Kirchenordnung 1566
kirchen: Dieweil dies (oder diese) kind zur gemein-
schaft Christi itzund getauft ist, will ich euer lieb
vermanet haben durch Jesum Christum, sie wölle
es als ein glied unsers Herren und unser mitglied
erkennen und halten und ein jeder, so viel er im-
mer durch den Herren vermag, darzu helfen, daß
dieses kind (oder kinder) dem Herren auferzogen
und ihm zum preis des Herren in allem guten an
seel und leib gedienet werde. Hierzu aber will ich
besonders ermanet haben die eltern und gevattern,
daß sie hieran besondern fleiß und ernst ankeren,
wie sie denn das vor Gott pflichtig und schuldig
und dem Herren Christo schwere rechenschaft ge-
ben müssen, wo sie sich nicht als geistliche mit-
vätter und mütter an diesem kind (oder kindern)
beweisen. Es söllen auch die eltern dieser so reicher
gnade, itzunder vom Herrn ihnen und ihrem kind
(oder kindern) geschenkt, das (oder die) denn der
gütig Vatter durch Jesum Christum itzt zur wider-
geburt ufgenommen hat, sich in alwege dankbar
zu beweisen mit nichts underlassen und vornem-
lich dieses itzund anfangen und bezeugen mit einem
opfer und steuer vor die armen, welche uns der Herr
mit allem fleiß befohlen hat. Der Herr gebe, daß
sein heilige engel, die sein angesicht sehen im him-
mel, dieses kind (oder kinder) und uns allesampt
vor allem ubel zu allem guten bewahren und for-
dern durch Jesum Christum. Amen.
Zum beschluß spricht der diener: Gehet hin im
friede des Herrn. Amen.
Ein ander form zu teufen, der man sich
auch gebrauchen mag, aber doch mehr
zum underricht der kirchendiener gestelt84
Erstlich spricht der diener zur ganzen gemein:
Ihr sehet, ihr geliebten im Herrn, daß zugegen ist,
der do begert (oder, so ihrer mehr seind, die do be-
geren), durch die h. taufe ufgenommen zu werden
torum ist gegenüber beiden Vorlagen in der KO stär-
ker auf Christus bezogen.
84 Der Abschn. läßt sich nicht auf Vorlagen innerhalb
oder außerhalb der hess. Kirche zurückführen. Er
fehlt auch in den OO, die sich der KO 1566 an-
schließen, vgl. etwa die Agende 1574. Durch die
Unabhängigkeit von jeder Tradition ist es möglich,
das Anliegen der Verfasser der KO besser zu greifen.
in die gemeinschaft unsers Herren Christi und sei-
ner lieben kirchen, welche ist das reich und regi-
ment Christi, auch mit Gott in Christo ein ewigen
bund zu machen und sich dem genzlich zu ergeben,
damit es hinfurt zugleich mit uns Gott den Vatter
und den er gesandt, Jesum Christum, erkennen und
preisen und nach der verheißung Christi das ewig
leben erlangen möge (Joan. 17, 2f). Also aber ge-
felt es Gott, sein kirchen alzeit zu erhalten und zu
mehren, weil er nemlich alzeit etliche, so er von
ewigkeit erwelet hat, in dieser welt beruft, gerecht
macht, mit mancherlei gaben des hei. Geistes zieret
und endlich im andern leben herlich macht85. Der-
halben ist alles daran gelegen, daß wir uns des recht
freuen und darfür Gott danksagen, der nit ufhöret,
zu allen zeiten und allenthalben seine kirche zu er-
weitern, auch uber das Gott den himlischen Vatter
im namen Christi von ganzem herzen bitten, er
wölle seinen heiligen Geist senden in die herzen der-
jenigen, so zu teufen, uf daß er durch die h. tauf
sein kraft und wirkung in ihnen habe und sie tüch-
tig mache, die gnade und woltate Christi zu ent-
pfahen, auch hinfurt sie in alle warheit leite und
regire, daß aus ihren werken und früchten jeder-
mann abnemen und erkennen möge, sie seien und
werden billich gleubige christen genant. Ihr aber,
die ihr als gevattern zugegen seid und euch anstatt
des kinds (oder kinder) bei der h. taufe darstellet
und von seinetwegen bekantnus des glaubens tut
und gehorsam versprecht, solt wissen und beden-
ken, was euer ampt und was euch nach solchem
zu tun sei.
Erstlich seid ihr alhie zugegen, daß ihr vor dieser
ganzen christlichen gemein, under welcher auch die
heilige engel seind, angelobt Gott und der ganzen
kirchen, durch die ganze welt zerstreuet, beide von
euer und auch des kinds wegen, ihr saget dem teu-
fel und auch der welt von ganzem herzen abe, wol-
let auch hinfurt mit ihnen kein gemeinschaft ha-
Es gebt um die Bundestheologie, um die Kirche als
regnum Christi, um die Mehrung der Kirche und um
Fragen der Prädestination. Zum ganzen vgl. Bucer,
De Regnum Christi; W. Pauck, Das Reich Gottes
auf Erden, Arbeiten zur Kirchengeschichte 10, 1928,
G. Schrenk, Gottesreich und Bund im älteren Pro-
testantismus, vornehmlich bei J. Coccejus, 1923.
85 Vgl. Rm 8, 29f.
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kirchen: Dieweil dies (oder diese) kind zur gemein-
schaft Christi itzund getauft ist, will ich euer lieb
vermanet haben durch Jesum Christum, sie wölle
es als ein glied unsers Herren und unser mitglied
erkennen und halten und ein jeder, so viel er im-
mer durch den Herren vermag, darzu helfen, daß
dieses kind (oder kinder) dem Herren auferzogen
und ihm zum preis des Herren in allem guten an
seel und leib gedienet werde. Hierzu aber will ich
besonders ermanet haben die eltern und gevattern,
daß sie hieran besondern fleiß und ernst ankeren,
wie sie denn das vor Gott pflichtig und schuldig
und dem Herren Christo schwere rechenschaft ge-
ben müssen, wo sie sich nicht als geistliche mit-
vätter und mütter an diesem kind (oder kindern)
beweisen. Es söllen auch die eltern dieser so reicher
gnade, itzunder vom Herrn ihnen und ihrem kind
(oder kindern) geschenkt, das (oder die) denn der
gütig Vatter durch Jesum Christum itzt zur wider-
geburt ufgenommen hat, sich in alwege dankbar
zu beweisen mit nichts underlassen und vornem-
lich dieses itzund anfangen und bezeugen mit einem
opfer und steuer vor die armen, welche uns der Herr
mit allem fleiß befohlen hat. Der Herr gebe, daß
sein heilige engel, die sein angesicht sehen im him-
mel, dieses kind (oder kinder) und uns allesampt
vor allem ubel zu allem guten bewahren und for-
dern durch Jesum Christum. Amen.
Zum beschluß spricht der diener: Gehet hin im
friede des Herrn. Amen.
Ein ander form zu teufen, der man sich
auch gebrauchen mag, aber doch mehr
zum underricht der kirchendiener gestelt84
Erstlich spricht der diener zur ganzen gemein:
Ihr sehet, ihr geliebten im Herrn, daß zugegen ist,
der do begert (oder, so ihrer mehr seind, die do be-
geren), durch die h. taufe ufgenommen zu werden
torum ist gegenüber beiden Vorlagen in der KO stär-
ker auf Christus bezogen.
84 Der Abschn. läßt sich nicht auf Vorlagen innerhalb
oder außerhalb der hess. Kirche zurückführen. Er
fehlt auch in den OO, die sich der KO 1566 an-
schließen, vgl. etwa die Agende 1574. Durch die
Unabhängigkeit von jeder Tradition ist es möglich,
das Anliegen der Verfasser der KO besser zu greifen.
in die gemeinschaft unsers Herren Christi und sei-
ner lieben kirchen, welche ist das reich und regi-
ment Christi, auch mit Gott in Christo ein ewigen
bund zu machen und sich dem genzlich zu ergeben,
damit es hinfurt zugleich mit uns Gott den Vatter
und den er gesandt, Jesum Christum, erkennen und
preisen und nach der verheißung Christi das ewig
leben erlangen möge (Joan. 17, 2f). Also aber ge-
felt es Gott, sein kirchen alzeit zu erhalten und zu
mehren, weil er nemlich alzeit etliche, so er von
ewigkeit erwelet hat, in dieser welt beruft, gerecht
macht, mit mancherlei gaben des hei. Geistes zieret
und endlich im andern leben herlich macht85. Der-
halben ist alles daran gelegen, daß wir uns des recht
freuen und darfür Gott danksagen, der nit ufhöret,
zu allen zeiten und allenthalben seine kirche zu er-
weitern, auch uber das Gott den himlischen Vatter
im namen Christi von ganzem herzen bitten, er
wölle seinen heiligen Geist senden in die herzen der-
jenigen, so zu teufen, uf daß er durch die h. tauf
sein kraft und wirkung in ihnen habe und sie tüch-
tig mache, die gnade und woltate Christi zu ent-
pfahen, auch hinfurt sie in alle warheit leite und
regire, daß aus ihren werken und früchten jeder-
mann abnemen und erkennen möge, sie seien und
werden billich gleubige christen genant. Ihr aber,
die ihr als gevattern zugegen seid und euch anstatt
des kinds (oder kinder) bei der h. taufe darstellet
und von seinetwegen bekantnus des glaubens tut
und gehorsam versprecht, solt wissen und beden-
ken, was euer ampt und was euch nach solchem
zu tun sei.
Erstlich seid ihr alhie zugegen, daß ihr vor dieser
ganzen christlichen gemein, under welcher auch die
heilige engel seind, angelobt Gott und der ganzen
kirchen, durch die ganze welt zerstreuet, beide von
euer und auch des kinds wegen, ihr saget dem teu-
fel und auch der welt von ganzem herzen abe, wol-
let auch hinfurt mit ihnen kein gemeinschaft ha-
Es gebt um die Bundestheologie, um die Kirche als
regnum Christi, um die Mehrung der Kirche und um
Fragen der Prädestination. Zum ganzen vgl. Bucer,
De Regnum Christi; W. Pauck, Das Reich Gottes
auf Erden, Arbeiten zur Kirchengeschichte 10, 1928,
G. Schrenk, Gottesreich und Bund im älteren Pro-
testantismus, vornehmlich bei J. Coccejus, 1923.
85 Vgl. Rm 8, 29f.
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