Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0201
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung 1566

gewonheiten gezeigt und dargetan und also gotts-
förchtige, einfeltige christen in ihrem gewissen ge-
tröstet und versichert, die widerspenstige papisten
aber der falschen gedichten auflage uberzeuget und
allen gottlosen die meuler gestopfet werden.
Wir hetten uns wol versehen und verhoffet, es
solt einmal ein gemeine kirchenordnung von allen
stenden des Römischen Reichs, so die warheit des
evangelii haben und bekennen, eintrechtiglich be-
schlossen und fürgelegt worden sein, welche wir
uns zu gebrauchen unbeschwert hetten finden las-
sen, derwegen auch desto senfter mit unserm für-
nemen fortgeschritten worden ist. Dieweil aber
solchs bis daher verblieben und sich leider die sa-
chen noch dermaßen anlassen, daß je lenger je
weniger hoffnung hirzu gegeben wird, sind wir der
christlichen zuversicht zu allen gottliebenden und
gutherzigen christen, sie werden uns nicht verden-
ken, daß wir zu errettung unserer gewissen für die
kirchen und gemeinen, so uns von Gott und unserm
gnedigen fürsten und herrn vertrauet und befohlen
seind, etwas aus der aposteln und alten reinen leh-
rer schriften colligirt und zusamengetragen haben,
dardurch sie bei uns und unsern nachkommen ein-
trechtiglich, züchtiglich und ordentlich regieret
und alle ergernus, so aus ungleichheit, verwirrung
und unordnung erwachsen, verhütet werden möch-
ten.
Und wir bezeugen offentlich für Gott und allen
heiligen engeln, daß wir hiemit von den kirchen, so
zur Augspurgischen Confession, in welcher der pro-
pheten und aposteln lehr in kurze heuptstück treu-
lich und eigentlich zusamengezogen und verfasset
ist, sich bekennen, uns nicht wollen abgesondert
haben, kein trennung oder spaltung anzurichten,
noch andern kirchen, so mit uns in der lehre einig,
aber doch vileicht gleiche ceremonien nicht gebrau-
chen, zu perstringiren oder reprehendiren geden-
ken, sondern allein die ehr Gottes, die beforderung
und fortgang des heiligen evangelii, die wolfahrt
der gemeine unsers lieben Herrn und erlösers Jhesu
Christi und der seelen, so uns vertrauet und be-
fohlen seind, heil und seligkeit suchen und wolten

perich, Der Humanismus und die Wiedervereini-
gung der Konfessionen, SchrV Ref 160, 1936. Zur

gern nach der vermanung des heiligen apostels,
Act. 20 [28 f.] acht haben auf uns selbs und auf die
ganze herde, unter welche uns der heil. Geist ge-
setzt hat zu bischofen, zu weiden die gemeine Got-
tes, welche er durch sein eigen blut erworben hat,
auf daß nicht die greuliche wölfe, deren itzunder
am ende der welt in diesen gefehrlichen zeiten viel
kommen, die herde zerstreuen und zerreißen. Wöl-
len derhalben allen dieses fürstentumbs pfarherrn
und kirchendienern samptlich und einem jeden in-
sonderheit von wegen unsers ampts an stad Gottes
und unsers gnedigen fürsten und herrn ernstlich
befohlen, auch für unsere personen freundlich und
brüderlich erinnert und gebeten haben, daß sie sich
dieser kirchenordnung williglich und gehorsamlich
unterwerfen und, was hirzu gesetzt, treulich und
fleißig observiren und halten in ansehens, daß der
heilig Geist durch den apostel Paulum [1. K
14, 26. 40] gebeut, es solt alles in der gemeine Chri-
sti zur besserung gerichtet sein und züchtiglich und
ordentlich zugehen, daß unser gnediger fürst und
herr aus christlichem bedenken, gottseligem treuen
gemüt und sonderlichem eifer zur ehr Gottes und
beforderung des reichs unsers lieben H. Jesu Chri-
sti solche constitution und verordnung zu stellen
und zu halten, ernstlich befohlen hat, daß auch ein
jeder, so zum kirchendienst berufen, nicht allein
treulich und fleißig zu leren, sondern auch einigkeit
zu erhalten und alle ergernus bei den einfeltigen zu
verhüten, schuldig und verpflichtet ist, und daß
endlich nichts alhie gesetzt wird, welchs aus unsern
köpfen gesponnen und nach unserm eigenen gut-
dunken gerichtet und angestellet sei, sondern es
wird alles in der aposteln und alten gottseligen vet-
ter schriften eigentlich gezeigt, und daß es mit der
alten reinen apostolischen kirchen ubereinstimme,
klerlich bewiesen und dargetan, und ist mehrer-
teils von dieser zeit fürnemsten heuptern und for-
stehern der kirchen selbs also bedacht und ver-
ordnet und in unsern und vielen andern kirchen in
brauch bracht worden. Den christlichen leser aber
und alle treuherzige christen, so Gottes wort und
die ehr des Herrn Jesu Christi lieben und suchen,
Stellung der KO 1566 zur Tradition vgl. H. Jahr
passim.

185
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften