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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0261
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Kirchenordnung 1566

nach der schrift und ist ufgefaren gen himel und
sitzet zur rechten des Vaters. Und wird wider-
komen mit herrligkeit, zu richten die lebendigen
und die toten. Des reich kein ende haben wird.
Und an den Herrn den heiligen Geist, der da
lebendig macht, der vom Vater und dem Sohn aus-
gehet, der mit dem Vater und dem Sohn zugleich
angebetet und zugleich geehret wird. Der durch die
propheten geredt hat.
Und eine einige heilige christliche apostolische
kirche.
Ich bekenne ein einige taufe zur vergebung der
sünden und warte auf die auferstehung der toten
und ein leben der zukünftigen welt. Amen.
Das fünfte stück: Uf solch bekentnus des glau-
bens volget die predige, nach der predigt das gebet
vor allerlei stende und allerlei anligende not der
kirchen29, von welchem gebet wir des Herrn Chri-
sti und seiner aposteln befelch haben und an vilen
orten der heiligen schrift. Von solchem gebet, so uf
die auslegung der schrift und predigt gefolget hat
in der ersten kirchen, redet sehr kurz Iustinus in
der andern Apologia30, da er spricht: Post exhor-
tationes ab eo qui praeest factas, surgimus omnes
ac comprecamur, das ist, wenn die predigt vom
öbersten lehrer volendet, stehen wir alle uf und
beten. Was man aber in das gemein gebet fassen
soll, zeiget fein an Tertull. Apologetico 39.31 cap.
also: Wir kommen zusamen in die gemein und ver-
samlung, daß wir zu Gott als mit gewalt uns drin-
gen und durchs gebet hülf begeren. Diese gewalt
ist Gott angenem. Wir bitten aber auch vor die
keiser, fur ihre diener und alle gewaltigen, vor alle
weltliche stende und fur ein lang leben. Derglei-
chen redet auch Tertullianus vom gebet zu Gott
fur die regenten cap. 30 32 also: Alda stehen die
christen und sehen in die höhe mit ausgestreckten
henden, dieweil sie unschüldig, mit bloßem heupt,
dieweil wir uns nit schemen, endlich on vermanung,
29 Vgl. J. A. Jungmann S. J. 1, 592ff.; H. L. Kulp,
Das Gemeindegebet im christlichen Gottesdienst,
Leiturgia 2, 1955, S. 355ff.; O. Dietz, Das Allge-
meine Kirchengebet, Leiturgia 2, 1955, S. 417ff.
30 Justinus Martyr, Apol. 1, 65, 1; MPG 6, 428; Flor.
patr. 2, 105f.
31 Tertullian, Apologeticum 39, 2; MPL 1, 468; OSEL

denn wir beten von herzen und beten allezeit fur
alle regenten, daß ihnen Gott wölle geben ein lan-
ges leben, ein ruig regiment, ein sicher wonung,
sieg wider die feinde, ein treuen rat, ein gehorsams
volk und friedsame undersassen, ja, alles was die
menschen und der keiser begeren künnen. Am
32. cap.33 zeigt er ursach an, warumb die christen
bitten vor das Römische Reich, am 31. cap.34, war-
umb sie auch bitten fur die feinde und verfolger,
und weiset daselbst in die heilige schrift. Es mag
aber der diener des worts die ganze kirche zum ge-
bet uf diese weise vermanen:
(a. R.: Vermanung zum gebet,) Ihr geliebten im
Herrn, es ist kein mensch, der nit wisse und ver-
stehe, sobald er sein eigen gewissen fragt, daß er
hulf, woltat, gnade und barmherzigkeit Gottes zu
allen zeiten und allenthalben bedarf (Matth. 6, 32),
dann wir seind allesampt arme, schwache und ge-
brechliche menschen (Rom. 3, 23). Wir seind aber
gelehret vom Herrn Christo (Matth.6, 25ff.), daß wir
alles guts, ja was uns nütz und not ist, von unserm
himlischen Vatter allein, der allezeit weiß, was wir
bedürfen, mit demütigem und bußfertigem herzen
aus warem glauben bitten und gewarten sollen; dar-
zu, wenn wir bezeugen wöllen, daß bei uns ein fünk-
lein der brüderlichen und ungefelschten liebe sei, so
seind wir schuldig nach dem befelch und exempel
Christi, auch vor andere zu bitten und nit allein vor
die, so uns guts günnen und tun, sondern auch vor
alle stende der menschen, ja auch vor unsere feinde
und verfolger, darzü auch fur wasserlei not. Und
wie wir zu Gott söllen unser gebet tun insgemein,
werden alle gottfürchtigen von dem Geist Gottes
unterrichtet (Rom. 8, 15). Uber das alles haben wir
ein gebott von Christo, daß wir von seinem him-
lischen Vatter, der da ist und will erkant sein von
allen menschen als ein gütiger Herr und warer al-
mechtiger Gott und Vatter, der uns leichtlich könne
und auch wölle gnediglich geben, alles was nutz
und heilsam ist, in seinem namen bestendiglich be-
69, 91; CCL 1, 150.
32 Tertullian, Apologeticum 30, 4; MPL 1, 442f.; CSEL
69, 79; CCL 1, 141.
33 Tertullian, Apologeticum 32, 1; MPL 1, 447; CSEL
69, 81; CCL 1, 142 f.
34 Tertullian, Apologeticum 31,1-3; MPL 1, 446; CSEL
69, 80; CCL 1, 142.

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