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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0305
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Kirchenordnung 1566

vonnöten noch nutz war, die warheit und vergewis-
serung der lehr des evangelii mit wunderwerken zu
bestetigen40, diese weise und form, nemlich zu be-
ten und die hende ufzulegen denen, so neulich ge-
tauft worden, behalten. Wie denn dieses offenbar
ist aus den worten Augustini, von der taufe wider
die Donatisten im dritten buch41, da er spricht:
Der heilige Geist wird itzund durch uflegung der
hende mitgegeben, die zeitliche und sichtbarliche
hohe gaben und wunderwerk zu bezeugen, wie er
erst gegeben ward zur bestetigung des neuen glau-
bens und den anfang der kirchen zu erweitern.
Denn wer wartet itzt uf dasselbige, daß diejenigen,
welchen die hende, den heiligen Geist zu entpfa-
hen, ufgelegt werden, sobald anfahen mit zungen
zu reden ? Sonder es wird verstanden, daß durch
innerliche wirkung des heil. Geists in ihren her-
zen entzündet werde die liebe Gottes durch das
band des friedens, damit sie könten sagen mit dem
apostel (Rom. 5, 5): Die liebe Gottes ist ausgegos-
sen in unsere herzen durch den heiligen Geist, wel-
cher uns gegeben ist. Es seind auch anderstwo von
40 Vgl. Hyperius, De catechesi 3; Var. op. 1, 476f. (ter-
tia forma impositionis manuum).
41 Augustinus, De baptismo 3, 16; MPL 43, 148f.;
CSEL 51,212. Zur Tradition: Calvin IV, 19, 12;
Niesel 5, 446f.
42 Vgl. Hyperius, De catechesi 4; Var. op. 1, 499.
43 Augustinus, De baptismo 5,23; MPL 43, 192f.;
CSEL 51, 289 f. Zur Tradition: Hyperius, De cate-
chesi 4; Var. op. 1, 498f.; Calvin IV, 19, 12; Niesel
5, 447.
44 Gratian, C. 1 qu. 1 can. 74; Friedberg 384 zitiert
nicht De bapt. 5, 23, sondern Debapt. 3, 16. Die Vor-
lage der Ordnung bildet bier eine Tradition, die
etwa bei Hyperius (De catechesi 4; Var. op. 1, 499)
und Calvin (IV, 19, 12; Niesel 5, 446f.) deutlich
wird: beide zitieren neben De bapt. 5, 23 auch De
bapt. 3, 16. In der Ordnung liegt wohl ein Auslas-
sungsfehler vor.
45 Augustinus, De baptismo 3, 16; Gratian, C. 1 qu. 1
can. 74; Friedberg 384. Zur Tradition vgl. Hype-
rius, De catechesi 4;Var. op. 1, 499. Vgl. auch vorige
Anm.
46 Conc. Elib. can. 39; Mansi 2, 12. Zur Tradition:
Hyperius, De catechesi 4; Var. op. 1, 499.
47 Zur Zitatenreihe: Hieronymus, Contra Luciferianos;
Leo Papa, ep. 35 und 77, vgl. Hyperius, De catechesi
4; Var. op. 1, 499. Jedoch ist das Zitat Leos in der
35. Epistel (ord. ant.) nicht zu finden. Bemerkens-
wert ist hier Calvin IV, 19,4 (Niesel 5, 438f.):
Huius moris (= impositionis manuum) saepe men-
tionem faciunt veteres. Leo Papa, Siquis ab haere-

dieser sachen klare zeugnus und vornemlich von
denen, welche von der ketzerei wider zur kirchen
kamen42, da erzelet wird, wie ihnen erstlich die
reine lehr sei erkleret worden, darnach haben sie
vor der ganzen kirchen ihre bekerung und rechten
glauben offentlich bekant, demnach habe die ganze
kirch für sie gebetten und seien zugleich mit dem
gebet ihnen die hende ufgelegt worden. Des seind
zeugen Augustinus, von der taufe contra Donati-
stas lib. 5 cap. 2343, aus welchem ort lesen wir
etliche wort geschrieben44 1. quaest. C. Manus45,
item concilii Elibertini canone 3946 etc. und Leo
Papa in 35.47 und 77. epi.48.
Derhalben nach dem exempel der prophetischen
und apostolischen kirchen werden bei uns in unsern
kirchen diejenigen, so in der kindheit getauft, in
der lehr des catechismi (so bald es möglich) under-
richtet und, nachdem sie dermaßen zugenommen,
daß man verhofft, sie haben ein zimlichen verstand
der heuptartickel christlichen lehr des catechismi,
wie die in vieler gelerter bücher begriffen, vornem-
lich Lutheri49, Melanthonis50 und Brentii51, wer-
ticis redit, ne iterum baptizetur: sed quod illic ei
defuit, per Episcopalem manuum impositionem vir-
tus Spiritus ei conferatur (Epist. 39). Clamabunt hic
nostri adversarii, Sacramentum iure vocari, in quo
Spiritus sanctus conferatur. Verum ipse Leo alibi
explicat quid bis verbis sibi velit, Qui apud haere-
ticos baptizatus est, inquit, non rebaptizetur, sed
Spiritus sancti invocatione per manuum impositio-
nem confirmetur: quia Baptismi tantum formam
sine sanctiflcatione accepit (Epist. 77). Meminit et
Hieronymus contra Luciferianos. Zu dem Zitat aus
der 39. Epistel Leos bemerkt Niesel (5, 439 Anm. b),
daß die Institutio-Ausgaben von 1543-1554 dieses
Zitat in der 35. Epistel suchen (vgl. CR 1, 1068).
Calvin hat den Fehler gemerkt und in den späteren
Ausgaben geändert. Sollte eine Abhängigkeit des
Hyperius und damit der Ordnung von den frühen
Ausgaben der Institutio zu vermuten sein ? Zum
Zitat selbst vgl. Leo I., ep. 166, 2; MPL 54, 1194. Zu
der ganzen Zitatreihe vgl. H. Jahr CXXVff.
48 Leo I., ep. 159, 7 (ord. ant.: ep. 77, 7); MPL 54,
1138.
49 Zur Literatur vgl. J. M. Reu, D. Martin Luthers
Kleiner Katechismus 1926; G. Cl. Draud, Hessi-
sches Hebopfer 6, 1757 Stück57, S. 649ff.; Fr. Frik-
ke, Luthers Kleiner Katechismus in seiner Einwir-
kung auf die katechetische Literatur des Reforma-
tionsjahrhunderts 1898; J. Hartmann, Aelteste
katechetische Denkmale der evangelischen Kirche,
oder die kleinen Katechismen von Brenz, Altham-
mer, Lachmann und Luther, aus den Jahren 1527

19 Sehling, Bd. VIII, Hessen I

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