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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0314
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Kirchenordnung 1566

oder heiden, Mahometisten83 oder antichristen ge-
braucht.
(7) Bekennen wir, ob wol unser viel seien, welche
von einem brot teil nemen, so seien wir doch alle
ein leib in Christo, unserm heupt, derhalben wollen
wir die brüderliche lieb unter uns fleißig und treu-
lich üben.
(8) Ermanen und erinnern wir uns, so viel wir wir-
dig von dem leib und blut des Herrn essen und trin-
ken, daß wir bestendig in Christo bleiben und er in uns.
(9) Zum letzten, wenn wir uns des nachtmals Chri-
sti gebrauchen, so geben wir ein anzeigung, daß wir
der herrhchen auferstehung unserer leibe am jüng-
sten tag und das ewige leben durch Christum gewiß-
lich zu gewarten haben.
Dieweil denn nun die kraft und frucht des heiligen
nachtmals Christi also herrlich und groß ist, begere
ich billich, daß es mir gleich wie andern gleubigen
gereichet und mitgeteilet werde.
Diener: Der Herr verleihe gnad, daß du dieser viel-
faltigen geisthcher frucht und himlischer güter reich-
lich teilhaftig werdest.
Kind: Wenn ich des nachtmals Christi teilhaftig
werde, alsdenn will ich erkennen, daß ich der gemein-
schaft aller heiligen auserwelten in der kirchen Got-
tes, in welcher allein vergebung der sünden und vol-
kommene seligkeit erlangt wird, zugeton sei, damit
ich in dem bekentnus heiliger lehr, im gebet und ge-
brauch der heiligen sacrament in einer rechtschaf-
fenen allgemeinen christlichen kirchen unter einem
heupt Christo, auch unter bischoffen und hirten, so
der heilige Geist gesetzt hat, zu weiden die gemein
Gottes, welche er durch sein eigen blut erworben
hat [Act 20, 28], alle dinge gemein habe mit den hei-
ligen kindern Gottes. Und derhalb, so lange ich lebe
mit Gottes hilf, will ich dem evangelio Christi aus
glauben gehorsam sein, auch ein teil am reich Gottes
und ewigen leben durch Christum Jesum unsern hei-
land erwarten.
Diener: So höre ich wol, daß du dir fürgenommen
hast in allem, was du itzund alhie offentlich für Gott
dem Vatter, dem Herrn Christo, seinen engeln und
der kirchen bekant hast, mit Gott zu verharren.
83 Als Leugner der Trinität. Vgl. auch die Augsbur-
gische Konfession Art. 1; Bek. Schrr. 52 Anm. 1.
84 Zur ganzen Frage: Kasseler KO 1539, Erfurter

Kind: Ja, ich habe mirs fürgenommen, weil mir der
gütig Gott seine gnade verleihet und durch seinen
heiligen Geist hilft. Und damit ich solchs erlangen
möge, bitt und bezeuge ich für der ganzen kirchen,
daß sie für mich im namen Christi ein gebett zu Gott
tun wolle. Amen.
So ihrer mehr seind, die das bekentnus tun sol-
ten, denn daß jedes sonderlich könt verhöret wer-
den, ist genug, daß, nachdem eines oder zwei, wie
itzt gemelt, geantwortet, die andern, wie nachfol-
get, ordentlich dermaßen allein gefragt werden.
Diener: Gleubstu und bekennest also und ergibst
dich genzlich Christo deinem Herrn, der gemein-
schaft der heiligen, auch der christlichen kirchen,
wie du itzunder gehört hast, daß dieses kind gleubt,
bekent und sich dem Herrn Christo, der gemein-
schaft der heiligen und der christlichen kirchen er-
geben hat ? Alsdenn soll jedes kind für sich selbst
antworten: Ja, durch die gnad und hilf Gottes und
so fern mir Gott seinen heiligen Geist verleihet84.
(10) Wenn nun also, wie gemeldt, die bekantnus
des glaubens geschehen ist, so betet der diener in
seinem und der kirchen namen (welche er heißt uf-
merken und in der stil mit- und nachbeten) also:
Almechtiger und barmherziger Gott85, der du
allein alle gute werk in uns anfahest, bestetigest und
volnbringest, wir bitten dich vor diese kinder, die
du deiner kirchen geschenkt und durch die heilige
tauf widergeboren und nun auch so weit erleuchtet
hast, daß sie diese deine gnade und güte und ihre
erlösung in Christo deinem lieben Sohn, unserm
Herrn auch selbst erkennen und vor deiner gmein
bekant haben, sterk dies dein werk, das du in ihnen
angefangen hast, mehre ihnen deinen heiligen Geist,
uf daß sie in deiner kirchen und gemein und warem
gehorsam des evangelii stetigs bleiben und bestendig
beharren, daß sie kein mund falscher lehr noch
fleischhche luste von bekanter warheit irgend ab-
treibe, sondern gib ihnen, daß sie zu allem deinem
gefallen an Christum deinen Sohn, unser gemeines
heupt, immer wachsen und einmal erreichen ein vol-
komlich menlich alter in aller weisheit, heiligkeit
und gerechtigkeit, damit sie dich und deinen lieben
Druck, S. 125 Anm. 1.
85 Vgl. Kasseler KO 1539, Erfurter Druck, S. 125f,
Anm. 1,

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