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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0298
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Kirchenordnung 1566

rechter christ were. Welche weis darnach lange zeit
gehalten worden ist under denen, so sich zum kir-
chenampt begaben. Den von den formaten (also
nenten sie dieselbigen brief) seind etliche canones
und regel, als in Antiocheno concilio cano. 793, Mi-
levitano 2094, Aphricano 2795, desgleichen werden
etliche ding gelesen distinct. 7196 aus den conciliis
Carthaginensi, Sardiensi, Chalcedonensi.
Zwar zu unsern zeiten ist nit allein billich, son-
der auch nötig, die namen der getauften ufzuschrei-
ben umb der widerteufer und anderer secten wil-
len, so sich etwa wegern oder vor unnötig achten,
ihre kinder zu teufen. Wir wollen sonst anderer vor-
fallender ursach geschweigen, da vonnöten, diese
bücher der kirchen zu besuchen, eines iden grund-
lich zeugnus zu bekommen. Also aber seind diese
bücher bei uns gemacht, daß ein iglich blat mit
zweien columnen underscheiden ist, uf welcher eine
verzeichnet wird die zeit der entpfangenen taufe,
die ander wird ledig gelassen, damit neben itzt ge-
melter zeil gleich gesetzt werden möge, in welchem
jar, monat und tag derselbige getaufte das bekant-
nus des glaubens selbst vor der kirchen getan habe
und mit uflegung der hende sampt andern gleu-
bigen zum nachtmal des Herrn zugelassen97.

93 Conc. Antiochenum can. 7; Mansi 2, 1331 (ex lnter-
pret. Isid. Merc.); Hefele 1,515. Zur Tradition:
Gratian, Dist. 71 can. 7; ed. Friedberg 259.
94 Conc. Milevitanum can. 20 (?); vgl. Gratian, Dist. 72
can. 3, ed. Friedberg 260: in una ecclesia ordina-
tus in alia non suscipiatur. Item ex Conc. Milev.;
vgl. auch Hefele 2, 86f.: im Codex can. eccl. afr.
überliefert (vgl. Mansi 3, 787, als can. 90).
95 Wohl ursprünglich gelesen: can. 57, vgl. den Codex
canonum ecclesiae africanae (Hefele 2, 125ff.);
Mansi 3, 732ff.). Mansi 3, 752 Anm. 2 (zwischen
can. 56 u. 57 überliefert) und Hefele 2, 66 (als can.
28 angegeben). Vgl. noch Gratian, Dist. 72 can. 3,
Not. correctormn; Friedberg 260.
96 Vgl. Conc. Carthaginense II can. 5; Gratian, Dist. 71
can. 6; Friedberg 259; Conc. Sardiense can. 18.
19; Gratian, Dist. 71 can. 1; Friedberg 257; Conc.
Chalcedonense can. 13; Gratian, Dist. 71 can. 7;
Friedberg 259; und can. 20; Gratian, Dist. 71
can. 4; Friedberg 258.
97 Vgl. Hyperius, De catechesi 2; Var. op. 1, 454.
98 Im folgenden historischen und liturgischen Teil stoßen
sich die Traditionen. Der liturgische Teil setzt die
Möglichkeit der Nottaufe durch Hebammen voraus
(S. 283); der historische Teil bestreitet diese Mög-

Von der nottaufe
Der apostel Paulus will nicht, daß ein weib in
der gemeine rede [1. K 14, 34], damit er on zweifel
alle actiones des kirchendienstes und nicht allein
das lehren und predigen, sondern auch die admini-
stration und verwaltung der heiligen sacramenten
den weibern will verbotten haben98. Dann dieweil
kein sacrament sein kann on das göttliche wort, wie
der heilige Augustinus99 sagt: Accedat verbum ad
elementum et fit sacramentum, und derhalben kein
sacrament on verkündigung göttliches worts mö-
gen gehalten werden, so werden ja alle diejenigen,
welchen mit dem wort und lehr Gottes umbzugehen
verbotten wird, auch von der verwaltung der hei-
ligen sacrament ausgeschlossen. Und daß die alte
kirche den weibern das lehren, teufen oder das
abendmal auszuteilen nicht gestattet habe, kann
man aus dem buch Tertulliani, de velandis virgini-
bus1, gnugsam vernemen. So schreibt auch Epipha-
nius, daß die Quintilianer, haeresii. 492, und die
Colliridianer, haeresii. 793, auch des irtumbs seien
geziehen worden, daß sie den weibern die kirchen-
empter zu verrichten vergönnet haben. Und im
vierten Carthaginensi concilio4 ist von hundert

lichkeit; vgl. auch dazu die Kasseler KO 1539, S. 119
und Calvin IV, 15, 20f., Niesel 5, 300ff. (dazu auch
die folgg. Amnm.).
99 Augustinus, In Ioann. Evgl. tract. 80, 3; MPL 35,
1840; CCL 36, 529. Augustin liest „accedit“; die KO
zitiert hier wie Luther, Schmalkaldische Artikel,
Von der Taufe; Bek. Schrr. 449 f.
1 Tertullian, De virginibus velandis 9, 2;MPL2, 901 f;
CSEL 76, 92; CCL 2, 1218. Zur Tradition: Calvin
IV, 15, 21; Niesel 5, 301f. (Die Anm. 1 S. 302, in
der Niesel Tertullian, De bapt. 17 angibt, muß
geändert werden. Calvin zitiert wörtlich: De virgi-
nibus velandis 9, 1); Bullinger, Hausbuch 1558,
Bl. 433 v.
2 Epiphanius, Panar. 49, 1 f.; MPG 41, 880; GCS 31,
242f. Zur Tradition: Bullinger, Hausbuch 1558,
Bl. 433 v.
3 Epiphanius, Panar. 79, 1 ff.; MPG 42, 740f.; GCS
37, 476ff. Zur Tradition: Calvin IV, 15, 21; Niesel
5, 302; Bullinger, Hausbuch 1558, Bl. 433 v.
4 Conc. Carthaginense IV can. 99. 100; Mansi 3, 959;
Hefele 2, 76. Zur Tradition: Gratian, Dist. 4 can. 20
de cons.; Friedberg 1367; Calvin IV, 15,20; Nie-
sel 5,301; Bullinger, Hausbuch 1558, Bl. 433v,

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