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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0304
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Kirchenordnung 1566

die Donatisten 3. lib. cap. 1628 wird vor sie ge-
beten und Gottes barmherzigkeit in Christo an-
geruffen, daß er sie mit seinem hei. Geist sterke
und versichere, auch verleihe, daß sie in erkant-
nus der warheit, im glauben, liebe, gedult, guten
werken, als früchten des glaubens, je lenger und je
mehr besser wachsen, zunemen und bis ans ende
beharren möge29. Die weise aber, die hende ufzu-
legen30 denen, vor welche man bittet, daß ihnen
von Gott geistliche gaben mitgeteilet werden, ist
von den prophetischen und apostolischen kirchen
uf uns kommen.
Der erzvatter Jacob, nachdem er von Gott be-
gert, den zweien söhnen Josephs herliche gaben zu
geben, segnet er sie uf diese weise (Genes. 48, 14)31.
Im neuen testament, da etliche kindlein zu Chri-
sto dem Herrn bringen, vor sie zu bitten und zu
segnen, legt er ihnen die hende uf (Matth. 19,
13-15; Mar. 10, 13-16).
Von aposteln32 lesen wir, daß sie die hende ha-
ben ufgelegt, nit allein, wenn sie etliche kranken
gesund machten (Mar. 633; 16, 18), oder etliche
zum predigampt des evangelii verordnet (Act. 1634
13, 2f; 1. Tim. 4, 14; 2. Tim. 1, 16), sonder wenn
etliche, so neulich getauft, die sichtbarliche ga-
ben des h. Geistes begerten, legten sie ihnen die
hende uf (Acto. 8, 1735), durch welches, ob sie
schon nit alwegen die weissagung, mancherlei spra-
28 Augustinus, De baptismo 3, 16; MPL 43, 149; CSEL
51, 213. Zur Tradition: Gratian, C. 1 qu. 1 can. 74;
Friedberg 384; Hyperius, De catechesi 4;Var. op.
1, 499; Calvin IV, 19, 12; Niesel 5, 446.
29 Vg]. Hyperius, De catechesi 3; Var. op. 1, 475ff.
30 W. Diehl, Zur Geschichte der Konfirmation 12f.;
JT. Fr. Bachmann, Die Geschichte der Einführung
der Confirmation 51.
31 Vgl. Bucer, De Ordinat. leg. ministr. eccl.; TA 255.
32 Vgl. Hyperius, De catechesi 3; Var. op. 1, 475f.
33 Mk 6 ? Die Bibelstelle fehlt bei Hyperius, vgl.
Anm. 35.
34 Statt Act 16 muß Act 6, 6 gelesen werden; vgl.
Hyperius, De catechesi 3; Var. op. 1, 476 f. und vgl.
die folg. Anm.
35 Zu der Aufeinanderfolge der Bibelstellen und zu den
drei Formen der Handauflegung vgl. Hyperius, De
catechesi 3; Var. op. 1, 476 ff. und seine Elementa
Christianae Religionis; ed. W. Caspari 61.
36 Vgl. Hyperius, De catechesi 3; Var. op. 1, 476f.
37 „Kinderlehr“ als Übersetzung von catechesis bzw.
von catechismus; vgl. Hyperius, De catechesi; Me-
lanchthon, Catechismus, das ist eine Kinderlehre

chen und dergleichen herlichen gaben entpfingen,
in welchen die kraft der wunderwerken gesehen
ward36, so uberkamen sie doch ein volkomliche er-
kantnus der warheit, trost, mut und bestendigkeit
in derselbigen bekantnus und mancherlei frucht
der liebe, meßigkeit und zucht, welches die wort
des apostels Pauli gnugsam bezeugen (2. Tim. 1, 6f);
Ich ermane dich, spricht er, daß du erweckest die
Gabe Gottes, die in dir ist, durch die uflegung mei-
ner hende. Denn Gott hat uns nicht gegeben den
geist der forcht, sonder der kraft, der liebe und der
zucht etc.
Und doher ists ohne zweifel kommen, daß under
den heuptartickeln der angehenden christen- oder
kinderlehr37 auch ein sonderlicher artickel von der
uflegung der hende erzelet worden, wie Heb. 6
[1f]38 abzunemen ist. Denn sie hiltens darfür, es
würde allen getauften sehr fürderlich und nützlich
sein, wenn für sie in der kirchen mit uflegung der
hende gebetet würde, damit, so hernach, wenn die
tyrannen oder ketzer zu wüten oder zu tyranni-
siren anfingen39, die gottseligen desto besser gerüst,
unerschrocken und getrost die warheit bekennen
könten, nachdem ihr gemüter, durch die innerliche
wirkung des h. Geists entzündt, mehr lust und freu-
digkeit hetten zur warheit und gerechtigkeit. Umb
derselbigen ursachen willen haben alle kirchen et-
liche jar lang nach der apostel zeit, als nicht mehr
1543; Suppl. Melanchth. 5, 1, 89. Vgl. J. Mayer,
Geschichte des Katechumenats und der Katechese
in den ersten sechs Jahrhunderten, 1868, S. 7;
Fr. Fricke, Luthers Kleiner Katechismus in seiner
Einwirkung auf die katechetische Literatur des Re-
formationsjahrhunderts, 1898, S. 5; W. Caspari, Kon-
firmation 8. 52.
38 Um die prakt. Theologie von der Bindung an die
artes liberales zu lösen, gründet Hyperius sie auf ent-
sprechende Bibelstellen. Für die Katechetik und den
Katechismusunterricht ist ihm die Grundlage Hebr
6, 1 f., auf der er sowohl das 3. Kap. seiner Cate-
chesis als auch seinen Katechismus Elementa Chri-
stianae Religionis aufbaut. So bildet auch die impo-
sitio manuum einen eigenen Abschn. der katecheti-
schen Lehre. Vgl. De catechesi 3; Var. op. 1, 475ff.;
Elementa Christ. Rel. ed. Caspari 8. 12. 28. 39. -
Über seine Begründung von Hebr 6, 1 f. vgl. De ca-
techesi 3; Var. op. 1, 463 f. Über die Schwierigkeiten,
die ihm aus diesem Schema entstehen, vgl. W. Cas-
pari 12.
39 Vgl. Hyperius, De catechesi 4; Var. op. 1, 499.

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