so hat man sich billich der-
selben briefe, was die mit sich brächten, beider-
seits zu gehalten.
[2] Da auch gleichwol kein brieflicher schein vor-
handen und man doch des herkommens gewiß were,
nemblich daß die itzigen oder die vorigen inhaber
der kirchengüter dieselben uf ein anzal jar emp-
fangen und sie vogtsweise underhanden hetten, so
were es billich, daß solche güter zu ausgang der zeit
wider empfangen und umb ein gleichmeßigen zins,
den sie ertragen konten, verleihen würden.

[3] Im fall aber güter weren, daruber kein brief-
licher schein vorhanden, auch sonst nicht dargetan
werden konte, daß dieselben güter jemals von den-
selben inhabern empfangen, in eines pfarherrs ge-
brauch gewesen, oder der zins daran ersteigert were,
sondern daß die inhaber, ihre eltern und vorfahren
solcher güter uber menschen gedenken und sonder-
lichen uber die zeit, so solcher geistlichen güter hal-
ben im rechten bestimpt wird, in rüglichem besitz
und brauch umb ein stendigen zins underhanden
gehabt und denselbigen zins jedesmals gütlichen
entrichtet hetten, so wolte sich gleichwol nicht ge-
bühren, in einem solchen fall die inhaber wider ihren
guten willen dahin zu mußigen, daß sie die güter
uff ein anzal jar empfangen oder einen höhern zins
davon entrichten, oder auch die güter gar verlassen
müssen, darumb hierinnen allenthalben mit be-
scheidenheit undalso gehandelt will seind, daß den-
nest wider recht und zur ungebühr niemands be-
schwert werde, und demnach, wenn sich solche
zweifelhaftige fehle zutrügen, daß die inhaber der
kirchengüter sich der empfengnus verweigerten
und darzu nicht schuldig achten wollen, hette ein
jeder superintendens in seinem bezirk sich des her-
kommens und aller gelegenheite eigentlich zu er-
kundigen, unserm gnedigen fürsten und Herrn oder
s. f. g. statthalter3 und räte darvon zu berichten
und also mit rat und wissen hierinnen zu handeln
und vorzunehmen, was recht und billig ist.
[4] Was aber das vereußern, verkeufen, verpfen-
den und zerreißen der kirchengüter belangt, das
ist gleichwol den inhabern ihres gefallens ohne vor-
wissen eines superintendentis und pfarherrs nicht
zu erstatten, dann ob schon den inhabern frei
stehet, ihre meliorationes und besserungen der güter
zu alieniren und zu verkaufen, so ist ihnen darumb

a uf HLO. b darvon HLO. c so HLO. d 2. 1. HLO.
e des herkommens... gelegenheit; fehlt A. fist A.
1 Abschrift: A: StA Marburg 22 a 6 (17. Jh.). 2 Die Synode hat wohl am 11. Juni 1564 stattgefun-
Abdrucke: HLO I, 210-212; - Quellen III, 930. den, vgl. Quellen III, 927.
Druckvorlage: Abschrift. 3 Vgl. S. 350 Anm. 28.
Bibliographie: Maurer, Kastenordnungen 1 ff.

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