Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0313
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung 1566

Diener: Erkennest und bekennest du denn auch
mit diesen glauben, daß du durch die kraft und
macht des Sohns Gottes und Maria seiest ein wares
und lebendiges glied der kirchen, welcher heupt
Christus Jesus ist, und daß du in der kirchen durch
das blut Christi abgewaschen und gereiniget bist und
dir alle deine sünd vergeben, auch daß der tod und
uferstehung Christi aus gnaden durch den glauben
dir also zugeeignet, daß dir durch den tod Christi
verhehen werde, den sünden abzusterben und umb
seiner uferstehung willen uferstehen zum neuen le-
ben, damit du ein neuer mensch, durch Christum
zugericht, könnest gottsehg, züchtig und gerecht hin-
furters leben ?
Kind: Ich erkenne und bekenne es.
Diener: Gleubst du auch an h. Geist, ein heilige,
algemeine christliche kirche, welche ist ein gemein-
schaft der heiligen, vergebung der sünden ?
Kind: Ich gleube es von herzen.
Diener: Erkennest du und bekennest durch die-
sen glauben, daß dir im namen Christi von Gott dem
Vatter geschenkt werde der h. Geist, der dich lehre,
erinnere und in alle warheit leite, auch dich tröste
und dich sampt allen andern, so in der algemeine
rechte ware christlichen kirchen seind, erwecke und
helfe zu warem glauben und vertrauen an Christum,
rechten guten werken und allen gehorsam, so du dem
evangelio Christi zu leisten pflichtig bist, und zuletzt,
nachdem du in derselbigen kirchen vergebung der
sünden durch den glauben an Christum entpfangen,
gewiß, fröhch und freudig gewarten darfst die herr-
liche uferstekung der toten und erbschaft des ewigen
lebens ?
Kind: Ich erkenne und bekenne es.
Diener: Hast du auch aus warem vertrauen an
Christum ein bestendigen vorsatz, dein leben und
wandel nach Gottes wort dermaßen anzustehen, wie
es wol anstehen und gebüren wih dem, so dem teufel
und der welt abgesagt, den christlichen glauben be-
kant und die hei. tauf nach der einsatzung Christi
mit frucht entpfangen hat ?
Kind: Ja, ich hab mirs vorgenommen durch Got-
tes gnade. Und damit ich Christo meinem Herrn und

82 Vgl. die Formulierungen der Wittenberger Konkor-
die 1536, bei E. Bizer, Studien zur Geschichte des

der gemeinschaft der h. christlichen kirchen in allem,
so zur waren christlichen religion gehört, desto neher
zugeton werden möge, begere ich heftig mit andern
christen und gleubigen, zum tisch des Herrn zu
gehen und des leibs und bluts Christi teilhaftig zu
werden.
Diener: Was beweget dich, daß du solches be-
gerest ?
Kind: Erstlich weil ich weiß, daß durch dieses h.
abendmal, in welchem mir mit brot und wein82 der
ware leib Christi und sein wares blut uberreicht und
gegeben wird, mein glaub und vertrauen an Chri-
stum wunderbarhch geübt und gesterkt wird und
das ganz geistlich leben in mir gemehrt und kreftiger
gemacht, sintemal, so wir uns zuvor geprüft und von
diesem heiligen brot essen und heiligen kelch des
Herrn drinken, vor allen dingen halten ein ein-
brünstig und andechtig gedechtnus unsers hei-
lands Christi, so vor unser sünd gelitten und ge-
storben ist.
(2) Zum andern bezeugen und verkündigen wir,
daß wir durch den leib Christi, den er vor uns in tod
gegeben, und sein blut, das er vor uns vergossen hat
zur vergebung der sünden, welches wir itzunder auch
teilhaftig werden, viel treffhcher woltaten von Chri-
sto entpfangen.
(3) Sagen wir dem Herrn Christo vor solche große
woltaten lob, preis, ehr und dank.
(4) Erinnern und ermanen wir uns des testa-
ments, so Gott in Christo mit uns ufgericht durch
den gnadenbund, und dargegen, was wir vermöge
solches bunds Gott dem Vatter in Christo zu erzeigen
schuldig seind.
(5) Machen wir uns warlich teilhaftig des gegen-
wertigen leibs und bluts Christi, welche uns warlich
nht brot und wein uberreicht werden, darzu alles
seines verdienst, so er mit seinem leib und blut er-
worben hat.
(6) Beweisen wir hiemit offentlich, daß wir mit
dem tisch und drank der teufel, das ist mit aller lehr,
gottesdienst, tradition und haltung, so mit Gottes
wort streiten und dem entgegen stehen, kein gemein-
schaft haben wollen, sie werden gleich von jüden
Abendmahlsstreits 117f., und diejenigen der Frag-
stücke, unten S. 302f.

297
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften