Kirchenordnung 1566
den sie zu gewisser bestimpter zeit erfordert, ehe
sie zum abendmal des Herrn zugelassen werden,
die bekantnus ihres glaubens offentlich vor der gan-
zen kirchen zu tun und den gehorsam des evangelii
zu versprechen52. Da denn alsbald vor sie Gott an-
geruffen wird, daß er ihnen solche bekantnus und
göttlichen willen mehren, sterken und erhalten
wölle, und werden mit dem gebet zugleich von den
kirchendienern ihnen die hende ufgelegt. Niemand
aber soll verstehen, daß wir die uflegung der hende
dermaßen gebrauchen, als hilten wir sie vor ein
sacrament Christi und seiner kirchen53.
Denn sie erstlich nit von Christo dermaßen ein-
gesetzt wie die hei. taufe und das hei. abendmal des
Herren54, sonder es haben sich ihrer die erzvät-
ter, Christus und seine aposteln gebraucht.
Zum andern wird auch nirgend in der hei. schrift
gelesen, daß sie also von Gott und Christo befohlen
sei, daß niemand könne die seligkeit erlangen, es
werden ihm denn die hende ufgelegt, wie wir wis-
sen, daß gebotten ist von der hei. taufe, loan. 3
[5]: Es sei dann, daß jemand geboren werde aus
wasser und Geist, kann er nit in das reich Gottes
kommen. Item vom nachtmal: Solches tut, so oft
ihrs tut, zu meinem gedechtnus [1. K 11, 25]. Item:
Nemet, esset etc. [1. K 11, 24], allein haben wir das
exempel Christi und der apostel.
(3) Wir haben auch kein gewisse wort, so der-
bis 1529, 1844; F.W. Hassencamp, Kirchen-
geschichte 2, 506ff. — Vgl. auch die Gottesdienst-
ordnung 1532, S. 77.
50 Die katechetischen Arbeiten Melanchthons: Suppl.
Melanchthoniana, Phil. Mel. Schriften zur prakt.
Theologie 1 (Katechetische Schriften); Supp. 5, 1
hrsg.Ferd. Cohrs 1915. Zur Literatur vgl.F. Cohrs,
Phil. Melanchthon in seiner Bedeutung für den reli-
giösen Jugendunterricht 1912, 493ff. In Betracht
kommt vor allem Melanchthons Catechismus puerilis
von 1540 (1543).
51 Zum Gebrauch der Brenzschen Katechismen in Hes-
sen vgl. Gottesdienstordnung 1532, S. 77; F. W.
Hassencamp, Kirchengeschichte 2, 509. Vgl. auch
den Einfluß der Brenzschen Katechismen auf die
Fragstücke der KO 1566, S. 300 Anm. 90.
52 Vgl. S. 303.
53 Vgl. jedoch dazu das Regensburger Buch, Art. 13:
Desacramento confirmationis, bei K. Th. Hergang,
Das Religionsgespräch zu Regensburg i. J. 1541 und
das Regensburger Buch, 1858, S. 152.
54 Vgl. jedoch Hyperius, De catechesi 4; Var. op. 1, 499.
halben uns vorgeschrieben wie in der taufe oder im
abendmal. Es ist auch kein sonderlich element ver-
ordnet, zu welchem die wort kemen und ein sacra-
ment mechten55.
Und zuletzt ist auch kein verheißung, die ver-
gebung der sünden oder das ewig leben zu erlan-
gen, der uflegung der hende zugeton56. Derhalb ge-
brauchen wir uns nit der uflegung der hende als
eines sacraments des neuen testaments, sonder als
einer sehr alten ceremonien57 von den vättern und
kirchendienern, beide vor und nach Christo gewon-
lich gebraucht, wann sie begerten, daß einem in
sonderheit vor andern christlichen gaben des hei.
Geists mitgeteilet würden. Denn wir vernehmen,
daß gemeiniglich umb dieser ursach willen von den
vättern, Christo und den aposteln mit einem gleu-
bigen gebet oder segen den kindern, den alten, so
neulich getauft, den kranken, den verordneten zum
kirchenampt58 die hende zugleich ufgelegt seind
worden, welche ceremonien die alten vätter in der
warheit nit anders gehalten und gedeutet, denn
einem brauch der kirchen, den ihren von Gott etwas
guts zu wünschen. Was ist die uflegung der hende
anders, spricht Augustinus, contra Donatistas lib. 3
cap. 1659, dann ein gebet uber den menschen ?
Hieronymus, wider die Luciferianer60, spricht:
Weißtu nit, daß dies der kirchen brauch ist, den ge-
tauften hernach die bende ufzulegen, damit also
55 Vgl. oben S. 282 Anm. 99 und Calvin IV, 19, 5;
Niesel 5, 439.
56 Aus diesen letzten Sätzen ist die Definition eines
Sakraments gut zu entnehmen. Es gehören zusam-
men: Einsetzungswort, Element und Verheißimgs-
wort, welches sich auf die Vergebung der Sünden oder
die Erlangung des ewigen Lebens bezieht.
57 Vgl. die Kasseler KO 1539, S. 124.
58 Zu den drei Formen der Handauflegung vgl. oben
Anm. 35 und Hyperius, De catechesi 3; Var. op. 1,
476 ff.
59 Augustinus, De baptismo 3,16; MPL 43,149; CSEL
51, 213. Zur Tradition: Gratian, C 1 qu. 1 can. 74;
Friedberg 384; KO Calenberg-Göttingen 1542;
Sehling VI, 2, 841; Hyperius, De catechesi 4; Var.
op. 1, 499; Calvin IV, 19, 12; Niesel 5, 446; ferner
vgl. oben Amn. 44f.
60 Hieronymus, Contra Luciferianos 8f.; MPL 23, 163f.
Zur Tradition: KO Calenberg-Göttingen 1542, Seh-
ling VI, 2, 841; Hyperius, De catechesi 4; Var. op. 1,
499; Calvin IV, 19,4; Niesel 5, 438f. und oben
Anm. 47.
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den sie zu gewisser bestimpter zeit erfordert, ehe
sie zum abendmal des Herrn zugelassen werden,
die bekantnus ihres glaubens offentlich vor der gan-
zen kirchen zu tun und den gehorsam des evangelii
zu versprechen52. Da denn alsbald vor sie Gott an-
geruffen wird, daß er ihnen solche bekantnus und
göttlichen willen mehren, sterken und erhalten
wölle, und werden mit dem gebet zugleich von den
kirchendienern ihnen die hende ufgelegt. Niemand
aber soll verstehen, daß wir die uflegung der hende
dermaßen gebrauchen, als hilten wir sie vor ein
sacrament Christi und seiner kirchen53.
Denn sie erstlich nit von Christo dermaßen ein-
gesetzt wie die hei. taufe und das hei. abendmal des
Herren54, sonder es haben sich ihrer die erzvät-
ter, Christus und seine aposteln gebraucht.
Zum andern wird auch nirgend in der hei. schrift
gelesen, daß sie also von Gott und Christo befohlen
sei, daß niemand könne die seligkeit erlangen, es
werden ihm denn die hende ufgelegt, wie wir wis-
sen, daß gebotten ist von der hei. taufe, loan. 3
[5]: Es sei dann, daß jemand geboren werde aus
wasser und Geist, kann er nit in das reich Gottes
kommen. Item vom nachtmal: Solches tut, so oft
ihrs tut, zu meinem gedechtnus [1. K 11, 25]. Item:
Nemet, esset etc. [1. K 11, 24], allein haben wir das
exempel Christi und der apostel.
(3) Wir haben auch kein gewisse wort, so der-
bis 1529, 1844; F.W. Hassencamp, Kirchen-
geschichte 2, 506ff. — Vgl. auch die Gottesdienst-
ordnung 1532, S. 77.
50 Die katechetischen Arbeiten Melanchthons: Suppl.
Melanchthoniana, Phil. Mel. Schriften zur prakt.
Theologie 1 (Katechetische Schriften); Supp. 5, 1
hrsg.Ferd. Cohrs 1915. Zur Literatur vgl.F. Cohrs,
Phil. Melanchthon in seiner Bedeutung für den reli-
giösen Jugendunterricht 1912, 493ff. In Betracht
kommt vor allem Melanchthons Catechismus puerilis
von 1540 (1543).
51 Zum Gebrauch der Brenzschen Katechismen in Hes-
sen vgl. Gottesdienstordnung 1532, S. 77; F. W.
Hassencamp, Kirchengeschichte 2, 509. Vgl. auch
den Einfluß der Brenzschen Katechismen auf die
Fragstücke der KO 1566, S. 300 Anm. 90.
52 Vgl. S. 303.
53 Vgl. jedoch dazu das Regensburger Buch, Art. 13:
Desacramento confirmationis, bei K. Th. Hergang,
Das Religionsgespräch zu Regensburg i. J. 1541 und
das Regensburger Buch, 1858, S. 152.
54 Vgl. jedoch Hyperius, De catechesi 4; Var. op. 1, 499.
halben uns vorgeschrieben wie in der taufe oder im
abendmal. Es ist auch kein sonderlich element ver-
ordnet, zu welchem die wort kemen und ein sacra-
ment mechten55.
Und zuletzt ist auch kein verheißung, die ver-
gebung der sünden oder das ewig leben zu erlan-
gen, der uflegung der hende zugeton56. Derhalb ge-
brauchen wir uns nit der uflegung der hende als
eines sacraments des neuen testaments, sonder als
einer sehr alten ceremonien57 von den vättern und
kirchendienern, beide vor und nach Christo gewon-
lich gebraucht, wann sie begerten, daß einem in
sonderheit vor andern christlichen gaben des hei.
Geists mitgeteilet würden. Denn wir vernehmen,
daß gemeiniglich umb dieser ursach willen von den
vättern, Christo und den aposteln mit einem gleu-
bigen gebet oder segen den kindern, den alten, so
neulich getauft, den kranken, den verordneten zum
kirchenampt58 die hende zugleich ufgelegt seind
worden, welche ceremonien die alten vätter in der
warheit nit anders gehalten und gedeutet, denn
einem brauch der kirchen, den ihren von Gott etwas
guts zu wünschen. Was ist die uflegung der hende
anders, spricht Augustinus, contra Donatistas lib. 3
cap. 1659, dann ein gebet uber den menschen ?
Hieronymus, wider die Luciferianer60, spricht:
Weißtu nit, daß dies der kirchen brauch ist, den ge-
tauften hernach die bende ufzulegen, damit also
55 Vgl. oben S. 282 Anm. 99 und Calvin IV, 19, 5;
Niesel 5, 439.
56 Aus diesen letzten Sätzen ist die Definition eines
Sakraments gut zu entnehmen. Es gehören zusam-
men: Einsetzungswort, Element und Verheißimgs-
wort, welches sich auf die Vergebung der Sünden oder
die Erlangung des ewigen Lebens bezieht.
57 Vgl. die Kasseler KO 1539, S. 124.
58 Zu den drei Formen der Handauflegung vgl. oben
Anm. 35 und Hyperius, De catechesi 3; Var. op. 1,
476 ff.
59 Augustinus, De baptismo 3,16; MPL 43,149; CSEL
51, 213. Zur Tradition: Gratian, C 1 qu. 1 can. 74;
Friedberg 384; KO Calenberg-Göttingen 1542;
Sehling VI, 2, 841; Hyperius, De catechesi 4; Var.
op. 1, 499; Calvin IV, 19, 12; Niesel 5, 446; ferner
vgl. oben Amn. 44f.
60 Hieronymus, Contra Luciferianos 8f.; MPL 23, 163f.
Zur Tradition: KO Calenberg-Göttingen 1542, Seh-
ling VI, 2, 841; Hyperius, De catechesi 4; Var. op. 1,
499; Calvin IV, 19,4; Niesel 5, 438f. und oben
Anm. 47.
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