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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0284
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Kirchenordnung 1566

Darnach wurden ihn fürgeschrieben fasten und ge-
bett und andere dergleichen eußerliche warzeichen
der buß und des gehorsams, wie die erzelen Iusti-
nus, in der andern apologia für die christen29, So-
crates, tripart. histo. lib. 11 cap. 1430, Augusti-
nus in 27. predig, welcher uberschrift ist diese,
von dem, das der prophet im psalm sagt: Wende
dein antlitz von meinen sünden, etc. und von der
buß31.
Gleichfalls ward auch denen, so in sünde offent-
lich gefallen und der kirchen ergernus gegeben hat-
ten, ein gewisse maß offentlicher buß verordnet,
wie das offenbar ist aus dem 5. canone Neocaesa-
riensis32, aus dem 13. Niceni33, aus dem 68. Eliber-
tini concilii34. Endlich, nachdem sie sich recht-
schaffen gehalten und befunden ward, daß sie in
der christlichen lehr und glauben wol zugenommen
hatten, taten sie ihr bekantnus vor sich selbst, ver-
hißen für der ganzen gemein uf gewisse bestimpte
fest, sie hetten reu und leid uber ihre angeborne
und begangene sünde, sagten dem teufel und allen
seinen werken abe und verpflichten sich, gottselig
und züchtig zu leben, bekanten, daß sie glaubten
an Gott den Vatter almechtigen etc. und an Jesum
Christum etc. und an den heiligen Geist etc., wie
dann im Symbolo Apostolorum35 von wort zu wort
begriffen.
Uf solche bekantnus ward ihnen die heilige taufe
mitgeteilt bei und vor der ganzen kirchen, welche
zusahe und ihnen darzu glück und heil wünschte
und Gott vor sie baten und danksagten.
Diese weise ist offenbar aus des Augustini be-
kantnus lib. 8 cap. 2 36, und aus dem itzt bemelten
29 Justinus Mart., Apol. 1, 61; MPG 6, 419; Otto,
Corp. Apol. Christ. 1, 162 ff. Hyperius bietet hier ein
Zitat aus Tertullians Apologeticum (vgl. De cate-
chesi 5; Var. op. 1, 505).
30 Socrates, Hist. eccl. 7, 17; MPG 67, 771 ; Cassiodor,
Hist. trip. 11, 14; MPL 69, 1195; CSEL 71, 645. Zur
Tradition: Hyperius, De catechesi 5, Var. op. 1, 505.
31 Augustinus, Serm. 352 (ant. ord. Serm. 27); MPL
39, 1550 f. Zur Tradition: Hyperius, De catechesi 5,
Var. op. 1, 505.
32 Conc. Neocaes. can. 5; Mansi 2,547; Hefele1,
246. Zur Tradition: Isidor, Exc. can. 4, 21; MPL 84,
70; Hyperius, De catechesi5, Var. op. 1, 506.
33 Conc. Nicaen. can. 14; Mansi 2, 690; Hefele 1,
418. Zur Tradition: Isidor, Graec. Conc. 1, 13; MPL
84, 96; Hyperius, De catechesi 5, Var. op. 1, 506

Dionysio 37 etc. O welche ein trefflich bewegung und
andacht ist gewesen bei solcher offentlicher hand-
lung der taufe, do uf solche weis viel trefflicher und
heiliger leut mit großem ernst auch mit trenen,
beide im herzen und augen, ein solche bekantnus
getan haben.
Wenn aber kinder zu teufen, hatten sie ein ander
form und brauch, wie noch billich geschicht38.
Denn dieweil die kinder niemand anzusprechen ver-
mögen, durch welcher dienst sie zur kirchen bracht
und vor die lehrer dargestelt werden, welche sich
auch vor sie verpflichten, sie treulich in der christ-
lichen lehr des catechismi unterweisen zu lassen,
mögen auch nicht vor sich selbst in der taufe dem
teufel absagen und des glaubens bekantnus tun, er-
fordert zwar die not, daß dieses ausgericht werde
von den eltern, so in der kirchen Christi seind, oder
dero, so an der eltern statt, daß dieselbigen andere
christen ansprechen, die alles, wie itzt gemelt, ver-
richten, damit die kinder durch die heilige taufe
dem Herrn Christo und seiner kirchen eingeleibt
werden. Welches doch alles mit diesem geding ge-
schicht, daß, wenn Gott der Herr ihnen den kin-
dern das leben so lang fristen, sie die heuptstück
christlicher lehr und glaubens fassen und lernen
können, daß alsdenn die kinder von der ganzen kir-
chen mit eigener stimme selbst den glauben be-
kennen und sich eines christlichen lebens mit ernst
verpflichten und bezeugen sollen und wöllen, wel-
ches dann fürwar am bequemlichsten geschehen
mag, wenn sichs zutregt, daß sie in der kirchen mit
andern gleubigen anfangen, das nachtmal zu ge-
brauchen. Obwol nun die kinder nit von stund an
(als can. 13).
34 Conc. Elib. can. 68; Mansi 2, 17; Hefele 1, 186.
Zur Tradition: Isidor, Conc. Hisp. 38, 68; MPL 84,
309; Hyperius, De catechesi 5, Var. op. 1, 506.
35 Vgl. S. 243. Zum Zusammenhang: Hyperius, De
catechesi 4, Var. op. 1, 497f.
36 Augustinus, Confessiones 8, 2; MPL 32, 749; CSEL
33, 173.
37 Ps.-Dionysius, De eccless. hier. 2, 4; MPG 3, 94. Zur
Tradition: Hyperius, De catechesi 2, Var. op. 1,
451. 453.
38 Der Abschnitt der KO ,,Von der heiligen taufe“ ist
in die Österreichische Kirchen-Agenda 1571 über-
nommen als Abschn.: Ein kurzer christlicher unter-
richt, alte personen zu taufen, Bl. 13v-14v.

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